Schon wieder Bali

 

Manche fahren über Jahrzehnte hinweg nach Rimini, Grado oder Trieste. So ausgereizt haben wir es dann doch nicht, aber ja, wir sind nun innerhalb der letzten sieben Jahre schon das dritte Mal hier. Da kann es schon schwierig werden, wirklich Neues zu entdecken. Aber Gründe für ein Wiederkommen gibt es allemal, auch wenn die Hausaufgaben schon alle erledigt sind.

 

Bali gehört zu den kleinen Sundainseln und drei Viertel der Fläche bestehen aus Bergen, meist vulkanischen Ursprungs. So ist es auch kein Wunder, dass es immer wieder mal wo raucht. Beim Gunung (Vulkan) Agung sind wir uns einmal nicht ganz sicher, ob es nur eine Lehfahne ist, oder ob die Götter zu uns sprechen. Denn da oben, auf den Vulkanen, da leben sie laut der Balinesen. Im Meer lebt die Unterwelt, und überhaupt ist auch sonst alles in der Natur beseelt. Darin spiegelt sich der stark ritualisierte Glaube der Balinesen wider. Grundsätzlich ist Bali primär hinduistisch, aber ihre Traditionen spielen im alltäglichen Leben die weitaus größere Rolle. Riten und Feste begleiten die Menschen von der Geburt bis zum Tod und sind Grundlage des familiären Zusammenhalts. Fast jede Familie hat ihren eigenen Haustempel, neben den vielen anderen, allgemeinen Tempelanlagen. Insgesamt soll es ja eine Million davon geben. Und allmorgendlich wird eben dort den Göttern und Geistern geopfert. Immerhin, besteht darin die Chance, sie gütig zu stimmen. So duftet es allerorts nach Räucherstäbchen, Windspiele klingeln und kunstvoll gebastelte Opferkörbchen stehen an jeder Ecke.

 

All diese Kleinigkeiten begegnen einem ständig, wenn man über die Insel fährt, und wir tun dies ja mit eigenem PKW, was übrigens Seltenheitswert hier auf der Insel hat und immer ehrfürchtiges Staunen hervorruft. Es ist nicht weiter schwierig, sich ein Auto in Kuta oder Legian zu mieten und die Infrastruktur ist weitgehend gut. Aber natürlich, links zu fahren, ihren doch sehr eigenwilligen Fahrstil zu berücksichtigen und das verzweigte Straßennetz richtig für sich zu nutzen, braucht event. ein bisschen Erfahrung und ein g`scheites Navi. Dann allerdings ist es eine hervorragende Möglichkeit, die Insel zu entdecken. Wenngleich wir schon festgestellt haben, der Verkehr hat enorm zugenommen und wird während der Hochsaison im Sommer wahrscheinlich an den Hotspots dem Kollaps nahe sein. Dann heißt es ruhig bleiben. Natürlich kann man sich auch per Fahrer von Ort zu Ort bringen lassen. Die Preise für alles sind grundsätzlich erschwinglich, wenngleich auch hier ein Vergleich anzuraten ist. In Punkto Essen hat man auf Bali kein Problem, dafür hat der Tourismus schon gesorgt. Für die Balinesen selbst ist Essen kein gemeinschaftliches Ritual, außer bei Festen. Ansonsten isst jeder halt mal zwischendurch irgendwas. So gibt es in ihrem Verständnis auch nicht Vor-, Haupt- und Nachspeise, dieses Zugeständnis ist lediglich unserer Anwesenheit geschuldet. Eines steht aber auf jeden Fall fest: Essen heißt in balinesischem Sinne: Reis essen! Immer und zu allem.

 

Doch wir genießen Reis nicht nur am Teller, sondern vor allem auf den verschlungenen Wegen über die tiefgrünen Reisfelder. Am besten morgens, wenn außer vereinzelten Reisbauern noch niemand da ist. Ein Hochgenuss für Auge und Seele. Überhaupt überwältigt uns die üppig, tropische Natur immer wieder hier auf der Insel. Wir sind in der Regenzeit unterwegs, was es noch ein bisschen grüner aber auch feuchter macht – mit allen Vor- und Nachteilen. Neben Reis, Bananen, Kaffee und Kakao, leuchten Frangipani- Hibiskus- und Bougainvilleablüten inmitten des saftigen Grüns.

 

Das sind die wirklich wunderschönen Seiten Balis. Freundliche und bemühte Menschen, viel authentische Kultur und eine überbordende Natur. Wenn man sich darauf einlässt, spielt es keine so große Rolle mehr, ob man letztlich alle Attraktionen abgeklappert hat oder vielleicht den einen oder anderen Tempel sogar schon zum dritten Mal besucht – ein Erlebnis ist die Insel in ihrer Gesamtheit. Und wenn auch wir jetzt allerdings festhalten, nicht dem Rimini-Virus verfallen zu sein und Bali für das nächste Jahrzehnt bleiben lassen werden, so reisen wir trotzdem mit einem guten Gefühl über diese Insel.