Lefkas - die weiße Insel

Nach angenehmer Fahrt entlang 250 km wirklich schöner Landschaft erreichen wir die mittlerweile moderne Drehbrücke die die Insel Lefkas mit dem Festland verbindet. Die Ankunft bei meinem ersten Besuch hier vor nunmehr fast 35 Jahren war  vielleicht spannender  – die Drehbrücke gab es nicht – nur eine kleine Zugfähre,  an deren unebenem Blechboden wir uns gleich den gesamten Auspuff mit Topf und Rohr unseres altersschwachen Citroen GS weggerissen haben. Aber auch unsere Ankunft heute war nicht ganz ohne. Wir nehmen nach der Brücke eine einspurige Abkürzung hinter der Stadt (eh schon wissen – enge Gassen im Zentrum wollen wir vermeiden) – diese Idee haben anscheinend auch andere und so stehen wir gleich mal Aug´in Auge mit einem 4-Achser- Schotter-LKW.  Dies wäre aber noch nicht die wirkliche Herausforderung gewesen – dem Schotter-LKW folgt auch noch ein 3-Achser-Planenwagen mit Anhänger, eben genau jetzt. Was also meistens nicht der Fall ist – jetzt ist es eingetreten – wir sind die Kleinsten und müssen zurück. Retourgang rein, Spiegel schauen – ich traue meinen Augen nicht:  Hinter uns ebenfalls ein 3-Achser-Planenwagen mit Hänger.  Einen Lotto 6er hat man wahrscheinlich leichter. So stehen da nun also 4 LKWs – 2 mit Anhänger – und wollen aneinander vorbei. Pneumatikzylinder fauchen, Kupplung und Lenkgetriebe glühen – wir schaffen es irgendwie uns da heraus zu manövrieren. Wir zumindest sind draußen, die beiden Planenwagen mit Hänger stehen wahrscheinlich heute noch da – es war definitiv kein Platz dafür, als dass diese beiden elendslangen Fuhrwerke aneinander vorbei fahren hätten können.

 

Dass wir uns dann in Lefkada noch 2mal verfahren sind und im Retourgang 2 enge  Keren zurück mussten sei nur mehr am Rande erwähnt. Vollster Einsatz also auf der Suche nach dem ersehnten Traumstrand. Doch jenen meiner Jugendtage gibt es leider nicht mehr. Aufgeschüttet,  unsensibel verbaut, staubig und laut – so präsentiert er sich heute. Müssen wohl doch ein paar Jährchen seither vergangen sein?! Aber es ist bereits Abend und so ergeben wir uns in das Schicksal und ertränken es in einigen Dosen Bier und einer halben Flasche Ouzo.  Auf zu neuen Ufern am nächsten Morgen.  

 

Mit dem Motorrad geht es auf Erkundungstour aber Zeus hat es mit der Insel nicht gut gemeint und hat im November die Erde beben lassen –  auf der gesamten Westseite der Insel hat es einen gewaltigen Ruck gegeben, alle Stützmauern liegen zerbröselt am Straßenrand, die meisten Straßen hinunter zum Meer wurden unpassierbar. Somit  sind auch die anderen Traumstrände nicht mehr erreichbar da die Straßen einfach weg sind. Zuerst habe ich mich ja nicht von den entsprechenden Fahrverbotstafeln abschrecken lassen aber als ich dann vor einem Abgrund stand an dem die Straße im Nichts endete,  musste ich doch einsehen dass es nicht ganz so einfach sein wird einen guten Standplatz zu finden.

 

Letztendlich finden wir am Porto Katziki doch noch unser Paradies und stehen gleich 4 Tage an einem der schönsten Strände Griechenlands mit atemberaubendem Blick auf die weißen Felsen der Steilküste. Von diesen weißen Felsen hat die Insel auch ihren Namen.  „Levkos„ heißt auf griechisch weiß. Wir sind ja verwöhnt vom glasklaren Wasser an Asiens Stränden, aber dieses Azurblau hier steht ihnen um nichts nach. Nein, vielleicht ist es sogar noch ein bisschen kitschiger. Man möchte fast daraus trinken, so klar und einladend mutet es an. Die Temperatur ist nicht ganz dieselbe, da hinkt Griechenland um diese Jahreszeit noch ein wenig hinterher. Wir finden auch noch ein zweites so wunderbares Plätzchen und sind vollends zufrieden mit der Entscheidung Lefkas angesteuert zu haben. 

 

Mit dem Motorrad geht es dann noch in die Berge dieser zerklüfteten Insel, immerhin auf fast 1200 m Seehöhe. Nicht schlecht für eine Insel die nur max. 15 km breit ist. Oben erwartet uns eine andere Welt. Bergwiesen über und über in schönster Blumenpracht, Hochebenen  mit Landwirtschaft (hier soll´s angeblich die besten Linsen geben) und atemberaubende Ausblicke in alle Himmelsrichtungen von der höchsten Erhebung der Insel.

 

Lefkas ist immer noch eine Reise wert aber es wird zusehends mühsamer unseren Ansprüchen an geeignete Standplätze gerecht zu werden und dabei nicht all zu sehr aufzufallen. Individualreisen sind hier bald nicht mehr gefragt und zum Massentourismus passen wir nicht ganz dazu.