Wieder on Tour

 

Der Zeitpunkt hätte perfekt gepasst, wir schreiben den 11.Ferbruar und sind am Weg zu unserer Fähre nach Genua. Also machen wir doch einen kurzen Stopp in Venedig, schließlich ist ja Fasching. Doch diese närrische Freude haben uns mehrere Faktoren zunichte gemacht. Zu allererst war es der Neuschnee auf rutschigem Untergrund, der es uns gehörig erschwerte, mit unseren 12 Tonnen aus dem Graben rauszukommen. Und dann waren wir auch noch beide angeschlagen, sodass an dieses Abenteuer gleich zu Beginn unserer Reise eigentlich nicht zu denken war. Wir entschieden, lieber noch ein bisschen zu Hause auszukurieren und einen Tag später loszufahren. Die Annäherung an Genua ist ohnedies mühsam genug – kein Hafen, der einen mit guter Beschilderung empfängt und einlädt. Aber natürlich, wir sind an Bord, Styros steht völlig versalzt auf dem Unterdeck und wir laborieren noch für die nächsten zwei Tage an unseren Wunden, damit wir Marokko voller Elan begrüßen können. Überhaupt war es diesmal irgendwie eigenartig mit unserem Start. Wenngleich wir uns auf unsere Reise gefreut haben, hatte unser Aufbruch auch etwas Wehmütiges  im Gepäck. Christian hat mir das in einer sentimentalen Minute zugesteckt. Warum? Es war einfach schön zu Hause. Ist doch Grund genug, oder? Aber wer nicht wagt, auch nicht gewinnt – also auf zu neuen Ufern, raus aus der Bequemlichkeit zu Hause, rein in ein Leben voller neuer Eindrücke. Unsere Reiseschatztruhe hat noch ein paar leere Taschen und die wollen gefüllt werden. Und das geht halt nur, wenn man sich aufmacht. Ich sehe darin ja eine unglaubliche Bereicherung, uns aus freien Stücken zu Neuem aufzumachen und trotzdem emotional am Alten, am Vertrauten, am Heimatlichen so festzukleben. Was für ein wundervoll tröstlicher Haken!

 

Wir haben nun neuerdings auch einen weiteren Begleiter mit dabei: ein ungefähr 12 cm großer steirischer Panther, aus rostfreiem Stahl gefräst, klebt an der Innenwand unseres LKWs und erinnert uns täglich an liebe neue Freunde und an unser wahres Zuhause.

 

Die Überfahrt verläuft ruhig, die Fähre ist vielleicht ein kleines Stück ansprechender als andere, von wirklich reizvoll noch Lichtjahre entfernt, aber sie ermöglicht eine stressfreie und tatsächlich auch günstigere Annäherung an Nordafrika, als wenn wir den ganzen südlichen Zipfel Europas entlangrollen würden. Touristen sind kaum an Bord, dafür unzählige bis zur Unkenntlichkeit vollgestopfte, völlig ausrangierte Karossen vom europäischen Festland, die ganz offensichtlich unsere Fetzenmärkte leergeräumt haben, um das nördliche Afrika damit auszustatten. Voll bis unters Dach, aufgepackt bis auf das Doppelte und die Reifen platt bis knapp über der Felge. Nach gut vier unergründlichen Stunden bei der Zollabfertigung lässt man uns dann irgendwann doch noch ins Land.

 

Unser vordergründiges Ziel gilt erst mal ganz der „Fellpflege“ von Styros. Der Arme ist so versalzen, dass er dringend eine Lavage benötigt. So sauber und gepflegt trauen wir uns nun schon eher in die Hauptstadt des Landes! Rabat ist uns nicht neu, gefällt uns diesmal aber noch ein Stück besser. Das Wetter ist herrlich und die Stadt empfängt uns freundlich.  Der Hassan-Turm und das Mausoleum Mohamed V. waren nur eines der erklärten Ausflugsziele der Familien – es ist Sonntag und die halbe Stadt scheint auf den Beinen zu sein und flaniert durch Gassen und über Plätze.

 

Ein für uns neues Highlight ist die Totenstadt Chellah. Diese wichtige und auch als heilig verehrte Nekropole aus dem 13. Und 14. Jhd. ist eine wahre Oase der Ruhe. Fast versteckt in einem wunderschönen Garten verbergen sich die alten Gemäuer zwischen den unzähligen Pflanzen. Nicht verwunderlich, dass sich auch die Störche diesen Platz als ihr Frühjahrsdomizil  ausgesucht haben, um hier zu nisten. Und es sind hunderte dieser großen Vögel, die die alten Gemäuer zu ihrer Heimstadt erklärt haben. Einfach sehenswert!