Tatacoa - Wüste

Unsere Fahrt vom Tierradentro hierher verläuft um zwei Stunden kürzer als gedacht. Daran erkennen wir, dass der Ausbau der Straßen in Kolumbien zügig voranschreitet. Die Fahrt über die Andenkette talwärts ist schön und z.T. durchaus spektakulär. Von Villavieja, einem kleinen Kolonialort, geht es noch 45 Min weiter in die Wüste. Und nicht allmählich, sondern ganz plötzlich verändert sich die Landschaft sprunghaft. Auch zuvor schon eher karges Grasland wandelt sich nun in eine braungraue Trockensavanne. Die Indigenen nannten diese 330km² große Ebene Tatacoa, was soviel wie „Klapperschlange“ bedeutet. Wir sind also vorgewarnt. In dieser extrem regenarmen Zone hat die Erosion bizarre, bis zu 20 Meter tiefe Canyons gefressen. Doch wie eine Wanderung am nächsten Tag gut zeigt, gibt es hier sehr wohl Wasser, v.a. im Oktober und November füllen sich die Wadis zwischen den Felskegeln. Es gibt also auch Grundwasser, was zu dem angenehmen Nebeneffekt geführt hat, dass unsere Unterkunft auch einen Pool hatte. Was wirklich eine Wohltat war, da in der bis zu 45 Grad heißen Mittagsglut keine andere Tätigkeit möglich ist. Ja, ja ein bisschen dekadent, einen Pool in der Wüste zu haben. Ansonsten allerdings konnte unsere Habitation nichts bieten. Ein Zimmer, oben offen, sodass wir unseren franz. Nachbarn wieder bon nuit wünschen konnten, ein Essen nach dem Motto „it fills the hole“, eine Schar lästiger Moskitos, denen wir in Ermangelung eines Moskitonetzes des Nächtens ein Festmahl bereitet haben, und das war`s auch schon.

Die beiden Ausflüge in die Wüste, einmal per pedes und einmal per Moped, haben sich aber sehr gelohnt. Christian meinte, ein bisschen wie „klein canyon-lands", und für mich war`s überhaupt völlig neu. Die bizarren rot-orangen Felsformationen  haben ein Labyrinth ausgebildet, aus dem man Mühe hatte, wieder herauszufinden. Dies ist nämlich der Vorteil daran, dass hier alles „überschaubar klein“ ist, man kann in die Canyons hinabsteigen. Etwas weiter fanden wir uns in einer Dünenlandschaft in Grau- und Ockertönen wieder . Einem niedergeworfenen Faltenwurf gleich ragen die filigranen und doch kompakten Sedimentformationen aus der Landschaft. Einst, im Miozän, stand hier ein Sumpfwald, der wiederum ein noch älteres Meer überwucherte. Fossile Funde können darüber Auskunft geben. Wenn die Luft in der Hitze flirrt, lassen pittoreske Sandsteintürme Fabelwesen in den Formationen erkennen, wie die Schildkröte, den Seelöwen oder den Hundekopf. Wir haben Gott sei Dank genügend Wasser mit um nicht ganz der Illusion zu erliegen.

Immer wieder werden die Ockertöne vom saftigen Grün der riesigen Kakteen unterbrochen. Und ich musste schmerzhaft lernen, dass man die kleinen roten Früchte nicht von ihrem Stamm pflücken sollte, außer man möchte die nächste Stunde damit verbringen unzählige kleinste Stacheln aus den Fingerkuppen zu zupfen. Doch es gibt auch Blüten, die dies erlauben – wenn man`s weiß und es einem jemand zeigt – die schmecken dann auch noch richtig süß. Ja, ja, nicht alles antapschen, wenn man nicht Bescheid weiß!

Somit waren diese beiden Tage trotzdem ein echtes Highlight am Ende unserer Reise.