Entlang der Ägäis

 

Chalkidiki war die Griechenland-Traumdestination meiner Jugend. Wer es sich schon leisten konnte, flog hierher, die anderen nahmen die mühsame Autostrecke in Kauf. Der Massentourismus ist nicht weniger geworden, natürlich nicht, aber es gibt noch ein paar Orte, ein paar Strände, ein paar Buchten, die es durchaus wert sind, hierher zu kommen. Insgesamt bleibt jene Küstenregion Griechenlands für uns weit hinter dem Peloponnes und Evia zurück. Aber wir finden unsere Plätzchen und auch immer wieder Reisefreunde, mit denen man gerne ein paar Tage gemeinsam am Strand verbringt. Das Meer ist herrlich und ein Spaziergang ans Kap oder zu einstigen Wehrtürmen bringt die faul gewordenen Gebeine wieder etwas in Schuss. Der Weg sollte das Ziel bleiben, also wollen wir auch nicht ganz so rasch durchs Land brausen, weiter gen Osten. Und doch spüren wir beide, dass es uns weiter zieht. Noch ein letzter Tag gemeinsam mit Gabi und Ralf und schon hat uns Europa frei gegeben und wir betreten asiatischen Boden. Für Styros ist das absolutes Neuland, er war noch nie in der Türkei, noch nie so weit im Osten! Wir waren uns nicht ganz sicher, ob es Kontrollen bezüglich Alkohol an der Grenze geben wird – es gab keine. Und so haben wir unsere Schätze an heimischen Weinen und den Rest vom Borstenvieh sicher über die Grenze gebracht. Man weiß ja nie J.

 

Wir haben das Meer nicht gewechselt, sind immer noch entlang der Ägäis unterwegs. Das Wasser ist nachwievor glasklar, das Wetter im Übrigen ganz herrlich, und doch hat sich etwas deutlich verändert und bestätigt unseren Drang, weiter zu ziehen. Die Menschen sind um ein Vielfaches freundlicher hier! Die Türkei heißt uns allerorts „Herzlich Willkommen“. Ein Gefühl, das wir so in Griechenland überhaupt nicht verspürten. Nur selten kam ein Dankesgruß von der anderen Seite, eigentlich nie ein erster Schritt. Hier ist das völlig anders. Bevor wir unser spärliches Türkisch an Grußformeln auspacken, lächelt man uns schon entgegen. Wir sind hier zwischen Istanbul und Izmir ja quasi in der Haupttouristengegend der Türken selbst unterwegs, also eine z.T. völlig zugebaute und in der Saison sicher übervolle Gegend. Doch sogar hier fühlen wir uns richtig wohl – eben weil willkommen. Man fragt uns, ob wir etwas brauchen würden, vielleicht eine Dusche? Eine Information? Legt uns im Vorbeigehen frisches Brot auf unseren Tisch, fragt uns nach unserem Herkunftsland und wohin die Reise gehen wird. Und zum Abschluss ein „Welcome in Turkey, have a good trip“. Das fühlt sich richtig gut an. Einziger Wehrmutstropfen an den Stränden ist der Müll. Dafür haben leider auch die sonst so liebenswürdigen Türken keine Sensoren, es ist ihnen einfach wurscht, was da an Plastik und Glas zwischen ihren Badeplätzen liegt. Eigentlich nicht nachvollziehbar, denn sie kommen ja am nächsten Tag wieder hierher. Wir sehen es ein bisschen als unseren Beitrag fürs Wildcampen, dass wir den vorhandenen Müll rund um uns auch noch einsammeln. An notwendigen Sammeltonnen fehlt es nämlich nicht.

 

Wir genießen noch ein bisschen richtiges Urlaubsfeeling, bevor wir unserer Reise mehr Tiefgang verpassen und in die alte Hochkultur der einstigen Weltstadt  Ephesus eintauchen werden.