Ausflug in die Weizklamm

Ich denke wir haben die für uns schönsten Ecken im Hohen Atlas schon gesehen – nämlich in den Tagen zuvor, als wir auf untypischen Wegen in den Bergen unterwegs waren. Die beiden Schluchten Todrha und Dadès gehören für unseren Begriff nicht wirklich dazu, zählen aber zweifelsohne zu den „must have seen“ dieses Landes. Dementsprechend sind sie allerdings auch „ausgeschlachtet“.  Wir sind eindeutig in der Nebensaison unterwegs, und somit müssen wir uns die  Aussichtsplätze auch nicht mit anderen Touristen teilen. 

Aus dem hohen Atlas windet sich der Qued Todrha Richtung Süden und hat über die Jahre hinweg eine tiefe Schlucht in den Berg geschnitten. Die Straße ist gut ausgebaut und unser Styros windet sich die vielen Kurven tapfer hinunter. Außerdem hat Christian eine grandiose neue Entdeckung gemacht…… erstmals nach nun schon ½ Jahr Styroserfahrung: Unser Auto hat noch einen zusätzlichen bislang unentdeckten rechten Seitenspiegel!!!! Wow, was für ein neues Fahrgefühl in engen Passagen! Wer weiß, was wir noch so alles entdecken, was sich bislang unserem Scharfsinn entzogen hat???

So geht`s also munter weiter. An den steilen Berghängen klettern Ziegen und wenn man genau hinsieht, kann man die eine oder andere Höhlenwohnung in der Wand ausmachen. Unvorstellbar, dass es tatsächlich Menschen dorthin zieht um eine Wohnstatt zu errichten. Diese Wände sind auch sehr beliebt für Kletterer und so hat man eine weitere Touristenattraktion geschaffen. Weiter im Süden säumen Palmen rechts und links das Flussbett und Bauern haben dort ihre Felder angelegt. Ganz am Ausgang wird es noch einmal richtig eng – aber wir haben ja unseren neuen Spiegel! - und wir fädeln uns quasi zwischen den schwindelerregend hohen Wänden hindurch. Die vielen Aufbauten für Souvenierstände - jetzt verwaist - lassen erahnen, wie es hier in der Hauptsaison zugehen muss.

Am Weg in die Dadès-Schlucht versuchen wir unser Glück noch in einer Datteloase, um dort einen geeigneten Übernachtungsplatz zu finden. Doch wir müssen einsehen, dass wir dort irgendwie keinen Platz haben, zu schmal sind die Wege, zu groß unser Styros - also fahren wir weiter. In der Dadès-Schlucht dürfen wir am Parkplatz einer Auberge übernachten, mit Blick  in die Schlucht. Wir erkunden die Schlucht am nächsten Tag wieder mit dem Motorrad – diesmal aber auf einer gut asphaltierten Straße. Der graue Teerstreifen windet sich wie eine Telefonschnur, Kurve um Kurve schraubt sich die Straße nach oben, vorbei an einer großen Zahl neu errichteter Unterkünfte. Dies ist auch unser Haupteindruck von dieser Gegend – sie wächst, wird moderner und wird in absehbarer Zeit noch um ein Vielfaches mehr an Touristen beherbergen können. Natürlich, es ist die einzige Einnahmequelle neben der Landwirtschaft. Doch ganz deutlich wird auch, dass die Nutznießer dieses finanziellen Profites wieder nur ganz Wenige sind, das Gros der Bevölkerung auch hier lebt immer noch in sehr einfachen Verhältnissen. Die neu errichteten Kasbahs sind hübsch anzuschauen, typisch im marokkanischen Stil, aber das noch junge Errichtungsdatum dieser Gebäude haftet ihnen dennoch uncharmant an. Den vielen asiatischen Besuchern kommender Jahre wird dies wahrscheinlich egal sein – uns haben die Tage zuvor besser gefallen. Natürlich beeindruckt die Umgebung - allem Voran in den Bergen, aber wir können uns nicht ganz des Gedanken`s erwehren, dass es auch bei uns zu Hause in der Weizklamm ganz spannend ist. Somit war`s O.K., dennoch werden die beiden Schluchten für uns kein „must have seen“ bleiben….