Anreise nach Kathmandu

Es zieht mich wieder in die Berge . Die Gartenarbeit ist gemacht , auch sonst ist alles im Lot – es drängt zum  Aufbruch .  Abgesehen davon dass die Tage schon kurz sind  beginnen  die Novembernebel  diese auch noch zusätzlich  zu  verdunkeln – also was soll einen in dieser tristen Jahreszeit zu Hause halten? Nepal soll es wieder sein. Das erste Mal wird mich meine Elke nicht begleiten und zu Hause die Stellung halten , allerdings reise ich gemeinsam mit meinem langjährigen Segel- und Berggefährten Ernst aus Thörl. Dieses Team hat sich schon vielfach und zuletzt  am Annapurna bewährt – diesmal wollen wir es aber genau wissen und haben uns doch so Einiges vorgenommen. Wir wollen dem Everest , abgesehen vom Gipfel , so nahe als möglich kommen. Diese Möglichkeit heißt Kalar Patar , ist ca. 5500 m hoch und steht dem Everest genau gegenüber – so richtig Aug´in Aug. Dazu kommen dann noch einige Andere „ Hügel „ in derselben Größenordnung , es wird nicht ganz leicht werden – und sicher sehr kalt . Noch aber sind wir auf der Anreise und schlagen gerade viele Stunden Wartezeit am drittklassigen Flughafen von Abu Dhabi tot.  Der vermeintliche Flug mit Ethiad hat sich dann als Air Berlin Codeshare Flug entpuppt , was heißt - anstelle Platz und super Service muffige Germanische Flugbegleiterinnen , Sardinenfeeling in den Sitzreihen und abgestandenes fast food Kantinenessen . Aber immerhin , es war superpünktlich und der Adrenalinschub ob der nur 35 Minuten Umsteigezeit in Düsseldorf konnte ausbleiben . Ob auch das Gepäck mit ist kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ermittelt werden .  Ja , Flughäfen sind so irgendwie mein zweites Wohnzimmer – bestimmt habe ich hier Wochen , wenn nicht Monate verbracht. Es dominieren bunte Sarees und schwarze Abayas , hinter Niquabs und sogar Burkas blitzen dunkle Augen und manikürte Fingernägel, gelegentlich kann man erkennen dass unter diesen Verhüllungen teure Designermode steckt . Diese fehlt uns so ganz und gar , ist auch gar nicht wichtig – wir kommen uns auch so schon etwas abgestanden vor .  Temporär allerdings kann der Probeflacon von Dior aus dem Duty free shop oberflächliche Abhilfe schaffen . Inzwischen sind schon einige Stunden vergangen und der Abflug nach Kathmandu kommt näher . Ich freue mich wieder in einen mir vertrauten Teil unserer schönen Erde zu kommen . Die 2 Tage in Kathmandu sind schon verplant mit Organisation unserer Ausrüstung und Permits , gut trinken und essen sowie der Kali Tempel in einem nahe gelegenen Tal stehen auf dem Programm bevor es nach 2 Tagen früh morgens ins Everest Gebiet geht .

Kathmandu – ein Schmelztiegel der Nationen , Touristen und Nepalis , Wahnsinn und Apokalypse gleichermaßen. Schmutz , nicht funktionierende Infrastruktur und trotzdem erholsam anders zu unserer überbordenden europäischen Bürokratie . Wenn es nicht passt wird es passend gemacht , wenn kein Platz ist wird welcher gemacht – keine das normale Denkvermögen einschränkenden Gesetzte und Vorschriften wie bei uns zu Hause . Dann sitzen eben schon mal 5 Personen am Moped , werden Schwein und Kuh mit ebendiesem Moped am Gepäckträger transportiert , fährt die Großfamilie auf der Ladefläche des Lastwagens aufs Feld . Alles fließt , alles bewegt sich – Regeln sind dafür da um Dinge am Laufen zu halten und nicht um zu behindern wie bei uns zu Hause .  

