Ab in den Süden

 

Viele Orte an der Südküste Sri Lankas lesen sich wie die Bibel für Backpacker und Surfer. Beides sind wir nicht. Also waren unsere Erwartungen auch nicht ganz so hoch. Doch eigentlich sind wir positiv überrascht. Unser erster Stop für zwei Tage ist am südlichsten Punkt der Insel, in Matara. Mal abgesehen davon, dass  die Travellerszene hier in Windeseile zu Hochform aufgelaufen ist, und dies natürlich auch negative Begleiterscheinungen mit sich bringt, ist es dennoch nett. Das Lokalkolorit ist eindeutig auf Wellensurfer abgestimmt. Chillig, lässig, unkonventionell – so zeigen sich die Bars und Restaurants, und einige durchaus mit Charme. In manchen Orten ist die Zahl der Hinweisschilder zu den einzelnen Gästehäusern und Hotels hauswandfüllend. Dazu kommen noch die Ankünder von Attraktionen wie Whale- und Dolphinwatching, Diving, Spa-Behandlungen und Yoga-Kursen. Wale und Delphine haben  ob der unzähligen Frachtschiffe, die man am Horizont vorbeiziehen sieht, hoffentlich  schon das Weite gesucht.  Vom Rest muss sich jeder selbst seine Meinung bilden.

 

Die Küste selbst ist also quirlig und gehört den Touristen. Spannend wird es aber, wenn man sich ein Moped mietet und abseits der unzähligen Gästehäuser und Lokale seine Kreise zieht. Dann sieht man ursprüngliche Märkte, urige Fischerhäfen, lokales Leben in all seinen Ausprägungen. Die alten, von den Portugiesen und Holländern errichteten Forts haben zum Teil ihren Glanz verloren aber koloniale Fragmente zeugen noch vielerorts von der einstigen Seemacht. Auf unserem Moped erleben wir im Hinterland Sri Lanka wie es lebt. Mit allerorts freundlichen Menschen, üppiger Natur, mit den vielen kleinen Garagengeschäften und ebensolchen Lokalen, mit seinem bescheidenen Wohlstand und auch mit seiner Armut. Es ist Sonntag und viele Kinder besuchen in ihren blütenweißen Uniformen die buddhistische Sonntagsschule – und auch dort sind wir herzlich willkommen. 

 

Zurück an unseren Surferstrand. Der indische Ozean zeigt sich hier nicht nur von seiner lieblichen Seite. Unablässig branden die Wellen an die Küste und berauben das Land seines Territoriums. Jede zurückrollende Welle nimmt mit ihren Krallen vom Strand wieder ein Stück mit in die Fluten. An vielen Abschnitten versucht man bereits mit Sandsäcken zu retten, was noch  zu retten ist. Aber wer hier am Ende als Sieger hervorgehen wird, ist heute schon klar. Fragt sich nur, wie lange sich das Meer noch damit Zeit lässt. Von den Schäden des einstigen Tsunamis, der hier an die Küste rollte, ist eigentlich nichts mehr zu sehen. Aber das Wasser hat gewaltige Kräfte, das steht fest. Bisweilen erfreut dies aber noch die Wellensurfer.

 

Wir fahren weiter nach Westen, nach Galle. Die Stadt ist gar nicht bitter, sondern sehr schmuck restauriert. Hotels und Restaurants hinter kolonialen Mauern zu stolzen Preisen. Aber ein Spaziergang durch die Gassen lohnt sich allemal. Außerhalb des Altstadtschmuckkästchens entpuppt sich wieder singhalesischer Alltag. Schöne Gemüsemärkte, köstliche Fruitshakes, quirliges Leben. Zeugen religiöser Kultur entpuppen sich oft erst auf den zweiten Blick – kleine Schreine am Straßenrand, dann wieder Reste eines Friedhofes, eine buddhistische Stupa auf der anderen Seite, alles in friedlicher Koexistenz. Am meisten beeindruckt hat uns vielleicht der kleine Fischerhaften mit seinen unzähligen Auslegerbooten, die jeden Abend den Horizont am Meer bevölkern, um früh morgens mit ihrem Fang wieder heim zu kehren. Die schmalen Kunststoffrümpfe laden nicht unbedingt dazu ein, mit den Fischern eine Nacht draußen am Meer zu verbringen, wenngleich man Christian mehrmals dazu eingeladen hat. Fast wie die Stelzenfischer sitzen sie auf dicken Pfählen, auf segellosen Masten, die aus ihren Booten ragen. Frischer könnte der Fisch alledings nicht sein, also kaufen auch wir ein und lassen uns vom Koch in unserem Hotel was Gutes draus machen. Es hat funktioniert - das ist Sri Lanka pur. Weniger bis gar nicht mehr authentisch sind  die "berühmten" Stelzenfischer. Busseweise stellen sich Touristen dafür an, um gegen Einwurf von Barem ein Foto von jenen zu schießen, die es sich gerade eben erst auf ihrem "Arbeitsplatz" bequem gemacht haben, um eine Angelrute ohne Schnur lässig zur Seite zu halten. Sie bemühen sich nicht mal mehr, Realität vorzutäuschen.

 

Ob sich der Süden also lohnt? Für uns liegt das Idyll vom Traumstrand unter einer anderen Mangrove versteckt, aber ein Abstecher für ein paar Tage  lohnt sich. Und der Süden Sri Lankas ist keine Mogelpackung, auf seine Art hält er was er verspricht.