Über die Türkei zurück nach Georgien

Unser Styros steht unmittelbar davor, seine Aufenthaltsgenehmigung für Georgien zu verlieren, die ja mit drei Monaten abläuft. Also heißt es für uns, einen kurzen Zwischenstopp in der Türkei einzulegen. Das Grenzprozedere verläuft problemlos und bald geht es durch grandiose Landschaften parallel zur georgischen Grenze. Wir fahren durch sehr abgelegene Täler, vorbei an riesigen Staudammprojekten. Der Energiehunger der modernen Welt muss gestillt werden. Sehr kleinräumig sehen wir Teeplantagen, die jedoch bald in quasi heimischen Fichtenwald übergehen. Somit ist der „Black Forest NP“ dann nur mehr mäßig interessant für uns, weil einfach zu gut bekannt. Wir befinden uns im Kleinen Kaukasus. Auf 2400 m Höhe überqueren wir die Wetterscheide und die Landschaft wird steppenartig und trocken. Und dort, wo dann wirklich nichts mehr zu sein scheint, biegen wir irgendwo seitlich ab, suchen uns einen Schlafplatz für die Nacht. Die Fahrt war schon lange genug und immer ist es auch irgendwie anstrengend. Christian ist ganz glücklich, weil er diese kargen Landschaften so sehr liebt und wir genießen noch den Rest des Abends.

Am nächsten Morgen verlassen wir unseren schönen Platz im Nirgendwo und fahren weiter über die Hochebene zurück nach Georgien. Unser Ziel für heute ist Akhaltsikhe, mit der imposanten Burganlage aus dem 9. Jhd., dem Rabath Castle. Unser Stellplatz am Fluss ist ideal, liegt er doch genau gegenüber und mein letzter Blick vor dem Einschlafen ist der auf die beleuchtete Burg direkt aus dem Schlafzimmerfenster. Im Fluss davor baden tagsüber wieder mal Kinder und auch für Christian gibt es kein Halten. Gleich zeigen sie ihm, wo er reinspringen muss, wo der dann kräftig gegen die Strömung flussaufwärts schwimmen muss und wo er wieder am Felsen ankommt. Den Kindern taugt`s und Christian sowieso. Er ist mein neuer Held im Fluss-Baden!!!

Die Burg zeigt viele maurisch Aspekte, wie auch byzantinisch-orthodoxe Elemente – wirklich sehr beeindruckend. Vieles wurde neu restauriert, aber sehr geschmackvoll, wie wir finden. Innerhalb der Anlage gibt es ein Hotel, einige Cafes, ein Amphitheater, Lustgärten, schöne Plätze und herrliche Ausblicke ins Tal. Ein Ort, an dem es abends unbedingt ein Flascherl köstlichen georgischen Rotwein geben muss, bevor wir wieder in „unser Hotel“ an den Fluss nach unten spazieren.

Wir brauchen auf der langen Fahrt nach Shatili einfach noch einen Zwischenstopp und so kommt uns Mtskheta gerade recht. Als das christlich orthodoxe Zentrum Georgiens bietet die Umgebung zahlreiche wertvolle Kulturdenkmäler. Und einige davon gehören - wie könnte es auch anders sein - zum UNESCO-Welterbe. Wir klappern sie fast alle ab. Mit dem Motorrad sind wir wendig und rasch und die Schwüle des Nachmittags passt da auch gerade gut dafür. Die Swetizochweli-Kathedrale ist auch wirklich sehr beeindruckend, von außen wie auch von innen!  Das Jvari-Kloster auf der anderen Flussseite besticht vor allem durch seine Lage, innen gibt es nicht viel her. Noch dazu hat Christians Versuch, eine Abkürzung mit dem Motorrad zu finden, uns direkt auf die Autobahn geleitet!  So hatten wir uns das nicht vorgestellt, wollten wir doch einfach nur mit T-Shirt und ohne Helm ein bisschen durchs Dorf cruisen. Zurück ging es dann auf der Normalstrecke J.

 

Vielleicht sind wir im Moment ein klein wenig „kulturmüde“ und können deshalb den vielen Kirchen und Klöstern gerade mal nicht ganz so viel abgewinnen. Aber auch diese Tage darf es geben und morgen geht es bereits weiter zu unserer letzten Bergetappe hier in Georgien, ins angeblich abgelegendste Bergdorf im hohen Kaukasus, nach Shatili.