Koh Phayam

 

Eine neue Insel musste es diesmal sein. Groß war zwar die Verlockung, auf altbewährten und bekannten Pfaden wieder in den Süden von Thailand zu wandeln, als mir dann doch ein Magazin mit den 10 besten, angeblich unentdeckten, Highlights in Thailand in die Hände fiel. Hier hat noch kein Leonardo di Caprio sein Unwesen getrieben und infolge Millionen von Touristen in seinen Dunstkreis gezogen.  Natürlich ist man als weitgereister Farang nicht so naiv zu glauben, dass es in Thailand tatsächlich noch unentdeckte Paradiese gäbe, nähere Recherche hat die Sache jedoch interessant erscheinen lassen. Das Ziel der Begierde heißt Koh Phayam und ist nicht mit dem fast ebenso klingenden Koh Phangan – einer wirklichen Touristenhochburg-  zu verwechseln. Eine Insel im äußersten Norden Thailands, direkt an der Burmesischen Grenze, ein letzter Ausläufer des Mergui Archipels, der sich parallel zur burmesischen Küste erstreckt. Hier soll Thailands letzte Hippie Enklave liegen, eine Insel in der Andamanensee bei deren Betreten am Pier Neuankömmlinge, angeblich in süßliche Rauchschwaden eingehüllt, empfangen werden. Am Strand warten Hängematten und an den Wänden der Bars hängen Poster von Bob Marley und Che Guevara. Autos gibt es nicht, lediglich einige Betonpisten durchziehen das Eiland, um die wenigen Waren mit Mopeds zu transportieren. Strom soll es wenig aber ausreichend geben, ansonsten nichts außer Natur pur, endlos lange und breite Sandstrände und kristallklares Wasser. Auch ist diese Insel DIE Produktionsstätte der Cashew Nuss. Überall innerhalb der Insel riecht es danach, denn die Cashew Nuss leistet sich eine mindestens 4x so große „Gebärmutter-Frucht“,  die dann, nachdem sie nicht mehr gebraucht wird, einfach zu Boden fällt und mit süßlich betörender Note in einen Fermentationsstatus übergeht.

 

So weit also die Recherche und Grund genug  sich dieses Tropenparadies anzusehen.

 

Wir sind nun 10 Tage da und hatten Zeit das Gelesene mit der Realität zu vergleichen und  in Einklang zu bringen. Gleich vorneweg: Alles zuvor Genannte ist wahr und kann nach Belieben abgerufen, organisiert und genossen werden. Eine Insel auf der die touristische Eieruhr noch nicht abgelaufen ist. Die Speedboat Mafia hat noch nicht vollends die Oberhand gewonnen und so tuckern wir mit dem Slow boat gemütlich in 2 Stunden auf die 20 Seemeilen vor der Küste liegende Insel.  Zwar gibt es mittlerweile auch einige bessere und durchaus teurere Unterkünfte, außerdem 24 Stunden Strom und sogar leidliches Internet, der verwöhnte Tourist sucht Pool, Strandliegen und Sonnenschirme jedoch vergebens. In den Anlagen gibt es keine betonierten Wege, alles spielt sich am und im Sand ab und zu abends sitzt – wer möchte – mit kurzer Hose und nacktem Oberkörper beim Abendessen am grob gezimmerten Tisch aus Palmenholz. Dafür hat man erste Reihe fußfrei mit Blick über die Andamanensee  direkt in den Sonnenuntergang. Unter tags hängt man in der Hängematte zwischen Palmen oder riesigen Mangrovenbüschen oder schaukelt zum Klang der Wellen auf einer der riesigen Lianenschaukeln. Auch die Kulinarik kommt keinesfalls zu kurz, Essen ist gut und schmackhaft, abwechslungsreich und mit der richtigen Dosis Chilli zubereitet. Auch die Menschen sind durchwegs sehr freundlich, freundlicher als wir das vom touristischeren Süden Thailands kennen. Ob das mit der Nähe zu Burma zu tun hat? Fast möchte man es vermuten. Die Freundlichkeit und höfliche Zurückhaltung der Burmesen ist uns immer noch in angenehmer Erinnerung. So wird sich unser burmesischer Kellner  auch immer mit einem höflichen „Kap khun kap“ und der entsprechenden Gestik bedanken. Und wir tun es ihm natürlich gleich. Alles in allem ein Ort zum Wohlfühlen, wenn man Ruhe, Natur und Strand sucht und dabei mit einem durchaus akzeptablen aber keineswegs übertriebenem  Maß an Komfort zufrieden ist.