Ankunft – Kathmandu – Airport . Wir betreten eine andere Welt . Eine Welt die mir geläufig , ja vertraut und angenehm ist . Alles ist anders . Ich möchte hier nicht leben , aber ich genieße immer wieder dieses „ Anders „ sein und dieses Eintauchen in diese andere Welt , diese andere Kultur und Lebensweise . Es beginnt mit dem Betreten der Ankunftshalle . Hunderte Menschen stehen , sitzen , liegen hier und warten auf das Gepäck . Es gibt keine Klimaanlage und der Gang zur Toilette ist einfach . Man kann wieder dem Geruch folgen . Und man hat Zeit . Auch wir üben uns in dieser Disziplin und warten auf unser Gepäck – Hauptsache es kommt – alles Andere zählt nicht . Und tatsächlich , nachdem sich das Gepäckband so ca. 100 x ein – und auch wieder ausgeschaltet hat kommen endlich unsere Taschen . Es wäre fatal wen unsere gesamte Ausrüstung fehlen würde . Draußen suchen wir unseren langjährigen Freund Sujan , Manager des inzwischen x- ten Hotels – wir folgen ihm sozusagen während unserer Reisen in seinen Hotels quer durch Kathmandu .  Die Straßen in der Nacht sind apokalyptisch so wie wir es kennen , wir lassen uns vom ersten Moment an treiben – sind froh dass wir angekommen sind und alle unsere Sachen haben . Im „ Hotel „  ( für den nicht Kathmandu Guesthause erfahrenen Leser sei angemerkt dass die Anführungszeichen bei „ Hotel „ Ausdruck einer höflichen Wertschätzung unserem Freund Sujan gegenüber sind – ansonsten hätten wir uns sicher eine andere Bleibe gesucht …… ) angekommen fallen wir erst einmal in die durchgesessenen Pölster in der Lobby , aber es ist schön Sujan zu sehen – und der Masala tea schmeckt unglaublich gut . Wir sind angekommen .

Aber keine Zeit um zu verschnaufen – leider . Es ist mittlerweile 22 00 Uhr , trotzdem suchen wir noch 2 Everest Biere und lassen uns die letzten Leberkäsesemmeln aus Wien am Dach unserer Behausung schmecken . Morgen um bereits  06 00 Uhr ist Tagwache – wir fahren zum Daksuhinkali Tempel nach Parphing . Am Samstag finden die größten Opferzeremonien der Woche statt – es ist Jahrmarktstimmung . Hunderte Pilger stehen schon sein dem Morgengrauen da , warten geduldig in einer unübersehbar langen Schlange um ihre Opfergaben darbringen zu dürfen . Das sind in erster Linie Schalen mit Blumen und Kokosnüssen , aber auch alles mögliche Getier das direkt vor Ort geschlachtet wird um das heilige Blut der Göttin Kali zu übergeben . In erster Linie sind das Hühner und Ziegen , aber auch Hunde , Schafe und Hasen werden geopfert . Zuerst werden die Opfertiere geweiht um dann anschließend von einem Schlächter im Akkord ins Jenseits befördert zu werden . Es ist ein schauriges Bild das sich hier vor meiner Kameralinse abspielt , im Minutentakt werden die Tiere geschlachtet , das Blut verspritzt , der Schlächter steckt für  seinen Dienst Schein um Schein in seine blutverschmierte Tasche. Bei Gelegenheit wird das Blut mit dem Schlauch weggespritzt um wieder von vorne beginnen zu können . Nebenan segnen heilige Männer die Gläubigen , noch ein wenig weiter werden die geschlachteten Opfertiere gerupft bzw. gekocht . Es ist eine so andere Welt in die ich immer wieder und wieder eintauche .

Aber noch eine andere Welt erwartet uns – jene – wegen der wir eigentlich hier sind . Es gilt nun die Ausrüstung zu prüfen und zu vervollständigen , Medikamente für eine hoffentlich nicht auftretende Höhenkrankheit zu besorgen und zu packen . Wir genießen noch einmal ein fantastisches Essen in unserm indischen Lokal , die letzte heiße Dusche und mir wird wieder bewusst was es bedeutet heißes Wasser im Überfluss zu haben . Es gibt  viele Menschen denen dieser Genuss verwehrt bleibt . Morgen geht es los . Wir werden uns mit Respekt dieser Herausforderung annähern , wissend dass wir uns in eine Region begeben die uns feindlich gesinnt sein kann wenn wir nicht ihre Eigenheiten und Merkmale respektieren . Aber wir sind  vorbereitet und guter Dinge …….  Also geht es los……