Tadjikistan 7 Seen Tal
Wir überqueren die Grenze in unser drittes STAN-Land und betreten wiederum völlig fremden Boden. Der Grenzübertritt verläuft problemlos und es dauert nicht lange und wir haben wieder eine lokale Simcard, sind mit der Welt vernetzt.
Die wirtschaftliche Lage ist nicht wirklich rosig. Das kleine Land ist immer wieder Spielball der Großmächte gewesen. Mal gab es ein Abkommen mit den USA, damit der Truppennachschub nach Afghanistan stattfinden konnte. Dann gab es Unterstützung von den Russen, als die NATO sich aus Afghanistan wieder zurück zog und Anfang des 21. Jhd. betrat China diese Bühne. Der Östliche Riese überschwemmt das Land mit billigen Produkten, baut Straßen und investiert in den Bergbau – sprich, nimmt sich Bodenschätze dafür. Tadschikistan hat ein Präsidialsystem, wobei letztlich alles in der Hand eines Familienclans ist. Und die Tatsache, dass der Präsident im Zentrum der Hauptstadt Duschanbe trotz Wirtschaftsmisere einen neuen Palast mit goldener Kuppel in einem völlig neu errichteten Regierungsviertel hat erbauen lassen, beweist, dass der Personenkult noch kein Ende gefunden hat.
Tadschikistan ist ein Land der Berge, Flüsse und Seen und über die Hälfte des Landes befindet sich mehr als 3000 Meter über dem Meeresspiegel. Also eines ist schon mal klar – wir sind hier nicht auf der Suche nach kulturellen Highlights, sondern wollen die Natur genießen. Unser erstes Ziel ist somit das 7-Seen-Tal in den Fan-Bergen. Der Legende nach entspringen diese herrlichen Gewässer den 7 wunderschönen Töchtern eines Bauern, der leider keine dieser Grazien abgeben wollte. Leider geriet er bei diesem missglückten Handel an einen bösen Zauberer, der darüber sehr erzürnt war. Tja, und schwubs waren sie weg, die hübschen Töchter und übrig blieben nur jene traumhaften Gewässer. Die Fahrt hierher ist nicht ganz ohne: Vier Stunden für ca 40 km ist ein ambitioniertes Unterfangen, würde ich sagen. Es reicht uns dann aber auch und wir finden einen Stellplatz am 3. See. Vielleicht wären wir auch noch weiter rauf gekommen, vielleicht hätten wir auch noch ganz oben irgendwo am See oder auf einem schönen Wiesenplatz mit Blick auf ein Gewässer parken können. Ja vielleicht. Vielleicht aber wären wir auch nicht an dem einen oder anderen Felsvorsprung vorbei gekommen und vielleicht hätten wir viel Stress mit Gegenverkehr oder mit der Baustelle gehabt. Und um all dem vorzubeugen, bleiben wir auf dem mäßig schönen Baustellengelände am 3.See stehen und fahren mit dem Motorrad nach oben! Bei Kaiserwetter bringt uns das Zweirrad auf wirklich abenteuerlicher Piste immer wieder entlang des steilen Abhangs bis auf 2400 Meter zum 7. See. Die wenigen Ansiedlungen dazwischen geben Zeugnis vom harten Leben hier oben. Aber die Landschaft ist absolut beeindruckend. Das Blau extrem intensiv, eingerahmt von den Gipfeln der Fan-Berge. Christian wandert vom letzten See noch über eine Stunde weiter nach hinten ins Tal und kommt zu einem wohl letzten Dorf. Die extreme Abgeschiedenheit dort hat die Sozialstruktur geprägt. Frauen und Kinder erscheinen ihm ungewöhnlich verängstigt und zurückgezogen, so wie man das ansonsten hier im Land nicht erlebt. Tadschikistan lebt grundsätzlich einen sehr moderaten Islam, das wäre also nicht der Grund. Aber Landschaft prägt die Menschen – das haben wir schon an vielen Orten so wahrgenommen. Unten, auf unserem Baustellenplatz kommen wir wieder ein bisschen zur Ruhe, sind froh, unser Moped dabei zu haben und hoppeln nach drei Nächten wieder die Piste schadfrei nach unten. Es wundert also nicht, dass früher dieses Tal Anziehungspunkt für viele russische Touristen war, als es noch ein Erholungsheim gab, das dann leider irgendwann einer Schlammlawine zum Opfer viel. Es ist einfach wunderschön hier!
