Pulau Flores - Gunung Kelimutu

Szenenwechsel : Wir verlassen Sulawesi und fliegen mit einer aus China ausgemusterten uralten Turboprop nach Maumere auf Flores , eine der östlichen kleinen Sunda Inseln . 700 km Ost – West Ausdehnung  mit einer Vielzahl aktiver und erloschener Vulkane . Die Regenzeit hat uns wieder fest im Griff und die alte Turboprop sucht sich mühsam den Weg zwischen Wolkenbergen und Regenfeldern  zum kurzen Airstrip von Maumere. Die Maschine schüttelt sich und krächzt aus allen Ecken – aber „ it´s a good pilot today „ wird verkündet „ he will find the way „  Na , dann hoffen wir mal ….  Wasserschwaden sausen am Fenster vorbei ,Windböen reißen an den Tragflächen und lassen den Vogel wie in einem Windkanal auf und ab schießen,  die Handknöchel werden etwas weiß von der Anspannung – plötzlich ein lauter Rumpler – aha – das Fahrwerk ist draußen und dann noch einer – wir sind unten . Gegenschub – die Motoren heulen sich die altersschwachen PS aus dem Auspuff , die Maschine schlingert , Gischt fliegt um´s Flugzeug – wir stehen . Die Piste hätte keine 50 Meter kürzer sein dürfen . Der „ Flughafen „ entspricht in seinen Ansprüchen den Gegebenheiten - eine fast  zusammengefallene Wellblechbude – den schon notwendigen Toilettenbesuch verschiebe ich  bevor ich noch die Türe ganz aufgemacht habe und warte bis wir ein Zimmer gefunden haben ,  das Gepäck wird einem händisch vor die Füße geworfen. Wie dem auch sei – wir sind da – auf zu neuen Ufern.

Wir buchen das beste Haus am Platz – man will uns aber für Kurt keine Matratze rausrücken – so zerlegen wir kurzerhand die 2 vorhandenen Betten und zaubern aus Untergestell und Decken ein drittes Bett . Ja , ja , auch wir haben mittlerweile gelernt zu improvisieren.

Es gießt in Strömen , noch zehren wir aber von der Sonne der vergangenen Tage und machen das Beste daraus . Eine kleine Fotostunde – Mopeds im Regen fotografiert , ein Marktbesuch . Und schon wieder gibt es etwas Neues : Eine Hühnerrupfmaschine !! Fast so makaber und blutig  wie die Totenzeremonien in Tanah Toraja nur nicht so ausgiebig zelebriert : Huhn ausgesucht , Rübe ab , in Kiste geworfen bis nix mehr geht, in heißes Wasser getaucht und dann ab in die Maschine . Eine Trommel mit vielen kurzen Schläuchen drin – kurz eingeschaltet – das Huhn wird zwischen den Schläuchen herumgewirbelt und schon ist die Lady nackt . Fachkundiges Zerteilen dauert noch 3 Minuten – und fertig ist der Braten . Am Nachmittag besuchen wir noch ein Fischerdorf , glauben aber uns in der Adresse geirrt zu haben – wir müssen auf der städtischen Müllkippe sein die anscheinend direkt am Meer liegt . Wir erleben und sehen unbeschreibliche Zustände und obwohl für uns nicht unbekannt fragen wir uns wieder einmal wie man so leben kann . Im wörtlichsten Sinn: außer Dreck nur Dreck!! Und Kloake!  Wir spielen ein bisschen mit den Kindern und beobachten sie wie sie mit Begeisterung mit ihren Glasmurmeln oder in den schmutzigen Lacken spielen . Ihr Lachen und die Freude über ein paar Kekse und etwas Schokolade kompensieren die modrige Tristesse für einen Augenblick .

Dann geht´s aber los zu unserem ersten Highlight – die drei Kraterseen des Gunung Kelimutu.  Ein erloschener Vulkan im Hochland von Flores , trotz der Nähe zum Meer immerhin fast 1700 Meter hoch, der in seinem abgesprengten Kegel 3 Krater gebildet hat die mit Wasser gefüllt sind . Die  Seen haben unterschiedliche Farben die von einer unterschiedlichen chemischen Zusammensetzung und verschiedenen Algen hervorgerufen werden . Türkis , dunkles rotbraun , und nahezu schwarz . Wir möchten den Sonnenaufgang am Gipfel erleben , schier der unaufhörliche Regen lässt wenig Motivation und Hoffnung aufkommen. Als wir um 22.00 Uhr nochmals vor die Hütte gehen hat der Regen allerdings aufgehört und man sieht einige Sterne – na ja – vielleicht .

Um 04.00 Uhr früh geht´s los , tief im Tal hängt der Nebel und versucht langsam aufzusteigen . Wir fahren die ersten km mit dem Auto , den Rest geht´s zu Fuß . Der Kelimutu hat neben der touristischen auch spirituelle Bedeutung.  Die Krater sind dem Volksglauben nach die Ruhestätten der Geister , die Seelen der Knaben und Mädchen wohnen im türkisen See , die Seelen der Alten ruhen im fast schwarzen See. Im braunen See  warten die Seelen der Sünder bis zur Nacht um dann mit dem Wind emporzufliegen. Da demnach viele Menschen den Vulkan besteigen beginnt der Weg auch mit einer ziemlich breiten Treppe die sich angenehm nach oben windet. Es ist Regenzeit – wir sind heute alleine unterwegs und die besagte Treppe endet plötzlich an einer Stange die im Licht unserer Stirnlampen auftaucht. Sie hat  3 Pfeile die in drei unterschiedliche Richtungen weisen.  3 Wege – nur wohin ? Niemand da zum fragen . Wieder einmal typisch Indonesien . Wir finden trotzdem hinauf und werden mit einem beinahe wolkenfreien  Berg belohnt . Zuerst versperrt Nebel zwar noch den Blick auf die Seen , dann aber bricht die Sonne durch und uns bietet sich ein wahrhaft faszinierendes Panorama . Ein Blick über die 3 Seen sowie die Süd – und Nordküste von Flores die im Licht der aufgehenden Sonne leuchtet.

Wir blicken über ein 360 Grad Panorama – plötzlich bleibt der Blick wie festgeschraubt hängen : Nein – das stand nicht im Drehbuch – das ist kein Wolkenturm  . Nicht weit von uns bricht genau  in diesem Moment der  Gunung Rokatenda aus . Zuerst noch ein relativ kleiner Rauchpilz erreicht er schnell beträchtliche Höhe und der Ascheregen fällt zum Glück im Norden der Insel nieder da der Wind aus unserer Richtung weht . Gehört in Indonesien zum Alltag , uns beschleicht trotzdem ein etwas mulmiges Gefühl, denn wir werden noch einige weitere Vulkane besteigen  und man weiß ja …… wenn zur falschen Zeit am falschen Ort ………