Koh Lanta - zwischen Ursprünglichkeit und Massentourismus

13 Nächte sind nun doch genug für unser Inselparadies, immer „mehr vom Guten“ macht es bekanntlich ja nicht besser. Also lassen wir die Süße am Gaumen, verlassen Koh Boulon und steuern unser nächstes Ziel an – die Insel Koh Lanta. Starke Ebbe zwingt uns zuvor aber noch dazu, über glitschige Steine und Meeresschlick gut zwei Fußballfeldlängen zu unserem Longtail-Zubringer zu gelangen. Das große Gepäck wird getragen, wir haben aber ohnedies mit uns genug zu tun. In typischer Thai-Manier wird der Kahn bis zur Kante vollgestopft um Diesel für ein zweites Boot zu sparen. Es schaukelt, das Motorengeräusch ist ohrenbetäubend und dafür stinkt der Motor ganz besonders grausam. Aber gut, wir erreichen sicher das Speedboot nach Norden und nun beginnt „Das Umsteigemanöver auf offener See“. Vier Passagiere springen vom höheren Speedboot auf unser niedrigeres Longtail runter, nur blöd dass genau meine Tasche dort vorne am Bug liegt und als weiche Unterlage für die Landung dient. Ja, und wir klettern über eine windige Leiter nach oben. Sicherheitsrichtlinien sind hier ein Fremdwort, jeder ist für die Unversehrtheit seiner Zehen und Finger selbst verantwortlich, denn eingeklemmt ist hier schnell etwas!! Dann wechselt der knattrige Diesel gegen das Gedonner von 900 PS Schubkraft und wir brettern 2 ½ Stunden über die Wellen.

Wenn man am Pier von Koh Lanta ankommt, merkt man gleich, dass man touristisch aufbereiteten Boden betritt. Das Tuk Tuk zu unserem Resort kostet gleich mal das 5 Fache des sonst angemessen Preises. Nun gut, man einigt sich irgendwo in der Mitte. Unsere Anlage ist nun völlig anders, als es dies in den 13 Tagen davor war. Christian beschreibt es so treffend…“man ist hier nicht mehr Eins mit diesem Land“. Wir haben den „Touri-Planet“ betreten und sind nun selber Teil davon. Kurz sind wir geneigt nur noch das wenig schöne Gesicht des Massentourismus zu sehen, aber genauso rasch schließen wir diese Büchse auch wieder zu und lassen uns auf Koh Lanta ein.

Als erstes muss ein Roller her, Mobilität lautet das Zauberwort. Nach längerer Abstinenz hören wir auch wieder das vertraute „Ding-Dong“ beim Betreten eines Seven Eleven und schon ist auch unser Kühlschrank in unserem Häuschen mit kaltem Chang und Cola gefüllt. Ja, all das ist unglaublich einfach hier in Thailand, macht das Reisen natürlich auch so  entspannt. Und wenn man die ausgetretenen Touristenwege ein klein wenig verlässt, dann entdeckt man durchaus reizvolle Aspekte der Insel. Unser Zweirad bringt uns in die Region weitläufiger Kautschuk- und Ölpalmen-Plantagen. Ich gebe zu, zum ersten Mal gezeigt zu bekommen, wie genau der Kautschuk aus der Rinde gezapft wird. Eigentlich wird die Arbeit eher früh morgens oder noch in der Nacht erledigt, da produzieren die Bäume mehr. Wir haben aber Glück, und ein Plantagenbesitzer geht gerade zu Werke, die vollen Kautschukkörbchen zu leeren und zum Wiederauffüllen seinen Palmen eine neue hauchdünne Narbe zuzufügen, damit der kostbare Saft wieder fließen kann. Kaum wurde ein neuer Rindenstreifen abgeschält, rinnt bereits neuer Kautschuk nach. Diese gut Kindskopf großen  Kugeln werden dann zum Kilopreis verkauft und ans Festland zur Weiterverarbeitung geliefert.

Das Geschäft mit dem Kautschuk wird wohl recht einträglich sein, der Tourismus sicher auch. Doch immer wieder passieren wir auch wirklich extrem einfache, ja ärmliche Unterkünfte. Halb verfallene Bruchbuden, würden wir es nennen, die aber eindeutig einer Familie als Zuhause dienen, was an den Utensilien rund ums Haus zu erkennen ist. Wirklich irritierend ist aber die Begegnung mit einem Köhler, der unweit der Straße seinen Ofen mit Holz voll schlichtet und gleich daneben noch so etwas „Ähnliches wie eine Behausung“ hat. Kommunikation ist leider nicht möglich, außer dass er hier wohne.

Unser Roller bringt uns quer über die Insel, lässt uns versteckte Strände entdecken und führt uns zum angeblich 1000jährigen Baum in den Dschungel. Ein Brettwurzelriese, der sich wahrlich sehen lassen kann, und wirklich sehr versteckt im dichten Urwald. Eines wird ganz schnell klar, die Natur nimmt sich Raum, sobald wir sie lassen. Und hier in den Tropen natürlich ganz besonders rasch und intensiv. Das wird auch schnell deutlich, als wir unseren Spaziergang durch den Mangrovenwald machen. Der Mensch hat ihm ein schmales Band abgerungen, in das er einen Betonpfad gesetzt hat. Anders wäre ein Begehen aber auch gar nicht möglich. Hier würde nicht mal eine Machete helfen, so dick und dicht verzweigt ist das Gehölz. Über uns schließt sich von Zeit zu Zeit das Blätterdach und schon fühlt man sich ganz klein.

Die Tagestemperaturen liegen bei gut 30 Grad und wenn sich nicht zeitweise eine dünne Wolkenschicht zwischen uns und die Sonne schieben würde, wäre es tagsüber brütend heiß. So halten wir es mittlerweile locker aus. Und immer wieder gibt es im Schatten eine Pause bei einem köstlichen Fruitshake. Das ist natürlich der über die Maßen angenehme Teil des Tourismus – Köstlichkeiten an fast jeder Ecke!

Koh Lanta punktet nicht mit puderweißen Sandstränden und karibikblauem Wasser. Der Sand ist dunkler und zum Teil sehr hart und das Wasser ist grünlich, nicht türkis. Aber die Insel ist auch nicht überlaufen, ganz im Gegenteil, eher recht ruhig und doch gibt es alles, was der Tourist so braucht. Wie gesagt, diese Symbiose mit der Natur, so wie sie Boulon noch bietet, fehlt hier. Dafür gibt es mehr menschgemachte Annehmlichkeiten. Und nun darf jeder selbst entscheiden, wo er sich mehr zu Hause fühlt J