Col du Iseran

 

Wir beginnen den Tag mit vollständig bedecktem Himmel, frühstücken noch und bauen das Zelt ab aber dann geht es los. Es schüttet aus Kübeln. Zu allem Überfluss verfahren wir uns noch und suchen im Wolkenbruch nach dem richtigen Weg. Nachdem das geklärt war und wir wieder auf richtigem Kurs sind bleiben wir dann doch stehen und warten erst mal - so kann man nicht fahren zudem die nächsten Pässe der Col du Lautaret , der Col du Galibier und der Col de Iseran sind . Alle so um die 2500 m hoch. Irgend wann hört es dann doch zu regnen auf und wir fahren über die beiden ersten Pässe bei Nebel und schlechter Sicht.  Den Col de Iseran wollen wir für morgen aufsparen - vielleicht ist das Wetter dann besser. Aufgeben tut man schlussendlich nur einen Brief. Wir kommen durch das Tal des L´arc  und stehen bald vor dem Schloss von Kaiserin Maria Theresia. Davor ein netter Park - wir versuchen es . Es ist zwar ungefähr so als ob man im Schlosspark von Eggenberg das Zelt aufstellen würde aber wer nix riskiert der nix gewinnt. Wir bleiben unbehelligt - 20 min nachdem das Zelt steht - was wohl - es schüttet wieder. Jetzt war ich schnell genug und werfe Matte , Schlafsack und etwas zu essen ins Zelt, Josef beschließt in seinem Zelt nur im Ledergewand am Boden sitzend auf das Ende des Regens zu warten - vergebens. Nach 3 Stunden wirft er wutentbrannt das Handtuch, holt sich die notwendigen Dinge im Regen vom Motorrad, kocht sich entnervt eine heiße Suppe und bezieht seinen Schlafsack. Mir gings in dieser Hinsicht besser, dafür versuche ich mittlerweile kleinere Wassereinbrüche aufzutrocknen bzw. umzuleiten.

 

 

 

Beim  ersten Blick frühmorgens aus dem Zelt meine ich jemand hat die Burg von Maria Theresia geklaut – ich sehe nichts – dichter Nebel. Es nützt nichts , aufstehen , Kaffee kochen, frühstücken , ein durch und durch nasses Zelt verstauen, wir fahren los mit dem ersten Ziel Col de Iseran.  Immerhin 2764 Meter hoch und damit der höchste offiziell befahrbare Pass in den franz. Alpen. Hoffentlich liegt kein Schnee auf der Straße. Mittlerweile reißt der Nebel wenigstens etwas auf und wir sehen frisch verschneite Bergspitzen. Die Temperatur fällt und wir ziehen auch ohne Regen unser Regengewand an – es ist kalt . Und es wird noch kälter, der Thermometer ist im Sinkflug und findet seinen Tiefpunkt bei – 1,5 Grad. Frischer Schnee links und rechts der Straße, der Schneepflug war schon vor uns da . Na super ! Trotz Allem , zwischendurch kommt auch schon mal die Sonne durch und beschert uns großartige Blicke auf die umliegende hochalpine Landschaft, Schilifte und Schifahrer inklusive – irgend Etwas haben wir da anscheinend verwechselt …..

 

Es geht durch Val d´Isere – es gibt nichts hässlicheres als Skiorte im Sommer ohne Schnee.  Unten angekommen ist es endlich etwas wärmer , in Bourg Saint Maurice wird getankt und ich habe einen mittleren Adrenalinschub – ich übersehe ca. 5 cm tiefen Schlamm den der Regen zusammengeschwemmt hat, rutsche mit beiden Reifen weg und zaubere so 2 bis 3 Meter dahin bis die Reifen endlich wieder Grund greifen . Gerade noch mal gut gegangen – Josef passiert dasselbe dann 2 Stunden später – glücklicherweise auch ohne Sturz.

 

 

 

Nachdem die Route des grandes Alpes ja bekanntlich vom Mittelmeer bis zum Genfer See führt war es speziell Josef  ein Anliegen zumindest eine Nacht am Genfer See zu verbringen. Mein heutiges Anliegen ist es dagegen einen sonnigen , trockenen Platz zu finden um endlich einmal alles aufzutrocknen, den klammen Schlafsack zu lüften und meinen persönlichen Hygienezustand mittels Wäsche und Rasur wieder auf  Tag Null zu stellen.  Auch etwas Wäsche waschen wäre von Nöten .  Wir fahren also durch wirklich schönes französisches Alpenvorland, endlich wird es wieder etwas wärmer, trotz allem türmen sich wieder Haufenwolken auf und man kann den Mount Blanc leider  nur schemenhaft erkennen. Also weiter Richtung Genfer See. Kurz vor dem Seeufer finden wir doch glatt einen französischen Lidl und kaufen Hühnerfilets und  4 Biere – man gönnt sich ja sonst nichts. Am See ereilt uns diesmal sozusagen ein Glücksfall. Auf Anhieb finden wir einen wunderbaren Platz in Form eines öffentlichen Parks mit Bäumen und herrlichem Strand. Etwas unschlüssig ob wir es wohl riskieren können hier zu zelten gefällt uns der Platz dann so gut dass wir das Risiko einfach eingehen. Zelt aufbauen, waschen , Sachen trocknen , Josef  kühlt die Biere im vorbeifließenden Bach , rasieren etc. etc . Es geht uns gut . Eine Schar Schwäne füttern wir mit altem Brot bis wir sie dann schlussendlich vertreiben müssen da sie sehr lästig und aggressiv werden . Fotografieren , kochen , auf den Abend vorbereiten. Josef brät das Huhn , ich schneide Salat als Josef meint dass jetzt der richtige Moment für ein kaltes Bier gekommen sei. Ich gehe also zum Bach und finde dort – nichts ! Ich frage Josef wo die Biere wohl wären ? „Genau vor dir“ kommt als Antwort . Da ist aber nichts ! Josef vergisst auf das Huhn in der Pfanne und kommt gesprungen und findet ebenso – nichts ! Keine Frage – unser Bier ist weg ! Mutmaßungen über  Mutmaßungen , Bier in Dosen ist leichter als Wasser und es schwimmt , ich frage Josef ob er das Bier auch mit Steinen beschwert hätte – hat er nicht – meint aber dass die Biere in einer kleinen Bucht sicher gelegen wären und eine Beschwerung nicht notwendig gewesen wäre. Mittlerweile ist allerdings der Wasserspiegel etwas höher und es könnte zumindest sein dass sich die Dosen damit selbständig gemacht haben und mit Kurs Schweiz über den See treiben. Es könnte ja so gewesen sein ! Josefs eindeutige Erklärung ist, dass die Schwäne am Plastiksackerl mit den Dosen gezogen haben und den Sack so aus seiner Bucht gezogen haben. Möglicherweise könnten es auch , Betonung liegt am Konjunktiv, Spaziergänger gewesen sein...... Sei es also wie es sei – das Ergebnis ist dasselbe – wir sitzen trotz See am trockenen. Trotzdem schmeckt das Huhn hervorragend ,etwas verfeinert mit nunmehr 2 Gläsern lauwarmes Cola, der Blick über den See ist grandios, ebenso die aufziehenden Gewitterwolken und die Blitze die sich in denselben entladen. Wir haben Glück – das Gewitter bleibt in der Schweiz und wir kriegen in der Nacht nur einige Tropfen ab.