Stadt der Engel

 

In thailändischen Sprache besteht der Name Bangkok aus 169 Silben, unaussprechlich, ja  als Name ganz und gar unlesbar, weil so lange – Stadt des heiligen Juwels, Stadt des Gottes, große Hauptstadt der Welt, geschmückt mit Edelsteinen …usw. usw… und auch Stadt der Devas (der geflügelten göttlichen Wesen) …. Und wegen letzterer der Einfachheit halber eben auch „Stadt der Engel“ genannt. Es gibt Plätze auf dieser Erde, die sind extrem vielfältig, bunt, laut und nicht selten auch skurril – Bangkok gehört zu jenen, die von all dem sogar noch ein bisschen mehr haben. Die Namensvielfalt, die die Mythologie beschreibt, spiegelt sich also im Heute ohne Einschränkung wieder. Der Wahlspruch der Stadt lautet, „Hilf den Unterprivilegierten, beende die Luftverschmutzung, löse die großen Verkehrsprobleme und jeder in der Stadt ist freundlich“.  Wer auch immer sich diese (zugegeben skurrilen) Formulierungen ausgedacht hat, sie treffen die Stadt mitten ins Herz. Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist selten sonst in einer Weltmetropole so deutlich, der Smog gibt den Blick auf einen klaren Himmel praktisch nie frei, sich per Auto von A nach B bewegen zu müssen, gleicht einer wahren Odyssee und JA, die Menschen  sind freundlich. Es gibt so unglaublich viele unterschiedliche Ecken in dieser Stadt, dass eine kurze Beschreibung einfach nicht möglich ist. Man muss sich im Vorfeld gut überlegen, welche Ecken davon man sich ansehen möchte – erleben könnte man fast alles. Wir gehen es trotzdem gemütlich an, schließlich möchten wir dieses Mal richtig Urlaub machen. Wir schlendern durch die große Anlage des Wat Pho, vorbei am großen Liegenden Buddha. Schon am Weg dorthin wird eines ganz deutlich: Thailand ist noch in tiefer Trauer um seinen verstorbenen König Bhumibol, der mehrheitlich vom ganzen Land verehrt wurde und wird. Man hat ein ganzes Jahr zum offiziellen Trauerjahr erklärt und speziell um den Königspalast sieht man fast nur in Schwarz gekleidete Menschen, die dem verstorbenen König ihre Ehre erweisen.

 

Ganz unmöglich alle bedeutenden Tempel der Stadt zu besichtigen,  also geben wir uns mit dieser einen Anlage zufrieden, ohnedies „stolpern“ wir dennoch ganz ohne Vorsatz immer mal wieder über einen Anderen drüber. Und ja, der Golden Mount, auf dem einer der heiligsten Chedis der Stadt steht, da er eine Reliquie Buddhas enthält, hat uns auch noch richtig beeindruckt. So laufen wir also täglich viele Stunden durch die brütend heiße Stadt und nehmen auf, was möglich ist. Erholung bietet stets eine Bootsfahrt am Chao Phraya, der Nord-Süd-Verbindung innerhalb der Stadt. Und so oft wie möglich nutzen wir das Rivertaxi, weil es 100mal angenehmer ist, als sich durch die zu jeder Tages- und Nachtzeit verstopften Straßen zu stauen. So ganz nebenbei erspart man sich dabei auch noch das lästige Verhandeln mit den oft wirklich unverschämten Taxifahrern. Der Schiffsdiesel pustet zwar eine gewaltige Rauchwolke aus seinem Außenborder und die Lautstärke überschreitet bestimmt jede Lärmvorschrift im heimischen Österreich, aber das nehmen wir trotzdem gerne in Kauf.

 

Wir wollen uns auch den Flower Market nicht entgehen lassen, sind dann aber fast ein wenig enttäuscht. Wir finden uns in Plastic-City wieder – fast alles ist wohl für den Transport schon vorverpackt, quadratisch, praktisch in kleinen Portionen und größeren Gebinden. Da haben wir wirklich schon schönere Märkte erlebt. Das ist die Seite Bangkoks, die eher skurril anmutet. Zu Fuß durch die Gassen kann ganz schön schweißtreibend sein. Wie wohltuend war da ein kurzer Stopp im „Kühlhaus“, dort wo riesige Eisblöcke produziert werden um dann als Crash-Eis in Säcke verpackt zu werden. 

 

Bangkok zu erleben, heißt natürlich auch „Bangkok zu riechen und zu schmecken“. Für mich ein wahrer Genuss, Christian hat da so seine Einschränkungen, doch auch sein Koriander – empfindlicher Gaumen  findet sich zurecht. Wie schon öfter in unseren Geschichten erwähnt, er weiß ja bereits, was alles nicht drin sein  darf und kennt das Wort Koriander und Zitronengras  in jeder asiatischen Sprache!! Zimperliches Männer-Getue!!

 

Die Stadt ist auf der einen Seite unglaublich günstig, Manches hingegen ist dermaßen überzogen teuer, dass man sich nur wundern kann. Natürlich gehört auch ein Besuch einer der Sky-Bars zum typischen Bangkok-Aufenthalt, und dieses Mal, da wir ja Urlaub machen, sind auch wir mit dabei. Wir fahren also im State-Tower in den 67 Stock, nippen an unserem offensichtlich königlich vergoldeten Drink und genießen dabei die atemberaubende Aussicht. Von schmuddeligen Gassen mit einfachsten Garküchen hinauf in eine völlig andere Welt. Ganz ähnlich ist es, wenn man mit dem Boot entlang eines Klongs schippert, vorbei an einfachsten, beinahe unzumutbaren Bretterverschlägen, und wenige Meter daneben das Siam Paragon Center erreicht – Gucci und Versace neben Fendi und Dior. Und drinnen stehen die Besucher Schlange, um in einen der Luxusstores zu gelangen. Welch ein Kontrast – und hier in Bangkok erlebt man ihn täglich mehrmals. Da braucht es dann auch wieder einen Moment der Ruhe auf unserer Hotelterrasse mit Blick auf den Fluss. Einfach wieder mal kurz nur ganz bei sich sein …. eine Auszeit für die Sinne.