2 Monate Marokko

Schnell fällt auf, dass sich das Land vielerorts ganz unterschiedlich präsentiert – und das zum Teil ganz unabhängig vom Tourismus.  Sehr einfaches Leben in den Bergen und in den Wüstengebieten, deutlich westlicher orientiert entlang der Küstenregion. Es ändert sich die Kleidung vor allem der jungen Bevölkerung, das Verhältnis Esel zu PKW ebenfalls und die alten Ksars verwandeln sich in hässliche Betonbausiedlungen. Diese Unterschiede aufgrund der Einkommenssituation sind ganz natürlich, aber sie fallen mir hier im Besonderen auf. Manches allerdings bleibt überall gleich.

 

  • Wäsche trocknet man am besten am Dach oder auf Bäumen

  • Esel gibt es überall und sie finden ihren Weg auch ganz alleine nach Hause

  • Am Esel sitzt man im Damensitz

  • Man regt sich nicht so schnell auf –  weil „Inschallah“

  • Polizisten wollen einen nicht belästigen, sondern nur für des Touristen Sicherheit sorgen – am liebsten direkt vor ihrer Prefectur

  • In den Cafès an den Promenaden sitzen fast nur Männer und trinken Whisky Berber (Grünen Tee), den richtigen Whisky Bourbon trinken sie im Hinterzimmer

  • Es gibt hier die besten Mandarinen die ich je gegessen habe

  • Die Küsten des Landes sind nicht`s für asienverwöhnte Strandliebhaber

  • Die einfache Tajine von der Straße schmeckt uns nicht

  • Strommasten durchziehen das Land wie lästige Spinnweben einen alten Dachboden – ein Gräuel für den Fotografen

  • Der König baut Straßen in jedes Dorf – mal ist`s noch eine Piste, mal ist sie schon wieder zu einer verfallen

  • Man darf sich nie auf die Qualität einer Straße verlassen – Unebenheiten und Löcher bleiben ein beständiges Kontinuum

  • Mit 13 Tonnen fährt man über keinen dorfüblichen Kanal – man bricht verbindlich ein

  • Die Menschen sind überall freundlich und entgegenkommend

  • Händler sind nur in Marrakesch wirklich aufdringlich – besser den Blick gerade aus und nicht`s anfassen

  • Manch scheinbare Blumenwiese in der Ferne entpuppt sich in der Nähe als Müllhalde mit bunten Plastiksäcken

  • Mit Styros durch dieses Land zu reisen hat großen Spaß gemacht:

     

    Man muss es sagen, so mit eigenem Haus zu reisen entstresst so manchen missglückten Reisetag unglaublich. Rein in die gute Stube, Jalousien runter, Musik an, ein Gläschen Wein, der Duft heimischer Küche und schon ist die Welt wieder in Ordnung. Ja, was sagt mir das eigentlich? Dass mir Heimat immer noch das Liebste ist? Nein, nicht ganz, nur dass Heimat Vertrautheit und Ruhe bedeutet und dass diese Faktoren mich belastungsresistenter machen. Ist doch auch gut so – ich habe sie ja, diese meine Heimat.

    Und wie kommt es in diesem Land so an, mit so einer Riesenkiste rumzufahren? Na eigentlich sehr gut. Die Menschen hier sind an Wohnmobile gewohnt, und unseres ist halt ein bisschen größer, es erstaunt dennoch nur wenige. Auf jeden Fall gutieren alle unsere österreichische Herkunft – wir sind nemsà, autrìchienne – kommt gut an. Also ein ideales Land mit genügend Platz und wohlgesinnten Bewohnern. Die allgemeine weltpolitische Angst hat die Touristenzahlen stark dezimiert, das ist allerorts zu bemerken. Nur ab und an findet sich eine kleine Gruppe von Joghurtbechern auf einem Campingplatz ein. Für alle Unwissenden an dieser Stelle, das sind jene Gefährte ohne jegliche Bodenfreiheit  in Vollplastikausführung , manchmal hängt sogar noch ein Hänger mit einem Quad dran und als deutliches Erkennungsmerkmal mit Satspiegel obenauf ( noch bevor die Handbremse richtig angezogen ist beginnt sich dieser  wild auf der Suche nach einem Satelliten zu drehen – die neueste Dokusoap muss natürlich auch hier gesehen werden ….  ). Aber Marokko braucht sie alle – Tourismus ist eine der Haupteinnahmequellen für das Land.

    Und so werden auch wir wieder kommen. Es gibt noch einiges zu entdecken und manches haben wir gesehen und belassen es nun auch dabei. Aber  ganz bestimmt war es nicht unsere letzte Marokkoreise – inschallah.

     

    Ja , und was kann ich dazu sagen ? Nach nunmehr fast 14000 km auf den Stollenreifen hat sich unser Verhältnis ( .. jenes des Dicken und meines ….) deutlich entspannt.  Was ich gelernt habe ?  Um es mit einem Sprichwort auszudrücken :  „ In der Ruhe liegt die Kraft „ – das sagt alles . Wenn es eng wird  – stehenbleiben , wenn hinten jemand wie ein Verrückter hupt – stehenbleiben , wenn - was auch immer - eigenartig erscheint - stehenbleiben , und im Zweifelsfalle sowieso – stehenbleiben . Das spart Nerven, eventuelles Umdrehen , zusätzliche Kilometer  , einen Schaden etc , etc. Denn wir haben ja Zeit – und hier ist Zeit immer gut investiert. Ein weiterer Leitsatz heißt : Vor Einschalten des Allrades – Hirn einschalten -  und jegliche Ramboallüren verdrängen . Sicherheit geht vor. Und so meistern wir mittlerweile gemeinsam jeden Kurvenradius, schwierige Geländestrecken und enge Dorfdurchfahrten.  Manchmal muss sich Styros auf leisen bzw. weichen  Sohlen bewegen – Luftdruck heißt das Geheimnis. Der Normaldruck von 5 – 6 Bar muss schon mal auf 2 Bar runter , wenn´s brenzlig wird müssen auch schon mal 1 Bar oder weniger reichen , wenn die Höhe ein Problem wird und es um wenige cm geht können sogar 0,5 Bar Wunder bewirken – das mögen die Reifen aber nur wenige Meter. Was unser Gewicht anbelangt ( seines natürlich …) sind wir mittlerweile äußerst sensibilisiert und achten peinlich genau auf den Untergrund – zu viel steht dabei auf dem Spiel. Nicht auszudenken wenn nicht nur ein Wasserkanal in der Wüste sondern eine schwache Brücke oder eine unterdimensionierte Betonplatte über einem Bach nachgeben. 

    Durch unser  mittlerweile lockereres Verhältnis läufts auch manchmal etwas schneller  als in der Vergangenheit was sich in erhöhtem Durst ausdrückt – 25 bis 30 Liter rinnen nun schon mal durch die Einspritzdüsen . Alles in Allem ist es ein angenehmes Reisen mit unserm Dicken und solange man die entsprechenden „ Gesetze „ beachtet wird auch weiterhin alles gut laufen.