Omanische Gastfreundschaft

und

Geisterstädte

 

Wir sind an einem Wendepunkt, so zu sagen am Umkehrpunkt unserer Reise. Ab jetzt geht es wieder heimwärts, auch wenn noch einige Monate vor uns liegen. Wir kommen in den Küstenort Mirbat, und an dieser Stelle ein paar Zeilen zum Charme omanischer Städte…. Wenn der Reiseführer schreibt „von den reichen Zeiten zeugen noch schöne, große Handelshäuser in der Stadtmitte“, ja dann finden sich zweistöckige Bauten mit z.T. restaurierter Fassade und kleinen garagenähnlichen Geschäften im Untergeschoß. Dort überrascht uns ein reichhaltiges Segment an Konservendosen und Fertigwaren, dafür aber eher eine kleines Angebot an frischem Obst und Gemüse, frisches Brot – Fehlanzeige, und eine bunte Mischung an Haushaltswaren. Und wenn der Reiseführer schreibt „der Ort strahlt eine ursprüngliche Atmosphäre aus“, dann muss das in unserem Sinne nicht unbedingt charmant bedeuten. Überhaupt muss ich gestehen, dass omanische Ansiedlungen nie die Attribute schön, einladend oder gar charmant von uns bekommen würden. Darin spiegeln sich wohl unsere unterschiedlichen Bedürfnisse und Vorstellungen von Lebensführung. So fallen also unsere Ortsbesichtigungen immer sehr kurz aus und dienen lediglich unseren Versorgungszwecken. Dann geht es bereits wieder in die Landschaft.

 

Was auch noch wirklich auffällig ist, dass sich kaum Leben auf den Straßen abspielt. Und dabei haben wir jetzt Winter, es ist also nicht die Temperatur, die die Menschen in ihren Häusern hält, es ist ihr Lebensstil. Auch völlig anders, als in Marokko, immerhin auch ein muslimisches Land mit z.T. ähnlichem Klima. Man sieht maximal Männer in ihren Toyotas von Laden zu Laden, von Imbiss zu Imbiss fahren. Nicht selten bleiben die Herrschaften auch in ihren klimatisierten Boliden vor der Tür sitzen, hupen mal kurz, und der behändige Inder läuft aus dem Laden, nimmt die Bestellung auf und bringt sie als bald dem Herrn des Landes. Das heißt aber nicht, dass Omanis unfreundlich wären – ganz und gar nicht. Wir werden sehr oft gefragt, ob wir Hilfe brauchen und geleichzeitig im Land willkommen geheißen. Erst neulich, als wir nach einer „Bakery“ fragten, nahm uns ein netter Omani mit seinem Landcruiser ins Schlepptau, führte uns zur Bäckerei, bezahlte dort unseren Einkauf (!) und bot uns jede Hilfe an, die wir bräuchten. Ebenso liebenswert wahren die Fischer am Strand, die uns mit fangfrischem Fisch geradezu überhäuften. Und ich weiß, es klingt dekadent, aber ich kann jetzt sagen, irgendwann ist`s genug mit fangfrischem Fisch, Langusten und Thuna-Steaks! Gebt mir ein simples Risotto oder Couscous mit Gemüse! Also man fühlt sich durchaus als willkommener Gast hier im Land. Hier entlang der Ostküste sind Frauen und Kinder im Straßenbild eigentlich kaum sichtbar. Eben auch keine Kinder vor Schulen, was ich wirklich bemerkenswert finde. Ich weiß aus meiner Erinnerung, dass es im Landesinneren (zumindest vor 7 Jahren) etwas anders war. Wir werden ja sehen. 

 

Am Dolphin-Beach versuchen wir unser Glück und hoffen, dass morgens die Delphine ihre Bahnen direkt vor dem Strand ziehen. Und ja, sie machen uns die Freude. Ich springe gehörig über meinen Schatten und stürze mich schon früh morgens noch vor dem Frühstück und dem eigentlichen Wachwerden in die Fluten und paddle hinaus. Leider bin ich einfach zu langsam und sehe sie nur vor mir springen. Christian, schon morgens auf Touren, erreicht sie rechtzeitig und sie tauchen unter ihm durch und springen vor ihm ihre Kunststücke.

 

Abends erreicht uns noch ein Notruf von Peter und Monika, die sich im Wadi As Shuwaymia mit ihrem Womo im Schotter festgefahren haben. Natürlich fahren wir gleich am nächsten Morgen dort hin. Für Styros kein Problem, ein kleiner Ruck und schon ist das weiße 7-Tonnen-Ungetüm wieder frei und alle sind glücklich.

 

Die Straße entlang der Ostküste bis dorthin ist einfach nur traumhaft. Sehr zerklüftet, mit oft grandiosen Ausblicken hinunter aufs Meer, windet sie sich zum Teil steil den Berg hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Man hat die Strecke praktisch in den Fels gehauen und Gesteinsschichten jeglichen Couleurs flankieren das Asphaltband. Irgendwann dann wandelt sich das Bild und wir fahren durch extreme Ödnis. Schnurgerade Straßen, menschleer und dann wieder Ansiedlungen wie Geisterstädte. Alle Häuser im gleichen Stil, groß und protzig, umrandet mit hohen Mauern. Einige von ihnen sind eindeutig erst in Bau und die Besiedelung erfolgt wohl erst noch.

 

Wir gönnen uns einen letzten Abstecher an die Küste zu den Sugar Dunes - unser vorerst letzter Badeplatz in herrlicher Idylle mit, wie könnte es anders sein, schneeweißen Dünen. Leider müssen wir feststellen, dass der Plastikmüll, den das Meer anschwemmt, enorm ist. Je nach Strömung sind Strandabschnitte mit diesen unschönen Farbtupfern regelrecht übersät. Und das hat nichts mit dem Müll zu tun, den die Bevölkerung vor Ort hinterlässt. Auch das ist nicht nachvollziehbar und enorm. Aber den angespülten Müll aus dem Meer, den produzieren wir alle.

 

Wir verlassen die Küste und es geht ein letztes Mal in die Wüste. Und so gibt es das nächste Lebenszeichen von uns erst wieder, wenn wir erfolgreich die Wahiba Sands durchquert haben….