Das Van-Meer

 

und ein Dankeschön an dieses

wunderbare Land

Die Fahrt zum großen Vansee entbehrt großer Highlights und besticht lediglich durch die wiederum hervorragende Straße. Die Ortschaften, die wir passieren, muten irgendwie kommunistisch an. Viele Bauten sind neu, quadratisch, praktisch aus dem Boden gestampft, die meisten sehen gleich aus. Tatvan, am westlichen Rand des Sees ist bald erreicht und wir überlegen noch, auf den Nemrut Dagi zu fahren. Doch das Wetter spielt heute nicht für uns, vielleicht kommt sogar Regen und die Bergspitzen sind bereits im Wolkenmeer verschwunden. Es macht also keinen Sinn, den armen Styros 1000 Höhenmeter nach oben zu peitschen, um dann in der Kälte bei null Sicht im LKW zu sitzen. Also dann schon lieber gleich ans Seeufer, wo Thomas und Luise bereits zwei Tage vor uns einen perfekten Standplatz ausgemacht haben. Schnell wird klar, warum man diese riesige Wasserfläche auf 1648 Meter Seehöhe als Meer bezeichnet. Siebenmal so groß wie der Bodensee! Das gegenüberliegende Ufer ist nicht mal ansatzweise auszumachen. Ja, und mittlerweile vergönnt uns die Sonne einen wunderschönen Abend am Wasser. Der Vansee ist nach unserem Ermessen saukalt und er ist extrem seifig, weil ja sodahältig. Also eigentlich ideal zum Wäschewaschen – aber danach ist mir heute gar nicht mehr. Abends, wird es bald empfindlich kalt, und so sitzen wir, mittlerweile zu sechst (mit dem kleinen Felix zu siebent), gemütlich am Lagerfeuer und plaudern über das was war und auch noch kommen wird.

 

Am nächsten Tag geht es nach Dogubayazit, in die letzte Stadt vor der Grenze. Wir fahren durch Landschaften, geprägt vom Vulkanismus. Die Jahrtausende alten Gesteinserruptionen sind gut rechts und links der Straße sichtbar und geben ein archaisches Bild. Und dann plötzlich wird er sichtbar … worauf wir schon die ganze Zeit gewartet haben! Der Ararat – 5.137m! Ein ruhender Vulkan im Ararathochland, höchster Berg in der Türkei, ganz nahe an der Grenze zu Armenien, dem Iran und der aserbaidschanischen Exklave. Ich bin begeistert. Die Spitze, schneebedeckt, schiebt sich unter einem Wolkenband gen Himmel – und wir so nahe! Das sind Momente, die ganz tief gehen. Man hat auf etwas gewartet, einen Anblick, eine Sache, über die man schon im Vorfeld viel gelesen hat, etwas, das man auf Bildern schon oft gesehen hat. Und dann plötzlich darf man es live sehen. Zu weit weg zum Anfassen, zu mächtig. Aber nahe genug, um es tief drinnen spüren zu können. Ein wirklich erhebender Moment.

 

Über die gesamte Hochebene bis nach Dogubayazit geleiten uns wiederum exzellente Straßen. Es drängt sich uns unweigerlich die Frage auf, wozu diese überdimensionalen Trassen gut seien? Wir befinden uns in der Grenzregion zu Armenien und dem Iran. Also vielleicht für etwaige Truppentransporte? Wir wissen es nicht. Die Militärkontrollen nehmen hier sichtbar zu. Zweimal werden wir aufgehalten. Das zweite Mal steht plötzlich nach einer Kurve ein Panzer formatfüllend vor uns und der Soldat in gefleckter Uniform und mit Maschinengewehr in der Hand fordert Christian auf, auszusteigen. Der, ebenfalls in Militärhose (eine Ironie, die er erst in diesem Moment erkenntJ und gottseidank kein Problem darstellt!!!) – aber ohne Maschinengewehr – hüpft gleich raus …. ein paar freundliche Begrüßungsworte und alles ist gut. Christian entdeckt noch dieselbe Reifendimension am Panzer wie auf unserem Styros und schon ist das Eis gebrochen. „Türkish produktion“, erklärt der Kollege mit Gewehr. Ja, es gibt wirklich nie Probleme in der Türkei!

 

Bis zu unserem Übernachtungsplatz hoch über der Stadt direkt am Ishak Pascha Sarayi ist es nicht mehr weit und dort treffen wir auch alle wieder zusammen. Der burgähnliche Palast des osmanischen Emirs aus dem 16.Jhd ist grandios und vereint die Einflüsse seldschukischer Moscheen, armenischer Kirchen und der  osmanischen Baukunst, ähnlich gegliedert wie der Topkapi-Palast in Istanbul.

 

Und hier endet nun vorerst auch unsere Zeit in der Türkei. Hinter uns liegen 6 Wochen einer wunderbaren Reise. Die Türkei bietet so unglaublich viel und wir wussten gar nicht recht, welche Auswahl wir treffen sollten. Es war aber eigentlich auch egal, weil sich überall Interessantes entdecken lässt und das Land seine Schätze offeriert. Und eine Sache blieb die ganze Zeit allgegenwärtig: wir haben uns willkommen gefühlt! So sehr, wie noch in keinem anderen Land, das wir bereist haben. Beinahe jeder Kontakt mit der Bevölkerung hat mit einem „Hosgeldinez“ – also Willkommen – begonnen. Ein „Herzliches Dankeschön“ zurück an die Menschen in diesem Land!