Auf altbekannten Wegen  Koh Bulon Leh 

An einen Sehnsuchtsort zurück zu kehren, dessen Zauber schon einige Male funktioniert hat, birgt immer ein gewisses Risiko. Nie kann man mit Sicherheit sagen, ob die Jahre dazwischen dem Paradies Schrammen verpasst haben. Wir befinden uns im Tarutao Nationalpark und eigentlich sind bauliche Veränderungen hier verboten. Aber es bedarf keines Exkurses über die Macht des Geldes um zu wissen, dass diese Vorgaben relativ sind,  situationselastisch wie ein Kinderhupfgummi sozusagen. Aber JA, die Insel hat über drei Jahrzehnte der Versuchung standgehalten. Die Coronakrise hat jedoch schon etwas verändert. Viele Touristen sind ausgeblieben, kleine Unterkünfte sind bankrott gegangen, haben zugegeben auch bauliche Ruinen hinterlassen. Diese menschlichen Eingriffe holt sich die Natur jetzt wieder peu à peu zurück, was in dieser Zwischenphase leider nicht wirklich schön aussieht – Ruinen eben. Wirklich Neues ist bis zu unserem letzten Aufenthalt vor 2 Jahren nicht dazu gekommen. Heuer sehen wir erstmals eine neue Baustelle, ein kleines Resort wächst aus dem Dschungel, gleich direkt neben unserem. Schön kann es werden, ganz bestimmt. Der Platz ist ein Traum. Ob sich mit dieser Erneuerung auch das Flair der Insel verändern wird? Das können wir nicht sagen, das hängt davon ab, wie sich das kleine Resort positionieren wird. Die Backpacker und Traveller-Szene ist schon seit längerem etwas kleiner hier auf der Insel geworden. Ansonsten sind es fast nur Wiederholungstäter oder solche, die auf eindringliche Empfehlung den doch recht aufwendigen Weg hierher angetreten haben. Für uns ist die Mischung einfach perfekt. Eine einfache Anlage, die trotzdem alles bietet, was uns wichtig ist. Genügend Möglichkeiten für hervorragendes Essen, ein Strand, der nicht schöner sein könnte und ein dörfliches Leben, das thailändisches Flair nicht vermissen lässt.

Ich liege also weiter in meiner Hängematte auf der Holzterrasse unseres Häuschens einfach so rum, blicke in diesen wunderbaren Park vor mir, mit den herrlichen alten Bäumen und Palmen, der an seinem Ende in weiß pudrigen Strand und weiter in eine türkis-blaue Wasserlinie mündet. Immer wieder gleitet einer der beeindruckenden Hornbill Vögel durch den Park, meist turteln sie sogar zu zweit als Pärchen durchs Geäst. Man hat dem Dschungel recht achtsam etwas Land abgerungen, wodurch für uns erst eine Existenz hier möglich wurde. Steinwege verbinden die einzelnen Häuschen, Solarlichter weisen auch nachts den Weg. Das Personal sorgt für saubere Zimmer und frische Wäsche und hält den Park vor herabfallenden Kokosnüssen oder vertrockneten Palmblättern sicher. Ein Blick nach oben verdeutlicht einem sehr schnell die Relativität dieser Aussage! Erst gestern machte es wieder „Krabummm“…. und die altersschwache Kokosnuss landete zwei Meter neben uns. Das Leben bleibt gefährlich, aber spannend J

Das Schauspiel des Morgens, wenn die Natur im Dschungel und draußen am Horizont langsam erwacht, ist immer grandios. Noch in der Dunkelheit erwachen Insekten und Vögel mit langsam anschwellender Geräuschkulisse, die einen ganz klein und nichtig erscheinen lässt. Zuerst ganz langsam und am Ende doch unverblümt rasch schiebt sich die Sonne hinter dem Horizont nach oben und lässt den Himmel rosa werden, bevor sie alles in gleißendes Tageslicht hüllt. Dann wird es wieder leiser im Dschungel. Nicht an jedem Morgen erlaubt es mir mein Biorhythmus, daran Teil zu haben, aber wenn, dann genieße ich es sehr.

 

Abends, kurz vor der Dämmerung, starten die Zikaden ihren Gesang. Dann wird es hier richtig laut und das Rauschen der Brandung geht in ihrem Zirpen völlig unter. Das hochfrequente Surren wird so unglaublich laut, und es erstaunt mich immer wieder, dass ich sie nicht sehen kann. Sie stecken damit ihr Revier ab und Männchen balzen um die Gunst der Weibchen – ein tierisches Tollhaus! Mit Einbruch der Dämmerung wird es dann allerdings auch unangenehm. Eine Spezies bemächtigt sich der Szenerie, die mich vertreibt – dem allabendlichen Kamikazeflug der Moskitos gebe ich mich kampflos geschlagen und räume für so ca. 30 Minuten freiwillig das Feld. 1:0 für die summenden Quälgeister. Meine Zeit kommt erst wieder danach, wenn die Dunkelheit an Kraft gewinnt und den Dschungel noch ein Stück geheimnisvoller gestaltet. Ich hab mir mittlerweile eine Patina aus Insektenschutzmittel angeeignet und wir starten den Weg in unser Lieblingsrestaurant ins Dorf. All abendlich treten wir den steilen Weg den Berg hinauf durch den Dschungel an, um zu dem kleinen einheimischen Restaurant zu wandern. Mittlerweile bleiben wir immer bei Bah hängen, die gemeinsam mit ihrer Mutter ganz erstklassige Thaiküche serviert und zudem noch besonders herzlich ist. Wir haben sie, auch ihre schusselige Art, mittlerweile (eigentlich schon seit unserem letzen Aufenthalt) richtig liebgewonnen. Mal verrechnet sie zu viel, mal zu wenig – wir helfen dann bei der Aufklärung – mal vergisst sie eine Bestellung  …. Aber immer ist sie liebenswert und dennoch bemüht. Den Abschluss des Abends bildet dann meistens ein letztes Bier in unserem eigenen Resort, direkt am Meer bei einer angenehmen Brise, bis wir uns zwar erholt aber dennoch angenehm müde in unser Häuschen im Park zurück ziehen. Noch ein kritischer Rundumblick, der Ausschau hält nach Kakerlaken, giftigen Da Kaap-Tausendfüßlern oder anderem Getier, noch eine letzte kühlende Dusche und schon geht ein Tag im Paradies zur Neige. Süße Träume ….