Kolumbien - Resümee

Wieder war es nur ein flüchtiger Blick in ein neues Land -  was mehr kann es ehrlicher Weise denn auch sein, wenn man ohne Kenntnis der Landessprache lediglich 5 Wochen durch einen Staat reist, der so groß ist wie Frankreich, Spanien und Portugal zusammen. Wir haben die großen Highlights aus unserer Sicht nicht entdecken können, das hat die ganze Reise etwas mühsam für uns gemacht, ja zuweilen langatmig muss ich gestehen. Jeder Reisende empfindet anders, erlebt anders, richtet seinen Fokus sehr persönlich aus, zieht somit auch seine ganz individuellen Schlüsse. Und genau so muss man unsere Schilderungen auch verstehen. Aus der Erfahrung und dem Erlebten in anderen Winkeln dieser Erde ergibt sich für uns der Schluss, dass dieses Kolumbien einfach nicht ganz so viel zu bieten hat, wie wir uns dies gewünscht hätten. Die Strände, das Meer, wenngleich Kolumbien als einziges südamerikanisches  Land Zugang zum Pazifik wie auch zur Karibischen See hat, gefallen uns in Asien weitaus besser. Ja sogar das Meer in Kroatien entspricht hier mehr unseren Vorstellungen. Und die kulturellen historischen Schätze haben uns in Mexiko, Guatemala und Peru weit mehr in ihren Bann gezogen. Vielleicht aber auch, konnten wir uns nur nicht richtig darauf einlassen. Ich habe immer wieder mal drüber nachgedacht, vielleicht sind wir zu rasch gereist, mit zu vielen konkreten Erwartungen an dieses Land herangegangen. Am Ende bleiben immer Fragen offen und wir können nicht mit Bestimmtheit sagen, nicht vielleicht doch nochmal hier her zu kommen.

Und dennoch, man muss dem Land Tribut zollen, es ist sicher ein durchaus praktikables Reiseland, wenn man sich einfach nur von Ort zu Ort treiben lassen möchte. Die Menschen sind ausnahmslos freundlich und hilfsbereit, auch uns sprachbehinderten Gringos gegenüber. Kolumbien hat ein ausgezeichnetes öffentliches Bussystem, das noch dazu relativ pünktlich funktioniert. Man erspart sich hier das mühselige Handeln, ohne das es in Asien meist überhaupt nicht geht, da die Preise fair und nicht überzogen sind. Die immer präsente Frage, ob es denn nicht gefährlich sei,  hier zu reisen, können wir eigentlich ruhigen Gewissens verneinen. Natürlich hält man sich an gewisse Regeln, geht nicht spät nachts durch dunkle Gassen, um sich nicht den finsteren Gestalten, die es sicherlich gibt, als Dessert zu präsentieren. Aber ansonsten hat die Regierung es geschafft, das Land, mit Ausnahme weniger Landstriche, für die Bevölkerung und auch den Reisenden sicher zu machen. Auf der Panamericana zwischen Cali und Popayán haben wir fast  alle 500 m Soldaten zu Fuß, schwer bewaffnet auf Motorrädern, in Panzerfahrzeugen oder Schützenständen aus Sandsäcken gesehen, was dafür sorgt, dass so gut wie jeder Bus unbeschadet durchkommt. Ein Kolumbianer hat uns erzählt, dass die großen Drogenkartelle und Produzenten sich nach Mexiko und Peru verlegt hätten, weshalb es dort nun wesentlich gefährlicher wäre, als hier. In Kolumbien selbst würde nur noch die „Veredelung“ der Drogen stattfinden. Auch kein Beweis für integere Arbeitsbeschaffung, aber  Ja, man kann bedenkenlos durch Kolumbien reisen.

Kolumbien ist nach Brasilien das bevölkerungsreichste Land Südamerikas, und die Menschen haben meist sowohl europäische, afrikanische als auch indianische Vorfahren, eine ethnische Vielfalt also, die das Land sehr geprägt hat,  jede Region auf ihre Weise. Die Menschen sind ehrlich und humorvoll. Der Zwang, unbedingt etwas leisten zu müssen, um das eigene Dasein zu legitimieren, ist auch hier bei weitem nicht so ausgeprägt wie in Europa. Noch wichtiger als viel Geld zu verdienen scheint ihnen „das Leben an sich“ zu sein. Familie und soziale Zusammenkünfte stehen an oberster Stelle. Auch das sind Tatsachen, die ein angenehmes Reiseklima schaffen.

Das Essen? Na ja, das hat uns nicht  gerade zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Oftmals hat sich eine Comida corriente, das einfache und typische Mittagsmenü, noch als die beste Wahl herausgestellt. Nicht sehr abwechslungsreich aber letztlich doch von Gegend zu Gegend etwas unterschiedlich. Alle Versuche, eine Pizza oder ein Nudelgericht oder auch ein Steak auf kolumbianisch neu zu interpretieren, sind eher unter „der Wille zählt für`s Werk“ einzuordnen. Als wirklich konnte ich es selten bezeichnen.

Die Architektur der kolumbianischen Städte? Ja, der kleine Bereich rund um die Plaza ist meist wirklich schön. Aber wie auch unser Freund aus Bogotá schon zu Beginn bemerkte „you see one, you see all“. Es ist nicht ganz so, doch Patrick hat auch nicht ganz unrecht. Und rund um die Stadtzentren sind wie wohl fast überall auf der Welt meist städtebauliche Albträume entstanden. Außerdem ist der Verkehr z.T. ohrenbetäubend und nimmt einem die Luft zum Atmen.

Die Landschaften? Ja, sie sind abwechslungsreich, und wir mussten aufgrund der großen Distanzen und dann der zu geringen Zeit dafür auch Manches auslassen. Das Amazonasgebiet, so manche Hochebene und auch manches Tiefland, von dem andere schwärmen, haben wir nicht gesehen. Aber bei all dem was wir gesehen haben, ist dieser „wow-Effekt“ halt für uns ausgeblieben.

Ja und dann waren wir, wie schon öfter auf unseren Reisen, nicht gerade vom Glück verfolgt was das Wetter betrifft, viel eher hat uns das schlechte Wetter wie eine hässliche Hyäne verfolgt, obwohl wir uns ja in der besten Jahreszeit befinden! Und noch so schöne weißgetünchte Häuserfronten sehen vor grauem Himmel einfach nur mäßig spannend aus. Alles verschwimmt in einem Einheitsbrei und macht einer gewissen Tristesse Platz.

Also man möge uns nicht falsch interpretieren, Kolumbien ist sicher eine Reise wert – für uns bislang trotzdem nicht das Reiseland der ersten Wahl.