Bromo - Tengger - Semeru


Vulkane im Sandmeer

Unser Weg über das  Kava Ijen – Plateau Richtung Bromo Tengger Massiv dauert in unserem kleinen Suzuki-Gurkerl gute fünf Stunden Fahrzeit und wir sind bei jedem km froh uns nicht für den klapprigen Jeep entschieden zu haben, der auch noch zur Auswahl stand. Wenn immer Einheimische bemerken, dass wir als Selbstfahrer unterwegs sind, staunen sie ehrfürchtig, als ob sie echten Abenteurern gegenüberstünden. Es ist nicht ganz so, aber es braucht doch eine gewisse Eingewöhnungszeit, Erfahrung und auch Kaltblütigkeit, um sich an den indonesischen Fahrstil anzupassen. Christian gelingt dies mittlerweile sehr gut – man gibt dem anderen keinen Vorrang, man reagiert energisch mit der Licht- und sonstige Hupe um sich den eigenen zu nehmen. Und ist der Entgegenkommende eindeutig stärker, dann hält man sich brav im Hintergrund, reiht sich wieder ein oder fährt an den Straßenrand, wenn`s sein muss auch runter von der Straße – wie gesagt, der Stärkere gibt hier den Ton an. Geblinkt wir nicht, auch ist man nicht freundlich und gibt Fußgängern den Weg frei – das wird nur missverstanden. Die Fußgänger gehen trotzdem nicht über die Straße und man riskiert nur, dass hinten einer drauffährt da man nicht daran gewöhnt ist aus Höflichkeit stehen zu bleiben . Die Regeln sind klar, und das funktioniert weitgehend.

 

Wir entdecken auf unserer Fahrt den Ostteil Javas., jener Insel Indonesiens, auf der die Mehrheit der Bevölkerung lebt. Hier, speziell in der Hauptstadt Jakarta, werden die politisch wichtigsten Entscheidungen getroffen. Doch eben auf Java wächst auch die Bevölkerung so rasch wie nirgendwo sonst, und somit existieren  Reichtum und Elend nahe beieinander und die industrielle Entwicklung löst die traditionellen Strukturen zunehmend auf.

Abgesehen von der Megastadt Jakarta ist die Landschaft aber stark von der Natur geprägt. Über 40 Vulkane ziehen einen „Feuerring“ von der West- bis zur Ostküste. Wir fahren durch viele kleine Dörfer, typisch indonesisches Landleben. Java ist muslimisch geprägt und das sieht man auch allerorts. Manchmal kommen wir kaum weiter, weil gerade die Schule zu Ende ist und sich Heerscharen uniform gekleideter Kinder auf den Straßen befinden. Einige haben Glück und kommen per Moped oder Fahrradrikscha nach Hause – natürlich ist jedes Gefährt restlos überfüllt. Auf der Fahrradrikscha haben wir 14 ! Kinder gezählt. Wenn immer wir anhalten, begegnen uns die Menschen sehr freundlich und interessiert - nicht viele Touristen halten hier an. Wie gesagt kaum jemand fährt selbst und die Reisegruppen haben ihre ganz speziellen Stopps. Die Landschaft ist geprägt von dichtem Bergurwald mit riesigen Baumfarnen, und in den Tiefebenen von Reis- Kaffee- und Gemüsefeldern, die zumeist kunstvoll in die Hänge der Vulkane und Berge gebettet sind. Vieles wird händisch erledigt, alles wird auf dem Moped transportiert, vom Arbeitsgerät fürs Feld bis zu den Ernteerträgen. Wir haben oft den Eindruck ein mobiler Heuschober führe vor uns – doch es sind Heuballen mit Fahrer auf zwei Rädern.

