Koloniale Dörfer


Villa di Leyva

Barrichara

San Gil

Wie schon eingangs erwähnt, der Einstieg war für uns nicht ganz so einfach – warum auch immer. Aber nun scheinen wir angekommen zu sein. Unsere Erwartungen und die Realität finden mehr und mehr zu einander und wir nehmen zur Kenntnis, dass ein Kolumbienaufenthalt ohne Spanischkenntnisse halt nur die „halbe Miete“ ist. Nicht weil es so schwierig wäre, nein, das bekommen wir mit unseren paar erlernten Vokabeln mittlerweile alles gut hin. Nein, einfach weil die Menschen hier sehr aufgeschlossen und freundlich sind, uns, den Touristen auch näher an sich heranlassen würden….. doch wir sind eben die Looser, wir sind ihrer Sprache leider nicht mächtig. So bleibt alles mehr an der Oberfläche, als es dies müsste.

Wir verlassen das Departamento Boyacà und gelangen in die Region Santander. Wir sind nur mit öffentlichen Bussen unterwegs, und diese Wahl erweist sich als durchaus sinnvoll. Das öffentliche Netz ist hervorragend ausgebaut und funktioniert auch erstaunlich präzise. Wir gelangen entlang der Ostkordillere immer weiter ins Tiefland hinunter, Vegetation und Klima ändern sich und es wird deutlich wärmer. War eben noch trocken und die Hänge von Kakteen dominiert, so wechseln wir scheinbar blitzschnell in die Subtropen und Bananenstauden, Orangen-und Papayabäume werden sichtbar. Zwischen den Bergketten ziehen sich tief eingeschnittene Schluchten und tief unten fließt der Rio Suàrez, ein Paradies für Rafter. Aufgrund der geografischen Lage und der Nähe zu Venezuela haben Schmuggleraktivitäten für die Entwicklung der Region Norte de Santander eine bedeutende Rolle gespielt. Das Gebiet war lange Zeit sehr dünn besiedelt und auch Hochburg  der  Guerilla. Wir  können gut nachvollziehen, dass man sich in dieser unwegsamen Gegend bestens verstecken kann. Es erscheint mir wie ein schlechter Witz, dass am TV im Bus (der fast immer läuft)  ein Film gezeigt wird,  in dem es unter anderem auch um eine Entführung in Südamerika geht. Wenn ich auch sonst nichts verstanden habe, so war dieses Detail eindeutig. Wo wir uns aber letztlich befinden, ist alles ruhig. Überhaupt haben wir uns eigentlich noch nie unsicher oder beunruhigt gefühlt. Es ist eine wirklich schöne abwechslungsreiche Busfahrt, die uns mittlerweile auf 780m Seehöhe nach unten gebracht hat

Wir sind in den letzten drei Tagen die wohl schönsten Kolonialdörfer Kolumbiens durchstreift: Villa de Leyva, Barichara und Giron – und ja, sie sind es wert, hier zu sein. Vielleicht nicht ganz so beeindruckend wie ihre Schwesterndörfer in Guatemala und Mexiko, aber durchaus einen Besuch wert. Wir hoffen immer noch  auf Musik und Tanz in den Gassen zu stoßen, so wie wir es aus Mittelamerika kennen.  Die Häuser sind alle wie am Schachbrett aneinandergereiht, weiß gekalkt und ausnahmslos mit Ziegel gedeckt. Die mit Natursteinen ausgelegten Gassen verlangen uns Aufmerksamkeit ab, weil gleichzeitig zu schauen und dabei nicht über den viel zu oft unebenen Boden zu stolpern, sich nicht vereinen lassen. Also immer zuerst den Boden sondieren und dann nach oben schauen – hat sich bewährt! Kulinarisch müssen wir uns noch ein wenig durchtesten. Die immer präsenten Bohnen sind nicht ganz so nach unserem Geschmack, die Ziege von gestern hat Christian überhaupt verweigert (ein echter Ziegenpeter!) und ansonsten suchen wir noch die kulinarischen Highlights dieses Landes. Aber es lässt sich auch mit verwöhntem österreichischen Gaumen hier ganz gut leben.