Cuba overland

 

Wir verlassen Viñales  nach Norden und erreichen die Atlantikküste. Noch immer begleitet uns mehr als mäßiges Wetter und unser Einfluss darauf ist leider  gleich Null – weder Flüche noch Stoßgebete können daran etwas ändern. Die Küstenabschnitte westlich wie auch östlich von Havanna laden daher auch nicht wirklich zu einem längeren Aufenthalt  ein. Kurz mal die badehungrige Zehe ins Meer getaucht macht ganz schnell klar, dass es damit dann auch reicht. Tagsüber ist die Temperatur ja noch ganz passabel, sobald allerdings die Sonne ganz hinter dem Horizont verschwindet, sinkt auch die Temperatur beträchtlich und wir packen wieder unsere Fleecejacken aus. Wir finden zwei nicht wirklich schöne aber dennoch brauchbare Unterkünfte und sind damit eigentlich auch ganz zufrieden – außer Christian, der meckert in einer Tour. Aber das ist eine andere Geschichte – ich möchte hier ja von Kuba erzählen, nicht von den Tiefen der männlichen Seele.

 

Wenn uns auch die Nordküste selbst  nicht beeindruckt, so ist die Fahrt dennoch schön. Mir fällt auf, dass Kuba relativ sauber ist – wenig Plastik entlang der Straßen, und auch die Dörfer muten ordentlich und aufgeräumt an. Alle Häuser haben kleine Vorgärten und sind relativ gepflegt, wirklich deutlich anders als in Asien. Wenn immer wir in einem Dorf einen kleinen Laden sehen oder so etwas Ähnliches wie eine Imbissbude dann schlagen wir zu. Man weiß nie, wann sich dazu wieder die Gelegenheit ergibt. Wie gesagt, Vieles hier auf Kuba ist Mangelware. Immer wieder findet man auch mal ein quasi „Touristenlokal“, und dort ist dann alles aber wirklich deutlich überteuert. Das nehmen wir in Kauf, wenn es mal ein guter Capuccino sein soll (der ist nämlich wirklich nicht schlecht hier) oder auch wenn sich ansonsten gar nichts finden lässt, aber wenn irgendwie möglich nutzen wir die Gelegenheit in sogenannten Peso-Lokalen oder Shops der Einheimischen einzukaufen oder zu essen. Nur so im Vergleich, wenn also ein kleines Weckerl im Touriladen umgerechnet 2 Euro kostet, dann bekommt man dasselbe im Pesoladen um ca. 30 Cent – der Umrechnungsfaktor ist also gewaltig. Das eigentlich Schlimme daran ist aber, dass es bestimmte Dinge nur um CUC gibt, also in  jene Währung in der wir Touristen zahlen und die viele Kubaner nur schwer bekommen.

 

Die Straßen sind weitgehend gut und wir kommen gut voran, die Insel ist ja nicht groß. Auf den Straßen begegnen uns abgesehen von den Alten Karossen, unzählige Pferdefuhrwerke, Ochsenkarren, Motorräder, Fahrräder und Fußgänger. Und auf der Autobahn? Dieselbigen! Ja, das gibt ein wirklich buntes Bild und alles vollzieht sich sehr gemächlich, stressfrei und relaxed. Wenn ich einem Land Gelassenheit als gelebte Maxime zuschreiben würde, dann zu 100% Kuba. Die Menschen scheint nichts aus der Ruhe bringen zu können, alles ist „mucho tranquilla“.

 

 

 

Wir verlassen also bald die atlantische Nordküste und versuchen unser Glück an der karibischen Südküste in der Hoffnung endlich mal Bikini und Badehose auspacken zu können. Unser Quartier haben uns wieder die Vermieter von vorher vermittelt und so landen wir stets bei Tanten, Onkeln oder sonstigen Verwandten. Hier auf Kuba wird man weitergereicht, das ist normal und auch die beste Möglichkeit eine fixe Unterkunft zu haben. Wie es dann dort aussieht, ist so natürlich nicht vorhersehbar. Aber es sind viele Touristen im Land und wir müssen froh sein, immer ein Quartier zu finden. Und diesmal passt es auch wirklich gut. Na ja, wir müssen für die erste Nacht nochmal zu den Nachbarn umziehen, weil es sonst eine Doppelbelegung gegeben hätte, wir verstehen es nicht immer ganz. Aber wie gesagt, hier ist nichts wirklich ein Problem, alles findet eine Lösung, der Nachbar hat schließlich auch noch zwei Zimmer für uns. Das Quartier ist in Gehweite zum Strand und wir genießen zwei Tage am Meer. Bei Weitem nicht mein schönster Strand, aber es passt ganz gut. Ausspannen und Sonne tanken sind angesagt  bevor es weiter in die nächste Stadt geht – die eleganteste angeblich, ins französisch geprägte Cenfuego.

 

 

 

Ich sitze auf unserer Dachterrasse, schließe die Augen und versuche Kuba in mich aufzunehmen. Kuba kann man nicht so gut „riechen“ wie beispielsweise Indien, hier gibt es wenig typische Gerüche, aber man kann diese Insel gut „hören“. „Olà Pepe“, höre ich eine laute Stimme rufen, gleich darauf kommt eine Antwort, ein Geschwader von Worten poltert nur so daher, eine Frauenstimme gesellt sich dazu, die Geschwindigkeit der Lautverbindungen aus ihrem Mund ist einem Düsenjet gleich, dann wieder unbändiges Lachen, Fröhlichkeit im Dreierpack. Die Gruppe entfernt sich anscheinend und ich höre wieder das Geklapper von Pferdehufen. Dann fährt ganz offensichtlich ein Mann mit seinem Drahtesel unten vorbei und bietet irgendwelche Waren feil, die er mit sich führt. Ich kann nicht verstehen, was es diesmal ist, doch diese radelnden Händler sind uns oft begegnet. Und natürlich immer wieder das blecherne Geschepper, wenn einer der alten Straßenkreuzer über das Kopfsteinpflaster rollt, begleitet vom unverkennbaren Auspuffsound eines Vierzylinders.

 

Cienfuego erweist sich als für Kuba moderne und tatsächlich elegante Stadt. Entlang des Prado reihen sich koloniale und neoklassizistische Häuserfronten und bieten ein schönes Bild. Wir finden ein gutes Restaurant für den Abend und sind wieder gerüstet für die Weiterfahrt. Gutes Essen wird proportional zur Länge einer Reise immer wichtiger. Wir sind ja noch nicht allzu lange unterwegs aber die Sehnsucht nach guter Küche macht sich durchaus schon breit. Und Kuba`s Küche ist nun wahrlich kein Highlight.