Abstieg

Geschafft ! Tatsächlich . Alle Ziele erreicht . Kalar Pattar , Cho La und Gokyo Ri.  Wir haben in 19 Tagen 9000 Höhenmeter rauf und runter und dabei 190 Streckenkilometer zurückgelegt. Allerdings mit allen Nebenerscheinungen . Durchfall , Khumbu Husten , Schnupfen , totale Erschöpfung und Kälte. Aber immerhin – erreicht – und die Kollateralschäden werden wieder gut. Trotz allem – es ist genug . Der Abstieg ruft und lockt mit höheren Temperaturen , kulinarischen Köstlichkeiten und einem weichen Bett in dem man sich nicht mehr im Schlafsack verkriechen muss.  Schön und gut , zuvor gilt es aber noch 3Tage Abstieg noch Namche Bazar und von da 2 Tage nach Lukla zurückzulegen. Über die möglichen Schwierigkeiten den Flug Lukla – Kathmandu betreffend wollen wir zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht nachdenken. Also los . Wir steigen ab . Es geht durch das Gokyo Tal nach Süden. Unserer Meinung nach das schönste Tal hier im Khumbu. Abgesehen davon dass es deutlich weniger bewandert wird als das Everest Tal ist es mit unglaublicher Schönheit und Größe ausgezeichnet . Nahezu epochal. Die unglaubliche Größe beeindruckt und ich glaube ich wiederhole mich von der letzten Reise – man hat das Gefüh das gesamte Dachsteinmassiv hätte umgestülpt in diesem Tal Platz . Über nahezu angenehme Wanderwege geht es beständig bergab bis wir doch noch eine letzte Steigung von ca. 350 Hm zu bewältigen haben . Da aber mittlerweile schon auf ca.4000 m unten schaffen wir diese Steigung in weniger als einer Stunde und übernachten  in der neuen Lodge unseres Freundes Sonam von der Golling Hütte bei Schladming . Mit beständigem Fleiß haben seine Frau und er es geschafft sich eine ganz akzeptable Lodge in bester Lage in Mongla zu schaffen . Weiter geht’s nach Namche Bazar . Wir erreichen die Abzweigung wo das Everest Tal einmündet und wir trauen unseren Augen nicht . Hunderte , ohne Übertreibung , Hunderte wanderlustige Trekker mitsamt ihrer Entourage kommen uns entgegen , verwandeln den Wanderweg der hier beinahe zu einer Autobahn ausgebaut ist in eine Staubwüste. Dies schreckt uns nun wirklich ab . Wir gehen so schnell als möglich nach Namche , gönnen uns ein Yaksteak mit einem Bier und gehen am nächsten Morgen weiter nach Lukla. Den Plan diese Strecke in 2 Tagen zu bewältigen lassen wir fallen – wir gehen durch und möchten irgendwie weg . So kommen wir nun 2 Tage vor unserer geplanten Abreise in Lukla an haben aber keine Lust noch weitere 2 Tage hier auszuharren – zudem es beständig kälter wurde obwohl wir deutlich an Höhe verloren haben . Und so versuchen wir unser Glück bei Tara air unseren Flug vorzuverlegen . Es kam wie es kommen musste . Seit 3 oder 4 Tagen gibt es wieder mal Nebel in Kathmandu , nur 50 % der Flüge konnten durchgeführt werden – es gibt bereits einen Überhang von ca. 400 Passagieren die nach unten wollen – keine Chance . Wir sollen in 2 Tagen zu unserem geplanten Flugtermin kommen – aber wer gibt uns Garantie dass das funktionieren wird ? Wenn es wieder nebelig ist hilft uns der beste bestätigte Flug nichts . Wir lassen uns davon nicht entmutigen , schlafen erst mal eine Nacht und stehen am nächsten Morgen um 07 00 Uhr am Flughafen . Erst mal um die Möglichkeiten und das System auszuloten . Wie angekündigt warten bereits hunderte andere Passagiere – mit gültigen Tickets und Bordkarten in der Hand – auf ihren Flug nach KTM – aber es geht nichts –Nebel. Was tun ? Ich suche und frage , frage und suche – da kommt plötzlich ein Flieger und dann noch ein Zweiter . Aha , es geht los ! Nein Fehlanzeige . Nicht aus Kathmandu sondern aus einem anderen Provinzkaff . Und so recherchiere ich und komme drauf dass es ev. heute einige wenige Flüge nach Ramechap gibt . Wo ist denn das ? Keine Ahnung . Auf alle Fälle unten . Gesagt wird es dauert ca. 5 – 6 Stunden mit dem Bus von Ramechap  nach Kathmandu . Das machen wir. Ich frage , bitte , insistiere , laufe von A nach B und da nach C und habe schlussendlich 2 von 16 Bordkarten nach Ramechap in der Hand. Jetzt muss nur noch der Flieger der vor 30 Minuten abgeflogen ist zurückkommen um uns abzuholen. Eile ist angesagt dann mittlerweile ist es 10 30 Uhr und Wolken beginnen aufzuziehen . Da kommt er . Mit unserer Bordkarte in der Hand ziehen wir an den verdutzten , nach wie vor auf ihren KTM Flug wartenden Passagieren vorbei und steigen in die Sardinenbüchse von Tara Air. Blitzartig sind die Türen zu , Motoren auf vollen Schub , Bremse auf , der Flieger kippt die geneigte Piste nach unten und schon gleich heben wir ab . Es geht nach Ramechap.  Nun mag man denken wo es einen Flughafen gibt gibt’s auch eine Stadt und wo es eine Stadt gibt gibt’s auch einen Bus nach Kathmandu . Nicht in Ramechap . Schon im Landeanflug sehe ich dass das kein Flughafen ist . Eine Schotterpiste im Nirwana , vielleicht 300 oder 400 Meter lang . Als die Räder aufsetzten spritzen Steine um das Flugzeug und der Gegenschub verursacht eine   unglaubliche Staubwolke . Wir stehen . Gepäck wird in Windeseile ausgeladen , es wird noch ein Flug versucht bevor in Lukla endgültig die Wolken aufziehen . Wir sind unten . Es ist warm . Super . Nun ist Zeit zu recherchieren wo wir denn überhaupt sind – wo ist Ramechap ? Aha , ca 150 km östlich von Kathmandu . Aber es gibt hier nichts . Keine Stadt , vielleicht ein kleines Dorf und die Landepiste . Einen Bus nach KTM ? Gibt es nicht . Vielleicht morgen – und dann nur mit Umsteigen . Das wollen wir nicht . Der Inder in KTM lockt und es ist erst 12 00 uhr – das ist noch zu schaffen . Gemeinsam mit 6 anderen Passagieren organisieren wir einen Jeep und sind um 13 00 Uhr bereits am Weg nach KTM. Was heißt Weg ? Eingezwängt wie in einer Konservendose bewegen sich nun 6 Touris mit Gepäck , 1 Guide und 1 Fahrer Richtung KTM. Wir fahren über Bergstraßen mit 45 Grad Steigung , teilweise 20 cm tiefen Staub , durch Flusstäler durch die ärmlichste Gegend die ich je in Nepal gesehen habe . Fotografieren war nicht möglich da es immerfort fürchterlich geschüttelt und gestaubt hat , es war heiß und die Sardinenbüchse war nicht zu verlassen . Hauptsache ankommen , Ziel war KTM – mit kurzen Worten : Es war keine angenehme Fahrt . Irgendwann kommen wir an . Müde , verstaubt von oben bis unten aber froh der Umklammerung der Berge entkommen zu sein . Wer weiß wie lange wir auf einen Flug nach KTM hätten warten müssen ? Wir werfen das Gepäck in unser Zimmer – die Badewanne muss noch warten -   und machen das auf das wir uns seit Tagen freuen . Wir gehen zu unserm Lieblingsinder und bestellen dass sich der Tisch biegt – dazu 2 ( oder auch einige mehr ) Everest Biere – was will (M)man(n) mehr ? Der wunderbare Abschluss einer anstrengenden , aber unglaublich beeindruckenden , Reise .