Gestrandet

Drei Tage mal richtig Urlaub zu machen – so steht es auf unserem Plan und genau danach suchen wir uns die nächste Bucht aus. Badeurlaub ! Ich muss hier der griechischen Romantik mal einen kleinen Seitenhieb verpassen. Echte Geheimtipps, völlig unentdeckte Winkel, kleine Shangri Las im Nirgendwo ….. all das gibt es nicht mehr wirklich. Zu sehr vernetzt sind alle, zu sehr kartographiert haben Google und Co den Planeten bereits. Also kommt es vielmehr auf den richtigen Zeitpunkt an, zu dem man das eine oder andere Kleinod für sich entdeckt. Hat man das Wetter auf seiner Seite, sitzt im Lee und die  Camper-Nachbarn passen zu einem, dann steht dem Glück allerdings nichts mehr im Wege und Griechenland zeigt sich von seiner paradiesischen Seite. Wir steuern also die von uns auserwählte herrliche Bucht an der Westseite des östlichen Fingers an.

Das letzte Dorf davor, herrlich am Hang gelegen, begrüßt uns gleich mit einer ganzen Reihe  „Umfahrungstafeln“ sozusagen  für große Fahrzeuge ungeeignet bzw. verboten -  das macht uns immer gleich mal stutzig. Was kommt da auf uns zu, da wir ja doch irgendwie durchs Dorf  müssen um an die Küste zu kommen. Gefinkelte Rückfahrmanöver im Hinterkopf, das Kratzen und Schaben von tiefhängenden Olivenbäumen im Ohr und die Gefahr schauderhaft enger Kurven unter viel zu tiefen Balkonen im Nacken, lässt uns den Dicken einfach kurz mal parken und wir schauen uns die Sache zu Fuß an. Lieber ein paar Schritte zu viel getan, als das Stimmungsbarometer auf  Null gesetzt. Rasch stellt sich heraus - eng zwar - - sollte aber  kein Problem  darstellen ! Denn was ist groß ? Es gibt ja auch noch größere... Sag ich doch eh immer J!

Die Zufahrt  geht entlang einer steilen Bergkante und schlängelt sich um Olivenbäume herum, zu deren Füßen Getreideähren einen fast goldenen Teppich legen. Insgesamt acht Kilometer schiebt sich Styros noch in vielen Haarnadelkurven und Serpentinen steil bergab, bis wir zwischen Oleanderbüschen an einem blütenweißen Kiesstrand stehen. Besonderes muss man sich erarbeiten – eine alte Camperweisheit! Ein Schild zeigt „Camping allowed (das NO ist einfach überklebt), but NO dogs on the beach “. Nun ja, die Griechen gehen mit uns Campern wirklich außerordentlich tolerant um – zumindest jetzt in der Vorsaison.  Wir finden unseren Platz in der südlichen Ecke des Strandes, leicht erhöht, nach hinten geschützt von Fels und Büschen. Wir freuen uns riesig, dass auch unsere Freunde Klaus und Barbra aus Deutschland vorbeikommen wollen. Und schon brausen sie mit ihrem Bulli die steile Straße herunter und wir verbringen daraufhin drei schöne gemeinsame Tage.

Alles ist entspannt wie vor 30 Jahren. Immer wieder kommen Griechen für ein kurzes Bad an den Strand und wünschen uns einen schönen Tag. Hin und wieder verirrt sich ein Segler in die geschützte Bucht und auch der Fischer kommt fast jeden Tag. Auf Internet wartet man hier vergeblich. Hin und wieder verirrt sich ein kurzes Signal den Berg herunter. Ohne jegliche Verlässlichkeit. Aber das wird hier ganz rasch zur Nebensache. Christian fährt mit dem Motorrad  jeden Tag ins Dorf ( 2 x sogar doppelt und somit warens auf der 8 km langen Strecke dann in Summe 240 !! km .... weil´s so schön war ), spaziert über die Platia, kauft zwei Tomaten und eine Gurke und rauscht wieder die vielen Serpentinen nach unten. TagesfreizeitJ.

Ja, die drei geplanten Tage liegen bereits hinter uns. Was tun? Das fragen nicht nur wir uns, sondern auch unsere Nachbarn, Martin und Sonja mit ihrem Rundhauber LKW und Konstantin und Sabrina mit ihrem großen Womo. Wir alle sechs können uns einfach nicht von diesem herrlichen Flecken trennen. Immer wieder beschließen wir, dies sei jetzt aber wirklich der letzte Tag.  Doch spätestens bis zum Abend haben die Wellen alle Vorsätze mit der Flut wieder mitgenommen und wir sitzen am Morgen danach immer noch da. Stuntman Konstantin springt von atemberaubender Höhe von einer Felskante ins Wasser,  Martin, Musiker und mit den längsten Dreadlocks die ich je gesehen hab, tut es ihm nach. Doch besser ist er definitiv auf seiner Handpan (ein echt cooles Musikinstrument) abends am LagerfeuerJ. Und so haben wir es echt gut gemeinsam. Wir alle drei haben ein Motorrad. Und so geht es abends die acht Kilometer nach oben…. Ohne Helm, nur mit T-Shirt, wir Frauen mit wehendem Haar hinten drauf und die Männer fühlen sich wie die wilden Hunde ihrer Jugend. Außer Konstantin, der ist ja tatsächlich noch so jung J.

 

Was für ein Spaß! Und auch die Stimmung im Dorf, in der Kneipe, sie lässt einem das Herz aufgehen. Man heißt uns überall willkommen, wartet schon auf uns, wünscht uns schöne Tage und eine gute Zeit. Und so sind aus den geplanten 3 Tagen 13 geworden – so lässt es sich aber auch wirklich wunderbar „stranden“J