Kurt´s Gastkommentar

 

Wer von euch glaubt, dass so eine Reise ungefährlich ist, der hat natürlich recht! Grundsätzlich.

Bei genauerer Betrachtung, hatten wir allerdings schon einige Begegnungen mit dem Tod. Mit dem Tod in unterschiedlichster Form und Intensität.

 

Freitag, 18.Jänner 2013 irgendwo in der Luft (Airbus A380) Unser erster Kontakt mit dem schwarzen Gesellen, war schon knapp vor der Landung in Singapur. Man weis ja, dass Start und Landung die kritischten Momente beim Fliegen sind. Kommt doch tatsächlich, schon im Sinkflug begriffen, die Flugbegleiterin, sichtlich mitgenommen, von der letzten Nacht (im Dienst wohlgemerkt) angerannt und teilt, dauernd das Wort "important" rufend, weiße Zettel aus. Was ist los?, schießt es mir durch den Kopf. Schnell noch ein Antrag für eine Lebensversicherung, das Notfallszenario in Kurzform oder gar nur ein leeres Blatt Papier um das eigene Testament verfassen zu können?

Todesstrafe für Drogenschmugel, mehrjährige Haftstrafen und imens hohe Geldstrafen für Zigarettenschmugel oder den Import von Kaugummi. Mit besten Grüßen vom Zollamt in Singapur, meiner Stadt der Verbote. Haben wir doch noch im DutyFree "einige" Zigarillos, für die nächsten zehn Wochen, eingekauft. Unser guter Geist (Elke) mahnt uns, gar nicht erst an Schmuggel zu denken. Also deklarieren, oder besser noch, für die zwei Tage bis zur Weiterreise nach Indonesien, einfach beim Zoll deponieren. Christian, wie meist (zu) schnell unterwegs, geht zum Zoll. Ich, zu Hause nennt man mich auch "Glücksschwein", muss ewig lange auf mein Gepäck warten. Christian, inzwischen vom Zoll frisch rasiert, kommt wutentbrannt zurück. Seine Moods sind allesamt weg. Nicht deponiert, nein konfisziert, da die Zollgebühr das 1,5 fache des Wertes ausgemacht hätte. Glücksschweinchen setzt sein freundlichstes Lächeln auf und geht einfach an den gestrengen Beamten vorbei. Der Zoll und dazu noch der Dauerregen in Singapur lassen die Gefahr aufkommen, dass der beste Reiseführer der Welt explodiert und einige andere mit in den Tod reißt.

 

Mittwoch, 23.02.2012 Borobudur (Guesthouse Lotus 1)

Wir sitzen beim Frühstück, kommt ein Polizeiauto und Uniformierte steigen aus. Ein Auto nach    dem anderen kommt, Uniformierte und Zivile steigen aus, salutieren ehrfürchtig oder grüßen sich freundlich. Insgesamt dürften während unserem Frühstück so an die 20 Mann gekommen sein. Der Chef rennt aufgeregt hin und her, die Frauen servieren Kaffee. Da wir heute abreisen, holen wir unsere Taschen im ersten Stock der Pension. Als wir die schmale dunkle Treppe hinuntersteigen, vorbei an einigen kaffeetrinkenden Offiziellen, ist der Blick plötzlich frei auf den Boden der Lobby. Da liegt er, schal, grau und nackt. Die Augen weit offen, die Zunge herausgestreckt und blau. Der Tote aus dem Zimmer unter uns. Er wird gerade von zwei Beamten auf sichtbare Verletzungen untersucht. Gerade als wir verbeigehen, werden ihm Fingerabdrücke genommen. Die tote Hand fällt mit einem lauten Klatsch auf den Steinboden zurück.

Später erfahren wir, dass der Tote eine Frau zur Nachtruhe im Zimmer hatte. Entweder er wurde vergiftet und beraubt, nahm zu viel Viagra oder wurde Opfer, des ihm gebotene Nachprogramms. Nachdem ich zufällig vorher ein Foto unseres Badezimmers verschickt habe, kam auch die Vermutung auf, er könnte an Sepsis gestorben sein.

