Von Bogotà

weiter in

den Norden

Wieder mal ein völlig neues Ziel auf einem zumindest mir  noch fremden Kontinent – Südamerika, Kolumbien. Was können wir uns von diesem Land erwarten? Bedeutende kulturelle Highlights? Atemberaubende Naturschönheiten? Fremdartigkeit, Altbekanntes? Na hoffentlich von allem ein bisschen, aber diese ersten Tage haben uns auch ein wenig verunsichert, ob wir das richtige Ziel  gewählt haben. Im Moment haben wir das Gefühl, Kolumbien kann uns keine großen Highlights bieten, zu viel vielleicht haben wir auch schon gesehen. Ich weiß, das klingt vermessen, aber man sollte sich selbst gegenüber ehrlich bleiben, und man muss auch nichts beschönigen. Aber nicht zu voreilig sein, das sollte auch unsere Prämisse sein, schließlich sind wir erst wenige Tage in diesem Land.

Und etwas ist auf jeden Fall besonders – wir reisen mit unserer liebsten Freundin! Schön, dass uns Claudia für zwei Wochen begleitet. Und schließlich haben uns alle, die schon mal hier waren, begeistert von diesem Land erzählt. Also sollten wir uns einfach mal drauf einlassen!

Der Flug war diesmal besonders anstrengend, die Reihen im Flieger noch ein bisschen enger gesetzt, der Tagflug machte schlafen eigentlich unmöglich. Aber da uns Scotty das Beamen wieder mal verwehrt hatte, blieb uns nichts anderes übrig als durchzuhalten.  Doch schon am Flughafen wurden wir ja von unseren Bekannten hier in Bogota abgeholt, und Patrick, eigentlich Brite, und seine Familie nahmen uns sehr herzlich auf.

Am nächsten Morgen machen wir uns gemeinsam mit Patrick auf, Bogota zu erkunden. Diese größte Metropole der Anden auf 2600m Höhe mit ihren geschätzten 8 Mio. Einwohnern ist wahrlich keine Schönheit. Gerade noch rechtzeitig vor dem endgültigen Verkehrskollaps wurde vor einigen Jahren der TransMilenio installiert, eine Art oberirdischer Metroersatz auf Rädern, ein für den Fremden nicht wirklich durchschaubares Bussystem. Aber wir haben ja Patrick – wenngleich wir auch mit ihm zweimal in die verkehrte Richtung fahren. Wenn man Bogotà besucht, sollte man eines nicht auslassen - das Goldmuseum. Auf vier Etagen wird die präkolumbianische Goldschmiedekunst perfekt inszeniert und dargestellt. Auf hauchdünnen Fäden schweben die Exponate perfekt ausgeleuchtet in den  unzähligen Vitrinen. In der Architektur dominieren rote Backsteinbauten neben lieblos gewachsenen Satellitenstädten, die in aller Eile entstanden zu sein scheinen. In nur wenigen Jahren sind die vielen US-Straßenkreuzer aus dem Stadtbild verschwunden und die Stadt scheint viel zu rasch und ungeordnet in die Moderne zu wechseln. Bogotà erscheint uns irgendwie nervös – vielleicht ist dies nur der erste Eindruck, aber wir haben im Moment eben nur diesen. So verbringen wir zwei nette Tage mit und bei Freunden, ansonsten sind wir froh, Bogotà wieder zu verlassen.

Wir schaffen es gut den richtigen Bus raus aus der Stadt zu finden, dann noch einen weiteren bis zu unserem nächsten Ziel – Zipaquirà. Ein kleiner Ort nördlich der Hauptstadt, immer noch auf 2600m Höhe und nicht besonders warm. Eigentlich sind wir ja in der besten Reisezeit unterwegs, doch auch diesmal wieder scheint es heuer eine Ausnahme zu geben. Die Sonne bleibt hinter dicken Wolken verborgen und nachmittäglicher Regen beendet unsere Spaziergänge meist frühzeitig. Die Hauptattraktion hier ist allerdings unterirdisch – die Catedral de Sal, eine gewaltige  Kathedrale in einer  Salzmine. Ein Kreuzweg führt zum gewaltigen Dom mit einem Grundriss von 8500 m² und Platz und Luft für 8000 Personen. Von der Empore mit dem Erzengel Gabriel sieht man in den Dom mit den drei Kirchenschiffen, wo am Ende ein 16 m hohes Kreuz erstrahlt. Alles ist aus Salzgestein, die Kreuze, das Taufbecken, der Altar, einfach alles. Wir sind beinahe die einzigen Touristen und so gehört die Kathedrale uns fast alleine. Sie zu durchwandern ist gleichermaßen beeindruckend wie mystisch. Alles ist sehr spartanisch gestaltet, ein Ave Maria klingt sphärisch durch das Gestein, nur wenig Licht, kein Kitsch, nichts lenkt von der Gewaltigkeit dieses unterirdischen Bauwerks ab. Wir haben unser erstes Highlight und sind alle drei sehr begeistert.

Danach geht es weiter nach Villa de Leyva. Wieder per Bus, und nicht ganz ohne Umwege, zu ungenügend haben wir uns eingelesen, zu sehr haben wir einem „freundlichen“ Schlepper vertraut…. Ja so ist`s und man fährt schon mal 100 km zu viel, weil man im falschen Bus gelandet ist. Aber was soll`s, Lehrgeld bezahlt jeder, und jeder auch immer wieder auf solchen Reisen. Und schließlich sind wir ja angekommen.

Villa de Leyva liegt nur noch auf 2143 m und es ist spürbar wärmer geworden. Es scheint auch zum ersten Mal die Sonne und das tut uns allen gut. Der kleine Ort gehört zu den schönsten Kolonialdörfern des Landes. Rund um die Plaza Mayor reihen sich weiß getünchte Häuser mit schönen Holzbalkonen. Die Atmosphäre des Ortes und seiner Umgebung hat Jahrhunderte lang Künstler angezogen und das sieht man auch. Es ist auch eine Auszeit für uns – uns wir lassen uns treiben, spazieren herum und lassen uns jetzt vielleicht zum ersten Mal auf dieses Land ein. Hier könnte es gelingen.