Zauberhafte Koulikalon Seen

 

Sicher, vom 6. See aus hätten wir in 4-5 Tagen zu den Koulikalon Seen wandern können. Aber schließlich wollten wir Styros nicht so lange alleine lassen J. Also nehmen wir ihn mit und fahren ins nächste Tal. Die Auffahrt ist wieder alles andere als ein Honiglecken. Aber wir wissen ja bereits, Tadschikistan ist ein Land der Berge! Ich muss zugeben, dass ich mich manchmal des Eindrucks nicht erwehren kann, dass alle Highlights hier wirklich schwer „erarbeitet“ bzw. „erfahren“ werden müssen. Vielleicht soll das so sein, bestimmt aber bleibt das für mich mit ein bestimmender Eindruck dieses Landes. Wir wissen, dass es zuerst noch so etwas wie löchrigen Asphalt gibt und dann auf den letzten 12 Kilometern Piste folgt. Alles ist machbar, nichts wirklich gefährlich, aber Christian darf nicht eine Minute seine 100%ige Aufmerksamkeit verlieren. Fehler sind hier nicht erlaubt! Es holpert also wieder gewaltig für gut 2 ½  Stunden, bis wir oben sind. Manchmal wird es auch gehörig eng, weil links der Berg und rechts die Schlucht ist, und im Dorf hängen die Äste so tief, dass Christian wieder einmal unsere Säge auspacken muss. Die Dorfbewohner helfen aber auch gleich beim Entsorgen, also wir sind wirklich überall willkommen. Immer wieder gibt es diese Momente, in denen ich mich darüber wundere. Kommen wir doch protzig mit einem so riesigen Teil in ihre doch so ärmliche Gegend. Aber nein, es gibt keine Resentiments, es gibt nur freundliche Gesichter und einen Daumen nach oben! Das berührt mich immer wieder und lässt mich sehr dankbar für diese Gastfreundschaft sein!

Zugegeben, etwas geschlaucht kommen wir im Alpinlager Artuch an. Tourismus ist hier nicht fremd, die Region ist für Wanderer und Bergsteiger durchaus bekannt und auch darauf ausgelegt. In den Sommermonaten Juni-August ist hier durchaus Betrieb. Aber für gewöhnlich werden Touristen mit Pickups nach oben gebracht, und nach getaner Wanderung wieder zurück ins Tal. Nur vereinzelt ambitionierte Selbstfahrer finden ihren Weg hier nach oben. Mit uns sind noch zwei weitere Fahrzeuge unserer Gruppe und alle genießen wir diesen wunderschönen Stellplatz auf herrlicher Wiesenfläche zwischen Ziegen, Eseln vor traumhafter Kulisse.

Christian und ich beschließen, eine 2-Tageswanderung zu den Koulikalon Seen zu machen. Also packen wir Proviant, warme Kleidung, Zelt, Schlafsack usw. und steigen auf. Mit uns geht Sibyl, die aber keine Nacht oben verbringen wird. Der Aufstieg ist abschnittweise mühsam, aber auch nicht besonders schwierig. Nach drei Stunden erreichen wir unser Ziel und sind völlig von den Socken, wie wunderschön es hier ist. Ein alpines Märchenwunderland. Blaue Lagunen in alles Schattierungen, prächtige Wachholderbüsche und Thuien mit extrem verwundenen Stämmen. Dieser Drehwuchs verleiht den Stämmen mehr Festigkeit und verdeutlicht, welchen harten Bedingungen die Natur hier ausgesetzt ist. Aber nicht nur die, auch die wenigen Menschen, die hier den Sommer verbringen, haben gelernt, damit umzugehen. Kleine Steinhäuser, ein Kaminofen zum Kochen und auch zum Wärmen, nackter Betonboden mit Decken ausgelegt. Und für jeglichen Transport hier nach oben sorgen Esel. Um 18.00 Uhr gibt’s für uns Laghman, die typisch tadschikische Nudelsuppe mit allem, was an Zutaten die Küche so her gibt. Wir haben dieses Gericht schon öfter in leckeren Varianten gegessen. Hier oben verständlicher Weise gibt die Küche halt nichts her …. Also bleibt es bei einer dünnen Suppe, mit Karotten und wenigen Stücken Fleisch, dafür mit völlig zerkochten gatschigen Nudeln!!! Was soll`s, runter damit!

Wir schlagen unser kleines rotes Zelt für die Nacht auf, besorgen uns noch eine Zusatzdecke und zumindest ich bereite mich auf Frieren vor. Und ja, was soll ich sagen – ich hab`s saukalt empfunden, trotz mehrerer Schichten im Schlafsack. Christian meinte, es wäre schon ok gewesen. Wir sind uns nun mal nicht in allem einig J.  

 

Der Abstieg nach unten ist einfach nur mühsam. Auf rutschigem Geröll steil bergab zu gehen, ist nun mal anstrengend und ich bin am Ende, wenn es auch gar nicht lange gedauert hat, ziemlich fertig. Vielleicht haben wir auch tags zuvor zu viel Sonne abbekommen, wer weiß. In der Nacht danach, wieder zurück im LKW, besucht mich Montezumas Rache und ich verbringe einen ganzen Tag völlig schaumgebremst im Erholungsmodus. Aber abgesehen davon war es ein wunderbares Erlebnis und ich bin froh, dass wir es gemacht haben!