 

Sonntag, 27.01.2013 Makale (Begräbnisfeier) Wir sitzen in einer der extra aufgebauten Logen. Direkt hinter uns auf einem Thron die Oma, die vor 11 Monaten verstorben ist. Naja, nicht wirklich die Oma, sondern ein aus Holz geschnitztes Abbild von ihr. Die sterblichen Überreste der Oma werden gerade unter lautem Jubel durch das Dorf getragen. Der Sarg, im dem sie bis jetzt "geschlafen" hat, wird dabei richtiggehend hochgewirbelt und ständig vor Freude geschüttelt. Hoffentlich bekommt Oma da keine blauen Flecken! Als die Horde mit der Oma davon zieht, wird der Blick frei auf zwei riesige Bullen, die angebunden am zentralen Platz, seelenruhig auf ihr Schicksal zu warten scheinen. Nach der Dorfrunde wird die kräftig geschüttelte Oma wieder auf ihren Ehrenplatz, hoch über dem Hauptplatz der Feierlichkeiten, gebettet.

Einer der Männer führt nun den ersten Bullen am Nasenring in die Mitte, zieht sein an der Hüfte hängendes Messer und schneidet gekonnt, mit einem einzigen Schnitt dem Bullen die Kehle auf. Dieser bäumt sich auf, zeigt seine weit auseinanderklaffende Wunde am Hals. "Seht her ich wurde für die Oma geopfert", scheint er langsam verblutend, noch hinausschreien zu wollen, bevor er taumelnd zusammenbricht. Der zweite Mann, der zweite Bulle, das zweite riesige Messer, das selbe Schauspiel, die selbe Überraschung über den nahenden Tod, klar in den Augen des Bullen erkennbar. Pulsierend, den letzten Herzschlägen folgend, spritzt das Blut aus den Wunden und ich spüre förmlich, wie das Leben aus diesen mächtigen Tieren langsam entschwindet.

 

Donnerstag, 31.01.2013 irgendwo in den Bergen zwischen Rantepao und Pendolo Wir fahren diesmal mit einem öffentlichen Bus. Die Fahrt ist sehr komfortabel, wären da nicht die Mädchen neben uns und vor uns, bzw. wäre da nicht das Kind als direkter Sitznachbar, die sich alle die Seele aus dem Leib kotzen. Plötzlich, anscheinend im Nirgendwo zwischen den Bergen, stoppt der Bus. Die Brücke vor uns, ist unter der Last eines LKW und wohl auch mit Hilfe der Sturzflut, einfach eingestürzt. Gut, dass wir den LKW nicht überholt haben. Zu Fuß, mit all unserem Gepäck, in strömendem Regen müssen wir rüber. Unter uns der reißende Fluß, überqueren wir die matschigen letzten Holzplanken, die noch übrig sind. Steil hinunter bis zur Mitte, gerade noch knapp über den tobenden Wassermassen, dann gleich steil wieder hinauf. Werden die Pfosten und die geknickte Stahlkonstruktion noch so lange standhalten, bis wir das Ufer erreicht haben? Wir schaffen es, nicht ohne Plesuren und Dreckspuren, aber doch geschafft.

 

Ach ja, irgendwo in den Bergen mußte beim Bus ein Reifen gewechselt werden. Trotz Regens haben die Burschen die Slicks aufgezogen. Glattere Reifen jedenfalls, als uns aus der Formel-1 bekannt!

 

Dienstag, 05.02.2013 Togean Islands (Kadidiri Paradise) Der dritte Abend, das dritte Abendessen, das dritte Bier fordert seinen Tribut und ich muss Pipi. Gehe also schnell in mein Bungalow, ist ja gleich ums Eck neben dem Gemeinschaftshaus. Gehe rein, drehe das Licht auf, schau wie üblich ob wohl keine Ratte meinen Weg kreuzt und gehe auf die Toilette.

