Der Weg nach Namche

Lukla nach Namche Bazar - (An) Reise mit Tücken

 

Wer jetzt glaubt dass man sich in Nepal , wenn man in die Berge fliegt , einfach zum Flughafen geht und eben losfliegt hat sich getäuscht. Abgesehen davon dass Lukla einer der gefährlichsten Flughäfen überhaupt ist , ist er auch sehr wettersensibel. Flüge sind reine Sichtflüge und meistens ziehen gegen Mittag Wolken auf oder der Wind ist zu stark oder beides oder auch Nebel in Kathmandu kann den begeisterten Bergsteiger einbremsen . Unser Flug war mit 09 30 angegeben und ich hatte schon ein ungutes Gefühl. 07 00 Uhr wäre besser aber das war nicht zu kriegen . Die Fahrt zum Flughafen verlief durch dichten Nebel   und natürlich – es ging vorerst einmal nichts . Unsere Flugsequenz war 20 , aus Erfahrung war mir klar – die Chancen stehen schlecht . Mehr und mehr Menschen kommen und drängen sich in der kleinen Flughafenhalle die  eher einem Schuppen  gleicht wo man bei uns zu Hause bestenfalls Erdäpfel oder Stroh lagern würde . Also das Chaos wurde größer und größer – irgendwann lichtet sich der Nebel aber dafür  gibt es Wind in Lukla.  Vereinzelt hebt ein Flieger ab – aber bis zur Nr. 20 ? Fehlanzeige . Die Szenen beim Check in sind unbeschreiblich , alles geht im Chaos unter – ein System in welcher Form auch immer gibt es nicht . Gepäck liegt in riesigen Häufen in der Halle - ob alles seinen Bestimmungsort erreicht ? Wer weiß es schon ? Unmengen von Menschen drängen sich am viel zu kleinen check in Schalter , die Antwort ist immer die selbe : „ please wait „  Irgend wann dann geht es doch kurz wieder und es findet sich ein freier Platz in einem Flieger , aber eben  nur einer. Ernst checkt mal ein aber nachdem es absolut ungewiss ist ob es heute noch einen zweiten Platz geben wird und ob überhaupt noch ein Flieger abhebt brechen wir die Aktion ab denn was hilft es wenn Ernst in Lukla sitzt und ich in Kathmandu . Also warten wir weiter . Um 16 00 ist dann klar dass heute nichts mehr geht denn es wird bald dunkel und es wird eben nur auf Sicht geflogen . Super . 10 Stunden in der Flughafenhalle gestanden und umsonst gewartet .  Zurück zu unserer Behausung . Das dauert eine weitere Stunde denn es ist high  noon auf den Straßen . Nicht nur auf den Straßen , auch in den Hotels – kein Zimmer . Also zuerst zu unserem Freund Sujan ein Zimmer besorgen und dann überlegen wie wir am nächsten Tag nach Lukla kommen . Wir haben eine neue Flugzeit bekommen – 12 30 –forget it . Es muss jemand her der jemanden kennt der wieder jemanden kennt . Sujan ist so einer . Er telefoniert und gibt mir eine Telefonnummer . Wer auch immer am anderen Ende der Leitung ist soll es möglich machen dass wir am nächsten Tag den ersten Flug bekommen – wenn überhaupt etwas fliegt …… Also um 04 00 Uhr aufgestanden und um 05 00 Uhr stehen wir auf der Matte . Das andere Ende der Leitung meldet sich nur widerwillig , wir sollen zum Check in gehen . Wieder Chaos pur . Menschen , Gepäck , keine Information – ich zucke aus ! Schimpfe , insistiere , ziehe alle Register . Damit – und auch mit der Hilfe von jemandem , der jemanden kennt der wieder jemanden kennt ist es dann möglich . Oder auch um mich loszuwerden geben sie uns 2 Bordkarten – zwar wieder auf verschiedenen Flügen – aber wir riskieren es . Es geht los . Beinahe zeitgleich starten unsere beiden Flieger und es ist ein gutes Gefühl als mich der Schub der altersschwachen Twin Otter in das Leder presst . Das Erlebnis eines Fluges quer durch den Himalaya habe ich ja schon in unserem Blog  „ Asien „ beschrieben und empfehle ich dem geneigten Leser dort sozusagen nachzublättern . Anders ist heute die Flughöhe – die ist anscheinend etwas tiefer denn der Flight computer meldet sich immerfort mit „ terrain ahead , terrain ahead – zwischendurch quäkt die Stimme aus dem Blechkasten „ minimum , minimum , minimum ….. Trotzdem , eine Linkskurve dem Tal entlang , eine Rechtskurve und der Streifen Teer der Landepiste von Lukla kommt in Sicht . Viel zu klein , und viel zu hoch denke ich mir – doch der Pilot der früher einmal bei den Japanern geflogen sein muss drückt das Ding hinunter und wir setzten mit quietschenden Reifen auf der wirklich kurzen Piste auf. Um den Bremseffekt zu verstärken ist sie deutlich bergauf geneigt , der Pilot steigt in die Eisen – es schüttelt sich noch einmal – wir stehen . Schnell , schnell – alles raus . Zeit ist kostbar solange die Sicht und das Wetter gut sind . Das Gepäck wird rausgeworfen ( erstaunlicher Weise ist meine Tasche da ) die anderen Passagiere für den Rückflug haben schon an der Piste gewartet – alles rein und weg im Akkord.  Die Twin Otter dreht die Motoren auf Höchstdrehzahl , Bremse los , der Flieger kippt die geneigte Piste nach unten und beschleunigt . Am Ende der Piste gibt es nur zwei Richtungen : rauf oder den Abhang hinunter . Am Ende der Piste geht es mehrere hundert Meter nach unten .

Ich suche Ernst und finde ihn auch gleich – er ist 5 Minuten vor mir gelandet . Mein Sherpa Sonam von der Gollinghütte hat mir einen Träger organisiert – wir treffen ihn im Guesthouse von Sonams Tante . Er heißt Rinji und scheint etwas muffig zu sein . Schade – aber Hauptsache er ist stark. Wir marschieren los. Der Anfang ist zäh , aber das wissen wir schon . Die ersten 3 Tage werden mühsam bis man sich an die neuen Gegebenheiten gewöhnt. Am Weg begegnen uns  wieder die so sanft schauenden Yaks , es geht an Mani Mauern und Chörten vorbei. Noch schlimmer als vor 6 Jahren ist der Staub. Es sind sehr viele Menschen unterwegs und Mensch sowie Tier zermahlen die Steine zu feinstem Staub . Um unsere Lungen nicht schon von Anfang an zu strapazieren gehen wir mit Staubmasken und sehen wie Chirurgen im Gebirge aus . Unsere erste Nacht verbringen wir in Jorsale , ca. 700 Höhenmeter bringen uns auf 2850 m Seehöhe . Etwas Kopfschmerzen machen sich bemerkbar aber mit Aspirin ist es erträglich . Am nächsten Morgen erwartet uns der steile Anstieg nach Namche Basar , 3440 m . Es geht zügig voran, die Bergschuhe passen wie Hauspatschen   und nach nicht ganz 3 Stunden stehen wir am Checkpoint Namche Bazar . Die Khumbu lodge , mir schon vom letzten Mal bekannt , ist unser temporäres zu Hause für 2 Nächte . Morgen geht’s auf 3900 m zum Akklimatisieren und wieder zurück nach Namche.