Markt in Tomohon

22 km nördlich von Manado liegt der kleine und recht hübsche Ort Tomohon, den wir zu unserem Ziel erklärt haben. Eine willkommene Abwechslung nach 3 Wochen „zweifelhaftem“ Strandparadies. Eine kurvenreiche Straße führt durch das

schmale Tal des Tondano-Flusses mit seiner üppigen Vegetation aus Bambus und Kokospalmen in dieses deutlich kühlere Gebirgsstädtchen. Tomohon liegt in einem Tal, umrahmt von Bergwäldern mit riesigen Baumfarmen und Gärten mit Gemüse- Obst- Zimt- und Nelkenbäumen, die sich an den fruchtbaren Hängen der aktiven Vulkane Gunung Soputan und Gungung Lokon nach unten ziehen. Wenn die Sonne untergeht, zieht man sich hier gerne mal lange Hosen und Fleece an, der Temperatur wegen aber auch wegen der Moskitos. Wir haben ein wirklich ansprechendes und ebenso beschauliches Resort gefunden, das beste überhaupt, das es hier unserer Meinung nach gibt. Wir sind die einzigen Gäste und werden freundlichst umsorgt. Welch Unterschied zu Papua – wir sind ganz hin und weg. Auch während unserer Ausflüge haben wir lediglich zwei weitere Touristen wahrgenommen – also alles andere als eine überlaufene Gegend. Unser Bungalow hat eine schöne Holzveranda, rundum verglast mit Blick ins Tal und zum Vulkan. Diese üppige Vegetation muss natürlich genährt werden, heißt also die Niederschlagsmengen sind groß. Daher verlegen wir unsere Unternehmungen vorzugsweise auf den Vormittag und frühen Nachmittag, danach gibt`s Büroarbeit auf der Veranda oder jeder hängt einfach seinen Gedanken nach. Alles hier ist friedlich und lässt viel Spielraum für allerlei Gedankenspiele – gute wie traurige. Wir haben uns ein Moped geliehen und brausen damit über die teils sehr schmalen und mit tiefen Schlaglöchern gespickten Straßen. Vorsicht ist geboten, nicht mal

eine Schramme möchten wir uns hier zuziehen, gemessen an unseren Verhältnissen sind wir hier immer noch ziemlich abgeschieden. Wir erkunden die Dörfer der Umgebung, wandern auf den Kraterrand des Lokon, glücklich darüber, dass die

Vulkane hier derzeit ihre schaurige Feuerbrunst für sich behalten und probieren die hier typische Minahasa-Küche. Mal mundet es uns mehr, mal weniger, aber nachdem wir diesbezüglich auf Papua quasi in „Askese“ gelebt haben, sind wir

hier geschmackstechnisch hoch erfreut. Teilweise ist das Essen allerdings so scharf, dass unsere Schleimhäute die eigentliche Geschmackswahrnehmung verweigern. Wir reden uns ein, dass damit zumindest Keimfreiheit gegeben ist.

Den stärksten Eindruck hier in Tomohon  hinterlässt allerdings der Bazar traditional – der traditionelle Markt. Beeindruckend das Angebot an Obst , Gemüse und sonstigem Hausrat , das eigentliche Erlebnis ist allerdings der Fleischmarkt. Berge von Fleisch aller Art liegen auf den Tischen , alles trieft von Blut ,man hört immerfort das Zischen der Gasbrenner sowie den Einschlag der Hackmesser in den Holzblock um Fleisch und Knochen zu zerteilen. Daneben und dazwischen wird in aller

Seelenruhe die Zeitung gelesen oder einfach neben einem blutigen Schweinskopf gegessen. Das meiste Getier wird frisch

und somit lebend antransportiert, hier dann vor Ort getötet und zerteilt. Fell bzw. Haare werden mit großen Gasbrennern abgeflämmt, was sehr heroisch anmutet. Es riecht unglaublich nach versengten Haaren und verbranntem Fleisch, die Luft

ist geschwängert von umherfliegendem Ruß den die verbrannten Haare hinterlassen . In freudiger Erwartung stehen die Kunden Schlange und harren der frischen  Ware. Wir haben schon viel gesehen, aber die Palette an „Leckereien“ hier überbietet alles bisher Gesehene und strapaziert unsere Nerven gehörig. Zur Spezialität der Minahasa-Küche

zählen Fledermäuse, Ratten, Schlangen aller Art .... und Hunde! Ja, und da hört unser Verständnis für regionale Küche irgendwie auf. Ich konnte mir das nur zum Teil ansehen. Meine Spiegelneurone in meinem Empathie-Zentrum übersteuern

total und mir tun die Tiere unsagbar leid!  Junge Hunde werden entweder an den Markthändler verkauft oder sie werden

einfach auf der Straße eingefangen, landen dann zusammengepfercht und schon völlig apathisch in einem kleinen Zwinger am Markt. Ich erspare jedem Leser die Beschreibung ihrer traurigen und verzweifelten Blicke, es ist einfach herzzerreißend – manche versuchen ihrer Ausweglosigkeit zu entkommen - vergebens. Die Tiere werden durchaus auch als Haustiere gehalten, gestreichelt und gehegt, vertrauen also dem Menschen, bevor eben dieser sie in diese aussichtlose Lage bringt. Auch neben mir sitzen grad zwei entzückende schwarze Hundebabies aus unserem Resort und ich hoffe innigst, dass sie nie in

einem Kochtopf landen müssen. Ja, und der Händler schnappt sich dann mit einer Schlinge einen Kleinen aus dem Zwinger, zieht  ihm ein paarmal mit einem dicken schon blutverschmierten Holzprügel einige Schläge über und sticht dann nochmal mit dem Messer zu. Ob das arme Tier dann verlässlich tot ist, kann man dabei nicht genau erkennen. Alsgleich kommt

es dann auf einen Tisch und wird mit dem Bunsenbrenner geflämmt. Dabei zieht sich das Tier nochmals ganz schauderhaft zusammen, bis dann ein verkohlter Hundekadaver verkaufsfertig auf dem Tresen landet – eine Delikatesse, die bei

keiner Feier fehlen darf. Dabei wird peinlichst darauf geachtet dass kein Haar zurückbleibt , der verkohlte Körper wird gebürstet und poliert bis er glänzt. Natürlich wissen wir, dass auch unsere Massentierhaltung grauenhaft und schmerzhaft für die Tiere ist, aber dennoch stößt mich dieses Procedere ab, ich kann gar nicht anders empfinden, Hunde werden für uns wohl immer Haustiere bleiben die man liebgewonnen hat und deshalb unmöglich als Leibspeise am Teller landen können. Andere Länder – andere Sitten …..