Malaga und Granada

Ja, schon richtig – eigentlich haben wir Lockdown in Österreich. Dennoch, wir verlassen unser Haus, um für ein paar Tage auszubrechen. Alle Tests und Vorkehrungen haben wir getroffen und schließlich geht es in ein Land mit deutlich niedrigerer Inzidenz, als dies auf Ö zutrifft. Wir haben also auch kein schlechtes Gewissen und freuen uns auf diese Auszeit. Alles läuft nach Plan und wir starten in Malaga mit unserem kleinen Mietauto. Bevor es ins Quartier geht, machen wir noch einen kurzen Abstecher zum Stellplatz eines Reisefreundes, der mit seinem Reise-LKW quasi an der Promenade am südlichen Stadtrand steht. Es ist immer schön, in der Ferne gleichgesinnte zu treffen, auch wenn wir diesmal ja ohne unseren „Dicken“ unterwegs sind. Wir müssen uns aber beide sehr rasch eingestehen, dass wir das zu dieser Jahreszeit in dieser Gegend auch gar nicht wollten. Zu kalt, zu windig, zu städtisch. Also haben wir die richtige Wahl getroffen.

Bereits im ersten Quartier stellen wir fest, dass es die Spanier mit den Coronamaßnahmen deutlich strenger nehmen, als wir das von Ö gewohnt sind. Hier hat man ein echtes Trauma erlebt. Zu viele Menschen sind schwer erkrankt, zu viele verstorben, der neunmonatige Lockdown für die Gastro hat die Menschen extrem sensibilisiert. Viele tragen daher auch im Freien Maske und gegessen und gesessen wird so lange im Freien, wie es nur irgendwie geht. Koste es an Kleidung und Decken, was es wolle! Obwohl wir die einzigen Gäste zum Abendessen sind, will man uns bei echt ungemütlichen Temperaturen draußen sitzen lassen. Nach gutem Verhandeln geht es dann doch noch anders – aber es war schwierig. Also ein etwas frostiger Einstieg in Malaga.

Eine kurze Stadtbesichtigung zum Castillo de Gibralfaro, in die Kathedrale de la Encarnation und durch die schön gepflasterte Altstadt gibt einen ersten – wenn auch nicht atemberaubenden – Eindruck von Andalusien.

Auf unserer Fahrt nach Granada wollen wir zuerst in den Naturpark Torcal de Antequera in die Berge. Die Idee war gut, der Zeitpunkt allerdings schlecht. Die Torres und alle anderen geologischen Highlights halten sich im dichten Nebel versteckt. Und auch die Temperatur hier auf über 1000 Meter ist alles andere als einladend. Also nichts wie runter. Schnell ein neues Quartier in Granada suchen und schon sind wir dort. Die Entfernungen sind ja nicht besonders weit, die Straßen sind gut und Verkehr gibt es eher wenig.

Granada wir von Poeten oftmals als „Paradies auf Erden“ oder auch als (wieder mal J) „schönste Stadt der Welt“ bezeichnet. Nachdem wir schon viele wunderbare Plätze gesehen haben, zollen auch wir dieser Stadt schon alleine aufgrund ihrer Lage Tribut. Das Zentrum ist verkehrstechnisch eine ziemliche Herausforderung, da die Gassen sehr eng und die Möglichkeit, einen Parkplatz zu finden, faktisch gegen Null geht. Wir wohnen daher auch etwas außerhalb und nutzen die großen Umgehungsstraßen, um dorthin zu kommen, wohin wir wollen. So ist alles kein Problem. Und natürlich wollen wir die Alhambra sehen! Der Wintereinbruch die Tage davor lässt diese Trutzburg herrlich vor der schneebedeckten Kulisse der Sierra Nevada erstrahlen. Christian taxiert Sonnenstand und Blickwinkel und wir erkunden das Gelände zum besten Zeitpunkt mit ganz wenigen Touristen.

Das Wahrzeichen der Stadt ist eine weitgehend erhaltene Palaststadt aus der Zeit der Mauren, in der einst bis zu 2500 Menschen lebten. Es gibt Paläste, einfachere Wohngebäude, Werkstätten und natürlich herrliche Naturgärten und Bäder. Einiges viel leider der christlichen Eroberer zum Opfer, aber die herrlichen Paläste der nasridischen Sultane haben die Zeit überlebt.

 

 

Lange noch sitzen wir am Nachmittag hoch oben, über den Gassen des Albaycin, jenes einst gutbürgerliche Viertel wohlhabender Handwerker, und blicken über die Stadt. Man könnte durchaus noch länger in dieser Stadt verweilen. Unsere Reisedauer lässt das diesmal aber nicht zu.