Der Mae Hong Son Loop

 

In Mae Hong Son gelandet, stellen wir erst mal fest, wie fertig wir, im Moment allen voran ich, eigentlich bin. Wahre Wohltat finden wir in unserem Resort, eingebettet mitten im Dschungel und trotzdem weitläufig und einfach nur schön. Wir haben Glück, dass nur ganz wenige Touristen hier sind und wir die Ruhe pur genießen dürfen. Fotos in der Lobby zeugen davon, dass auch Brad & Angelina mal hier abgestiegen sind! Aber wahrscheinlich witzeln sie noch heute darüber, in welch rudimentäre Ecke es sie da wohl verschlagen hat. Nämlich luxuriös ist hier gar nichts. Andererseits, die beiden witzeln ja gar nicht mehr mit einander. Egal, wir sind happy und ich verbringe mal den ersten Tag einfach nur mit Nichtstun in diesem satten Grün.

 

Der nächste Tag ist ein Sonntag und das heißt, es ist Zeit für die „WalkingStreet“ im Zentrum. Auf fast einem Kilometer Länge werden unzählige Stände aufgebaut, es gibt alles zu Essen, was die thailändische Küche bereit hält, viele Verkaufsstände, aber auch Info-Corner zum Thema Stromsparen oder Häuslbauen. Also ein bisschen, wie auf unserer Landwirtschaftsmesse. Dazwischen Bingo-Tische, Bogenschießen, Thaiboxkampf und Live-Bühnen à là Thailand sucht den Superstar. Ein echtes Spektakel, wo alle auf den Beinen sind. Wir haben es 2 x geschafft mit unserem Auto mitten in eben jener " Walking street " zu landen, alles kein Problem - wir versuchen durch zu kommen - schier es ist unmöglich. Zum Umdrehen wird dann schon mal ein Stand zur Seite gerückt . Na gut , versuchen wir es an anderer Stelle.

 

Dabei bietet das kleine Städtchen auch sonst so einiges für einen angenehmen Aufenthalt. An einem kleinen See gelegen mit unzähligen Stupas und Tempeln in der Umgebung, kann man es gut ein paar Tage aushalten. Es sind insgesamt auch sehr viele Thai-Urlauber hier. Die Thais sind ein sehr spendenfreudiges Völkchen und so finden sich an den Heiligtümern die für uns skurrilsten Möglichkeiten gutes Karma zu sammeln. Man kauft einen Becher Münzen und füllt dieselben dann in kleine Schälchen, man bezahlt, um ein kleines Holzschiffchen im Kreis schippern zu lassen, man klebt Goldblättchen auf einen Buddha, man spendet Räucherstäbchen, was eh schon das Normalste ist, und daneben gibt es noch viele andere Spielarten ihrer Spendenfreudigkeit. 

 

Ein Ausflug führt uns noch ein Stück weiter nach Norden, nach Ban Rak Thai, und sogar noch weiter bis an die burmesische Grenze. In der Schwüle des Sommers ist dies hier der perfekte Luftkurort, so hoch wie er schon liegt – daher auch der Name, „die Schweiz Thailands“.  Inmitten der Teeplantagen erwachsen kleine Bungalows, die man mieten kann. Hierher verschlägt es zum Zeitpunkt vor allem chinesisches Publikum. An allen Lokalen hängen die roten Papierlampions, die Speisen sind dem Publikum angepasst, Minibusse rechts und links der Straße spucken ihre Ladung zahlreich aus, es gibt unzähligen kitschigen Schnickschnack zu kaufen, ja und die besseren Unterkünfte sind alle ausgebucht. Hier gedeiht auch Wein, und den müssen wir als Südsteirer natürlich verkosten….. Na ja, was soll man sagen zu vergorenen Pfirsichen, Stachelbeeren, Pflaumen und Erdbeeren…. Vielleicht hätte man alles nochmal destillieren sollen – das wäre so unser Tipp, dann könnte vielleicht noch was draus werden. 

 

Im weiteren Verlauf unseres Mae Hong Son Loops erwarten uns keine neuen Attraktionen mehr – einfach nur entspanntes Thai-Leben. Jedes größere Dorf hat seine WalkingStreet, und dazwischen die wirklich außerordentlich zerklüftete Landschaft durch die Bergwälder. Wir schrauben uns unzählige Kurven rauf und auch wieder runter – 1864 an der Zahl - und unser Honda brav mit uns. Noch stinken die Bremsen nicht, noch ist alles im grünen Bereich. Das Zielpublikum der Region sind entweder hippe Großstadtthais, die hier Urlaub machen, das reisefreudige chinesische Jungvolk, Backpacker, die noch einen Elefantwalk oder Dschungeltrekk von ihrer Reiseliste abarbeiten wollen und event. ein paar Althippis, die noch die eine oder andere Enklave hier finden können. Zu allen all jenen zählen wir uns nicht. Und für die restlichen Individualreisenden ist es zweifelsohne eine ruhige, gemütliche Ecke, aber uns wird trotzdem nicht der Wiederholungstrieb erfassen. Wir haben`s gesehen und es war ganz nett. Sich die Sinnfrage zu stellen, ob es richtig war, hierher in den Norden zu fahren, ist ohnedies der völlig falsche Zugang. Wir haben einfach wieder mal Reisealltag erlebt, mal spannender, mal etwas weniger. Der ganz individuelle Sinn des Unterfangens erschließt sich einem manchmal erst nach Abschluss einer Reise. Dann, wenn Herz und Hirn nochmal alles zusammen fassen und versuchen, ein Resumè der vergangenen Wochen zu erstellen. Und dann eben auch mit allen Konsequenzen, eventuell auch mit der Erkenntnis, mal Teil von etwas vielleicht völlig Nutzlosem zu sein – einfach nur Mitglied im Club der individuellen Weltreisenden. Und das reicht doch völlig aus, meinen wir….