Usbekistan

 

Die Märchenstadt Chiwa

 Bis jetzt hat uns Usbekistan nur mühsame Fahrstunden beschert, jetzt aber tut sich ein Fenster in eine neue Welt auf. Und genau deshalb haben wir diese Reise unternommen, um genau diese Highlights der alten Seidenstraße zu erkunden. Chiwa, und insbesondere seine abgeschlossene Altstadt, Ichan Qala, ist einer dieser Höhepunkte jeder Zentralasienreise. Zugegeben, ein bisschen mutet sie wie ein Freilichtmuseum inmitten einer wüstenhaften Gegend an, aber deshalb nicht minder schön. Und da Besonderheiten immer ein Magnet für Touristen sind, spielt sich eben auch hier so einiges ab. Zur „falschen Zeit“ in den Gassen, heißt dann eben sich zwischen den Touristenschlangen und Fähnchenträgern hindurch zu schlängeln. Da ich aber nicht mit ihnen um einen Fototermin am Kamel oder im usbekisch kaiserlichen Thronsessel buhle, stören sie mich wenig. Wir parken ja grandios vor der alten Stadtmauer und können uns so jeweils für den richtigen Zeitpunkt einer Besichtigungstour entscheiden. Das heißt für Christian also früh morgens, am Nachmittag und wieder zur blauen Stunde J. Ein Schlaraffenland für den Fotografen! Der große Parkplatz füllt sich tagsüber immer wieder einmal mit Bussen, leert sich aber spätestens am Nachmittag und wir sind fast alleine. So alleine, dass Christian sogar das Fahrerhaus kippt, um den Luftfilter zu wechseln. Auch daran stört sich niemand. Das Wetter ist ideal für eine Stadtbesichtigung. Ein kurzer Regenschauer tut dem keinen Abbruch, ganz im Gegenteil, so kühlt es in der Nacht optimal ab und beschert uns erholsamen Schlaf.

In den Gassen der Altstadt spürt man den Geist vergangener Zeiten. In den Palästen fühlt man sich unweigerlich in die mittelalterliche Märchenwelt von 1001 Nacht erinnert. Das politisch einst mächtige Khanat hat eine prächtige Hauptstadt entstehen lassen. Heute lebt Chiwa aber nicht nur vom Tourismus, sondern auch von der Landwirtschaft, insbesondere Reis, Kürbisse und Baumwolle werden angebaut. Und letzteres hat ja zu Sowjetzeiten leider mit dazu geführt, dass dem Aralsee Wasser in viel zu großen Mengen entnommen wurde, um die Baumwollproduktion zu steigern. Kein Vorteil ohne Nachteil, wo die Gier an Oberhand gewinnt - einst wie heute auch!

Der Reiz der Altstadt zieht uns über vier Tage in ihren Bann und wir sind immer wieder aufs Neue begeistert. Ich merke ganz stark, wie viel mir die Schönheit kultureller Baukunst und der Charme urbanen Lebens bedeuten. Die Kargheit der Steppe, gepaart mit dem Grau exkommunistischer Jahrzehnte ist nicht meine Welt. Hier fühle ich mich wieder wohl. Herz und Hirn wieder aufgefüllt mit wunderbaren Eindrücken machen wir uns auf zum nächsten Highlight – Buchara.