Was ist das für eine lustige Deko, hab ich vorher noch gar nicht gesehen. Da hängt was oben in Schleifen auf der Vorhangstange. Gehe näher um die Deko genauer zu betrachten. Schaut echt schön aus - aber das Ende hängt ein wenig runter und wird dünner. Schaut irgendwie aus, wie das Ende einer Schlange. Schlange!!!!!!!!!!! Nehme die Lampe und stürze auf die Terasse hinaus. Leuchte mit der Lampe nach oben, und tatsachlich: es ist eine Schlange und sie schaut, mit dem Kopf zwischen den Holzstäben durch, auf meine Terasse hinaus.

Schnell zurück ins Restaurant, ersuche ich um Hilfe. Gleich springen alle auf und gehen "Schlange schaun". Holt einen Einheimischen, hat jemand die Idee. Gleich kommt der junge Indonesier, sieht die Schlange, ruft "Wow, Wow!" und läuft davon.

Aufgescheucht durch die Schaulustigen, beginnt sich die Schlange nun zu bewegen. Spätestens jetzt werden auch die Schaulustigen unruhig. Der Junge kommt mit zwei Mann Verstärkung und einem Sack zurück. Todesmutig fängt einer die Schlange und trägt sie davon. Sie war fast 2m lang. Niemand kennt die Art, man weis somit auch nicht, wie giftig sie möglicherweise war.

 

Sonntag, 17.02.2013 Maumere (local market) Eine Frau kauft vier Hühner. Frischer geht es nicht, man sucht hier die lebenden Hühner aus. Ein Hühnchen hat Glück! Es gefällt der Kundin nicht und kommt zurück in die Kiste. Die Anderen kommen auch in eine Kiste, jedoch erst nachdem die Verkäuferin ihnen mit einem gekonnten Schnitt, die Kehle durchgeschnitten hat. Sobald in der "Kiste des Todes" Ruhe einkehrt, werden die blutverschmierten Hühnchen herausgenommen, ins siedend heiße Wasser getaucht und anschließend in die Rupfmaschine geworfen. Nach einer halben Minute, haben sie ihr Federkleid eingebüßt und werden vollkommen nackt auf dem Hacktisch fachgerecht mit einem Beil zerlegt. Zwischen Leben und eintopffertigen Stücken liegen für ein Henderl nicht mal ganze zwei Minuten. Das ist echte Frischegarantie!

 

Mittwoch, 20.02.2013 Bajawa (Hot Springs Soa) Auch in der Therme lauert der Tod. Natürlich kommt es auf die Therme an. Wir entschieden uns für eine Variante, wo das Wasser im Inneren eines Vulkans aufgeheizt wird. Nun, wir relaxen da gerade in diesem heißen Bächlein, das uns mit seinem Wässerchen zart umspühlt. Es beginnt zu regnen und wir genießen die Abkühlung von oben. Etwas später beginnt es, wie aus Kübeln zu schütten. Nun wird es langsam ungemütlich und wir verlassen langsam und gemütlich, über die Felsen im Bachbett kletternd, unsere Naturtherme. "Hörst du auch den Donner?" frage ich noch Christian. "Komm blos weg hier!" ist die forsche Antwort. Ich drehe mich um und realisiere erst jetzt, dass aus unserem Bächlein innerhalb einer Minute ein reißender, brauner Fluß geworden ist. Drei bis 4 Meter breit und sicher 2 Meter tief. Keine reale Chance mehr, diesen Wassermassen zwischen den Felsen entkommen zu können. Ein Glück, dass wir rechtzeitig ans Ufer geklettert sind.

 

So oder so ähnlich ist es gewesen..... und Morgen geht es schon zu den Komodo-Waranen auf Rinca. Hoffentlich finden wir noch Guides, in letzterZeit sind einige angeblich gebissen worden.