Rein ins Wadi, rauf auf den Berg

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eine omanische Melange

 

Der Oman lebt als Reiseland nun mal von seinen grandiosen Naturschönheiten. Und von diesen möchten wir noch mitnehmen, was immer möglich ist. Das Wadi Shab läuft eigentlich unter den wirklich touristischen Highlights dieses Landes und aus eben diesem Grund waren wir sehr skeptisch. Aber wie immer bei solchen Hotspots kommt es darauf an, sich antizyklisch zur Masse zu bewegen. Wir sind also schon ganz in der Früh am Eingang ins Tal, setzen als erste das kleine Stück über den Flusslauf mit dem Boot über und wandern ins Wadi hinein. Als wir vor sieben Jahren hier waren, war es völlig versperrt und Sturzfluten ergossen sich nach langen Regenfällen in den Bergen daraus. Zwar auch ein beeindruckendes Schauspiel, aber eher beängstigend. Diesmal offenbart sich uns das Tal als wunderbare Oase. Immer entlang des Wassers, mal als Falaj, mal als breiterer Bach geht es tiefer hinein. Steile Felswände rechts und links begleiten unseren Spaziergang und machen uns die Mächtigkeit der Gebirge hier deutlich. Am Ende des Weges geht es nur noch durchs Wasser weiter. Und es ist warm und glasklar! Also raus aus den Klamotten und schwimmend und watend geht es weiter hinein, bis wir am Ende an einer Höhle ankommen, die den Rest des Wassers in sich aufgenommen hat. Der Weg zurück macht deutlich, wie gut unser Plan des frühen Einstiegs war….. jetzt kommen sie alle in Scharen und dieses herrliche Tal verliert schlagartig seinen mystischen Reiz. „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ oder genießt für sich alleine! Damit halten wir es und sind sehr zufrieden mit unserem Ausflug.

 

Die Berge selbst erkundet Christian für einen Tag alleine mit dem Motorrad. Über das Salma-Plateau fährt er zu den Grabtürmen und der riesigen Malj-al Jins, einer der weltgrößten Höhlendome, auf den Spuren von vor sieben Jahren. Und er ist froh, die extrem steilen Abfahren auf zwei und nicht auf vier Rädern, mit 12 Tonnen im Nacken, bewältigen zu müssen.

 

Bei unserer Fahrt nach Süden kamen wir schon mal durchs Wadi Arbyyin, aber da es so schön war, fahren wir von der anderen Seite nochmal hinein. Und jetzt, da sechs Wochen dazwischen liegen, sieht es auch ganz anders aus. Diesmal viel trockener, deutlich weniger gefüllte Pools, kein Plätschern allerorts, eher staubig. Aber ja, so wandelbar ist die Natur hier, Wind und Wetter verändern sie ständig. Doch wir finden trotzdem einen wirklich schönen Platz an einer Wasserstelle, direkt vor einer mächtigen Felswand. Und abends, da eben diese Wand die Klänge von Il Divo aus der Konserve bombastisch reflektiert, genießen wir diese Stunden in unserem 1000-Sterne-Hotel bei einem guten Glas Wein.

 

Am Weg nach Norden machen wir noch einmal in Muskat halt. Über einen Freund lernen wir die Konsulin der österreichischen Botschaft hier im Oman kennen. Cornelia, die hier erst jegliche Infrastruktur implementieren musste, lädt uns überaus freundschaftlich zu sich ein. Die eigentlichen Botschaftsräumlichkeiten sind noch nicht fertig, daher befindet sich das interimsmäßige Botschaftsbüro in ihrer Privatresidenz. Wir befinden uns also praktisch auf österreichischem Boden! So genießen wir eine ausgiebige Dusche, ein zünftiges Gulasch und österreichisches Bier in netter Gesellschaft. In eben diesen Tagen – wie ja alle Zeitschriften berichteten – wurde ein junger Österreicher wegen seines Drohnenfluges an der Cornice inhaftiert. Das gibt uns die Möglichkeit zweierlei mitzuerleben. Zum einen die Arbeit der Botschaft und zum zweiten die z.T. absolut falsche Berichterstattung in unseren Zeitungen. Wir haben den jungen Mann persönlich kennen gelernt, die Umstände erfahren und auch die Arbeit der Botschaft gesehen. Die Wirklichkeit ist oft nicht so wie sie scheint – zumindest nicht so, wie die Medien es uns glauben machen. Keine neue Erkenntnis, aber hautnah erlebt….