Solo Khumbu - Eindrücke und Veränderungen. Eine Retrospektive.

Wenn man durch dieses grandiose Gebiet wandert ist man oft für sich alleine , Gedanken ziehen durch den Kopf und auch so manche Veränderung zu meinen Treks  vor 17 ,  7 und 3 Jahren  werden  offensichtlich . Alles ist kommerzieller geworden , mehr Touristen , mehr Wanderer – es regiert der Dollar . So wie ich die Veränderung zum Luxus beim Segeln wahrnehme so zieht auch hier , in Höhen über 4 – und 5000 Meter eine Art von Luxus ein die ich mit dem Bergsteigen im eigentlichen Sinn nicht wirklich zueinander bringen kann . So lassen sich viele Leute schon mit dem Helikopter nach Lukla , und manche auch gleich nach Namche Bazar fliegen . Welch verrückte Idee . Namche liegt auf 3440 m Seehöhe und die Höhenkrankheit schlägt unerbittlich zu . Aber bitte – die Rescue Helikopter sind gut gebucht . Heute habe ich über 20 Flüge gezählt . Jene die sich den Hubschrauber nicht leisten können oder wollen und selbst nicht die Kraft haben  werden von ihren Sherpas zum Teil geschoben oder gezogen um die Eine oder Andere Passhöhe zu erklimmen . Gipfel auf Bestellung und Rechnung.   Auch eine Art des persönlichen Luxus hat Einkehr gehalten . Auch wenn nicht billig , in den Lodges  wird mittlerweile Wein und sogar Champagner getrunken . Bier in Unmengen sowieso . Na ja – so manche leben davon sicher nicht schlecht , aber ob für diejenigen , die all diese Dinge viele Tage nach oben schleppen müssen auch etwas abfällt das wissen wir  nicht . Es wird für alles kassiert , auch wenn man das Handy nur eine Stunde aufladen möchte sind 2 – 4  $ fällig . Nicht dass Leistung nicht etwas kosten soll aber ich habe erst kürzlich einen Bericht gelesen der meine Eindrücke bestätigt .

„Am Everest regiert der Dollar „ war der Name des Artikels . Ja , sogar eine Sauna gibt es mittlerweile in Namche Bazar . Und so bin ich ein wenig im Zwiespalt mit den Geschehnissen und Veränderungen hier und dem eigentlichen Zweck der Reise – dem Bergsteigen .

 

Wir sind vorsichtig unterwegs . Treffen alle möglichen Vorkehrungen um nicht krank zu werden . Die Staubmaske vor dem Mund und ein Inhalationsspray für die Lunge haben bisher gut gewirkt sodass sich alles normal anfühlt . Kälte , trockene Luft und Staub sind eine denkbar schlechte Kombination . Die Höhenanpassung gehen wir extrem vorsichtig an , vorerst gibt’s jeweils in der Früh und am Abend eine Dosis Diamox  - trotzdem quält mich immer wieder Kopfschmerz . Ibuprofen soll helfen . Am wichtigsten natürlich ist gute Akklimatisation . So steigen wir meistens etwas höher auf um dann wieder tiefer zu schlafen . So pendeln wir uns Stück für Stück nach oben , heute haben wir  die 4000 Meter Marke geknackt und sind somit höher als der Großglockner. Für die Muskeln gibt’s eine Dosis Magnesium – ob das alles hilft – wir wissen es nicht . Es geht uns jedenfalls gut und keine Spur von Muskel – oder sonstigem Schmerz .

Ein Kapitel für sich sind die Träger . Unserer hieß ( warum hieß wird gleich klarer …. ) Rinji Sherpa und war ein ausgesprochen muffiger Genosse . Kein Hallo , bitte , danke , kein Lächeln -  nichts . Na ja dachten wir , zwar schade , aber wenn er seinen Job macht …. Hat er aber auch nicht . In Namche wollte er sein Geld für die 2 vergangenen Tage haben was eigentlich unüblich ist . Es gibt immer eine fortlaufende „ Anzahlung „ – abgerechnet wird zum Schluss . Lange Rede kurzer Sinn – er kam nicht mehr . Jetzt wurde es schwierig . Alle Träger warten natürlich in Lukla am Flughafen , wie findet man jetzt einen Träger mitten auf der Strecke ? Es gelang uns jemanden aufzutreiben , dann hieß es zuerst ja und dann doch wieder nein. Interessant – es hat irgendwie den Eindruck hinterlassen dass sie es nicht nötig haben . Immerhin ist der Job für die Verhältnisse  gut bezahlt  und man möchte meinen 3 Wochen Arbeit für gutes Geld zu haben ist nicht schlecht .   Schlussendlich fanden  wir dann unseren jetzigen Träger Ngawa  . Ein Junge , 20 Jahre alt , schlank , vielleicht 55 kg schwer . Wir waren wirklich skeptisch , haben 5 x gefragt ob er sich das zutraut und dann ging es los  . Ngawa mit 55 kg und 35 kg Gepäck und wir.

Rückblicken gesehen  kann man  sagen wir haben die Reise , die Wanderung , die Anstrengungen gut hinter uns gebracht . Es hat – mit kleinen Hürden – alles funktioniert. Die Kollateralschäden sind klein und verkraftbar . Was bleibt ist die Befriedigung das Ziel erreicht zu haben aber auch die Skepsis wie wird sich dieses Gebiet , Nepal an sich , weiterentwickeln . Außer dass es ungleich mehr Wanderer gibt und der  $ noch deutlicher im Vordergrund steht habe ich eigentlich keine wirkliche Veränderung zum Besseren entdeckt . Nepal ist noch schmutziger , noch erbärmlicher als vor 6 Jahren . Sicher , die Berge sind noch da und wenn man willens genug ist kann man diese Berge auch abseits der üblichen Touristenwege bewandern. Aber alles was im entferntesten Sinn mit Tourismus zu tun hat , über sogenannte Infrastruktur verfügt muss man , so meine ich , in Zukunft meiden . Auch die „ wirklichen „ Bergsteiger machen mittlerweile einen Bogen um Everest , Annapurna und Co. Diese Art des Bergsteigens hat nicht mehr wirklich mit dem Erlebnis des Gipfelerfolges zu tun , nicht auf den Bergen auf denen wir waren und nicht auf den wirklich hohen . Und so , und das ist das Gefühl das mich momentan trägt , schließe ich Nepal für mich ab . Ich glaube nicht dass ich noch einmal hierher – in den Himalaya – kommen werde . Zu groß sind die Veränderungen , der Massentourismus und die damit verbundenen Miss – bzw. Umstände.  Es war einen schöne Zeit , ich war vier mal da , habe alle Täler und Pässe des Everest Gebietes bewandert , habe die Annapurna umrundet und damit sicher sehr schöne Ecken dieses Teils der Welt erleben dürfen . Jetzt aber empfinde ich angesichts der Umstände eine gewisse Müdigkeit dieses Land wieder zu bereisen , auch mag ich den unglaublichen Schmutz nicht mehr . In diesem Sinne kann ich nur mit einem Statement enden : Vielen Dank Nepal für die Erlebnisse , alles Gute Nepal für die Zukunft .        

 

Wahres Glück ist wenn man es mit dem liebsten Menschen im Leben teilen kann

 

Das Leben ist zu kurz um schlechten Wein zu trinken , es ist aber auch zu kurz um es eine so lange Zeit nicht mit meiner Elke zu teilen .