Königsstadt Kandy

 

Der englische Name Kandy leitet sich vom singhalesischen „Kanda uda rata“ ab, was soviel heißt wie „Königreich auf dem Berg“ und ist die jüngste  Königsstadt Sri Lankas. Die Stadt liegt auf knapp 500 Metern Höhe, umgeben von grünen Hügeln am Fluss Mahaweli. Das Klima hier ist spürbar frischer als im Flachland, und der künstliche See im Zentrum trägt „grundsätzlich“ zum guten Klima bei. Ja, diese Einschränkung ergibt sich wieder mal aufgrund des Verkehrsaufkommens. Unablässig braust der motorisierte Strom durch die Stadt und um den See. Wir sind wieder mal mit einem öffentlichen Bus von Colombo hierher gefahren, einfach weil er gerade da war und wir auf den AC-Bus deutlich länger warten hätten müssen. Erfahrungsreich, kann ich nur sagen! Wir dachten mit Sitzplatz wäre schon  alles paletti. Doch voll ist hier nicht voll, daran knüpft sich immer  ein „noch voller“. Und das heißt dann wirklich bis über den Stehkragen hinaus voll. Irgendwann hatte ich ständig entweder einen Bauch oder eine Gesäßbacke an meiner Schulter kleben, denn auch die Stehplätze in der Mitte waren restlos ausgebucht. Somit waren die ersten 1 ½ Stunden noch wirklich amüsant, die geplanten 3 Stunden sind mit der richtigen Einstellung gerade noch vertretbar. Die tatsächlichen 4 ½ Stunden erforderten schon eine gewisse Liebe zum öffentlichen Reisen. Aber Aussteigen war schließlich auch keine Alternative. Es sind noch immer Weihnachtsferien und vor allem sind es die Srilankesen, die unterwegs sind.

 

Eine Sache zieht sie besonders hierher: ein Stück von Buddhas Eckzahn! Wie immer brauchte es für eine Königsstadt eine Berechtigung, eine Legitimation, um zu einer solchen auserkoren zu werden. Mal hat Siddhartha Gautama eines seiner Haare irgendwo hinterlassen, mal einen Fußabdruck und hier eben ein Stück seines Eckzahnes. Und diese Reliquie Buddhas wird in einem Schrein im sogenannten Zahntempel aufbewahrt und speziell dieser Tage pilgern tausende Menschen an diesem Schrein vorbei, um Buddha die Ehre zu erweisen. Der Andrang ist riesig und die Spendenbereitschaft groß. Irgendwann suchen wir dann Ruhe  unter dem Bodhibaum und hoffen auf Erleuchtung unter der Pappelfeige. Ob`s funktioniert hat? Sicher!!!!

 

Vor allem aber brauchen wir Gelassenheit hier. Kandy ist nämlich nicht ganz unanstrengend – zu viele Menschen, zu viel Verkehr! Aber irgendwie gewöhnen wir uns dran, oder man stumpft ab, wird selektiver in seiner Wahrnehmung. Oder man muss sich im Strom treiben lassen, wie Christian meint. Irgendwie funktioniert es dann auch. Dann findet man zwischen dem ganzen Einkaufsramsch auch noch so manche Kuriosität: Das Büro des öffentlichen Schreibers, eines Advokaten für die ärmere Masse, den Schneider, der Christian in 1 Stunde ein Hemd nähen würde, oder man lässt fasziniert das Chaos am Busbahnhof  ( immerhin lt. Aussage der hässlichste in ganz Sri Lanka ) auf sich wirken. Wir finden einen Lieblingsplatz zur Erholung….. ein kleines Fresh-Fruits-Garagen-Lokal, in dem wir aufgereiht an der Wand wie im Frisiersalon sitzen und eine Köstlichkeit nach der anderen schlemmen. Dabei kann man perfekt das Treiben auf der Straße beobachten oder Kontakt mit den Menschen drinnen knüpfen. An dieser Stelle sei auch bemerkt , die Menschen in Sri Lanka sind wirklich außergewöhnlich freundlich und zugänglich. Lächle jemanden an und du wirst ein Lächeln geschenkt bekommen. Auch keine besonders aufdringlichen Händler oder korrupten TukTuk-Fahrer. Alles sehr gemäßigt und die Freundlichkeit überwiegt. Stress macht nur die Summe der Menschen und der Verkehr, daher reisen wir nach zwei Tagen auch weiter.