 

Wir erreichen den Bromo-Tengger-Semeru-Nationalpark. Ursprünglich gab es hier zwei große Vulkane. Der Semeru raucht heute noch munter vor sich hin, und der Tengger formte nach zwei gewaltigen Eruptionen einen riesigen Krater, in dessen Sandmeer sich mit der Zeit fünf weitere Kegel erhoben haben, von denen einer der heutige Bromo ist. Ja, unsere Erde ist verdammt aktiv! Der Bromo  (2329m) zählt zu den bekanntesten Vulkanen der Insel, da er zu den aktivsten gehört und spektakulär in der Landschaft thront. Wir übernachten recht hoch oben in Cemero Lawang, wo es schon eine Vielzahl von Guesthäusern und auch ein paar teurere Hotels gibt, um am nächsten Morgen keine allzu lange Anfahrt mehr zu haben.

 

Dennoch beendet der Wecker um 02.30 morgens jäh unsere Tiefschlafphase, wie ziehen uns die wärmsten Sachen an, die wir mithaben, weil am Berg ist`s kalt, und los geht`s. Unser Jeep holt uns pünktlich ab und fährt uns zum 40 Min entfernten Aussichtspunkt auf immerhin 2770m Höhe gegenüber dem Bromo. Zuerst geht es unterhalb der Tengger-Caldera durch das große Sandmeer und wir fragen uns die ganze Zeit, wie unsere Fahrer überhaupt den Weg hier finden kann. Es ist stockdunkel, zudem neblig, dass wir kaum die Hand vor dem Gesicht sehen können, die Autoscheiben sind beschlagen, die Scheinwerfer produzieren eher diffuses Streulicht, als dass sie den Weg weisen könnten. Doch Rudi unser Fahrer kennt die Strecke wohl schon im Schlaf.

Oben angekommen ahnen wir bereits, dass dies nicht der beste Tag für uns ist. Wie ein lästiger Blutegel hängt der Nebel in der Landschaft, gibt nur für ein paar ganz kurze Momente die Gipfel der Vulkane frei und saugt sich dann wieder an ihren Hängen fest. Nichts war`s mit dem herrlichen Sonnenaufgang und der traumhaften Bilderbuchkulisse. Interessant trotzdem, gleicht die Szenerie doch einem Jahrmarkt in der Mongolei. Das Sandmeer wirkt im Nebel wie eine gigantische Steppe , Pferde mit Führer reiten mit ihren „ Kunden „ über die weite Ebene. Es ist Sonntag und viele hinduistische Pilger besuchen ihr Heiligtum. Die Gegend um den Bromo ist nämlich auf Java die einzige, in welche sich die Hindus nach dem Vorstoß der Muslime zurückgezogen haben. Der Aufstieg ist steil und so ist ein Aufstieg per Pferd gefragt. Die letzten Höhenmeter müssen dann aber doch noch auf eigenen Füßen über eine steile Treppe zurückgelegt werden. Es staut sich hinauf wie auch hinunter, immer wieder müssen die frommen Pilger rasten – sie sind die Höhenluft nicht gewöhnt.

Was das Wetter anbelangt -  wir geben nicht auf, verlängern unseren Aufenthalt und wiederholen dasselbe Procedere tags darauf .... 02.30 Uhr Tagwache!

Unser Einsatz wird ein klein wenig belohnt, wir sehen zumindest ein bisschen mehr. Ich bin eigentlich sehr zufrieden – aus fototechnischer Sicht war`s leider immer noch sehr mäßig, Christian ist nicht ganz so erfreut. Diesmal hilft uns die Sonne dann aber doch ein wenig mit ihrer Wärme den Nebel zu vertreiben und wir genießen die ersten Stunden des Tages hoch oben am Aussichtpunkt und auch danach noch am Kraterrand des Bromo.

 

Die Kulisse ist auf jeden Fall beeindruckend, auch irgendwie gespenstisch. Wie spitze Mäuler gefräßiger Ungeheuer ragen manche Vulkankegel aus der Erdoberfläche, andere wieder wie der Bromo selbst sind weit ausladend, gespenstischen Rauch ausstoßend. Und all diese Öffnungen verbinden das Innerste unserer Erde mit dem Außen,  jederzeit bereit die vernichtende Feuerbrunst frei zu geben. Eine Macht die stärker ist als alles andere, keine Einflussnahme durch uns Menschen gestattet, uns unglaublich klein und nichtig macht. Und eben so fühlen wir uns auch in Gegenwart dieser Riesen.