Valle de Vinales

 

 Nun beginnt jener Teil unserer Reise, in dem unsere Planung von Tag zu Tag erfolgen wird. Wir vertrauen darauf, dass wir in Casa particulares übernachten werden können und auch für unser leibliches Wohl immer das finden, wonach es uns drängt. All das ist auf Kuba nicht ganz selbstverständlich, Quartiere sind oft rar und zu kaufen gibt es wenig. Erst seit kurzer Zeit ist es den Menschen erlaubt, ein klein wenig selbständig dazuzuverdienen. Die staatlichen Abgaben sind hoch und die Strafen bei steuerlichen Delikten ebenfalls. Es ist Hochsaison für den Tourismus und auch wir haben Mühe zwei passende Zimmer zu finden, werden aber schließlich fündig. Allerdings erst beim zweiten Hinsehen wird uns klar, in welch ländliche Idylle wir uns eingemietet haben. Jeden Morgen – oder nein, eigentlich ab 04.00 Früh – wecken uns zwei Truthähne, 4 Hähne und etwas später gesellen sich die Wortmeldungen zweier Schweine dazu. Es gurgelt und grunzt und wird zudem vom gleichmäßigen hochfrequenten Surren einer offensichtlich kälteresistenten Gelse untermalt. So also weckt uns die Karibik allmorgendlich bevor sie uns mit grauem Himmel und für diese Gegend und Zeit „arktischen“ Temperaturen empfängt. Ja ehrlich, ich übertreibe nicht, von Badewetter keine Spur, wir sitzen abgesehen von den etwas wärmeren Mittagsstunden mit Fleecjacke und langer Hose rum. Das war jetzt wohl auch das Stichwort, einheizen kann uns nur Vitamin R -  Rum, Rum und nochmals Rum.

 

Dieses ca. 10km lange Tal gehört zu den größten Naturschönheiten der Insel – nur leider will es uns seine Schönheit nicht zeigen. Es ist kalt, regnet und von jenem beschriebenen zauberhaften Glanz ist im Moment nur wenig  zu erkennen. Eigentlich sollten die „Elefantenrücken“, die grün überwucherten Kalkfelsen, aus den rotgefärbten Talböden empor leuchten, flankiert von den glänzend weißen Stämmen der Königspalmen. Im goldenen Abendlicht könnten die Felsbuckel wie Inseln leuchten und bei Sonnenaufgang könnten sie malerisch aus den morgendlichen Nebelschwaden herausragen. Aber wie schon gesagt, ich schreibe im Konjunktiv…. leider sehen wir von all dem sehr wenig. Auch das gehört wohl zum Reisen dazu – zwar zum richtigen Zeitpunkt  am richtigen Ort zu sein, aber dennoch die Rechnung ohne den Wettergott ausverhandelt zu haben. Pech …. wir harren aus und warten auf bessere Tage!

 

Aber dennoch, das Tal wirkt unglaublich entspannt, bäuerliches Leben inmitten wunderschöner Natur. Ananasplantagen wechseln sich mit großen Feldern in der Blüte stehender Tabakpflanzen ab und dazwischen wird mit Ochsen das Feld gepflügt. Die Bevölkerung versucht sich mit geführten Wandertouren und Reitausflügen das Monatsbudget aufzubessern. Und alle sind extrem freundlich und entgegenkommend. Wenngleich das Wetter also so gar nicht mitgespielt hat, haben wir dennoch versucht, das Beste daraus zu machen.