Durch Lesotho

Lesotho – das “ Dach Afrikas“ oder das Armenhaus Afrikas ?? Beides ist wohl irgendwie richtig und man kann dieses Land wohl am ehesten mit Äthiopien vergleichen . Beträchtliche Teile des Landes liegen über 3000 Meter Seehöhe und die Landschaft ist ebenso epochal wie grandios. Tafelberge , tiefe Täler , Steppen wie in der Mongolei und dazu die einheimische Bevölkerung – die Basutho ( Mehrzahl ) bzw. der Mosutho ( Einzahl), die so ganz anders ist, als wir es gewohnt sind. Die Sprache heißt Sesutho und wir haben große Schwierigkeit auch nur ein einziges Wort nachzusprechen. Es ist schon unglaublich wie sehr sich Landschaft und Menschen sowie das Bild von Wohlstand und  Armut verändern obwohl  man nur 4 Stunden von Durban , wo es Luxus in Hülle und Fülle gibt , entfernt ist.

Überhaupt ist es eine geologische Kapriole , mitten im flachen Südafrika bricht ein Gebirgsstock von der Größe Belgiens auf über 3000 Meter Höhe empor und stellt mit knapp unter 4000 Meter Höhe auch den höchsten Berg im südlichen Afrika .

 

Die ganzen zwei folgenden Tage, die wir nach unserer Passbezwingung noch in diesem Land verbringen, halten wir uns in einer Höhe von mindestens 2000 m auf. Ständig geht es den Berg hinauf und wieder ein kleines Stück runter, die Hänge leuchten in bunten Farben, immer dort wo das Gras eine Narbe hinterlässt, bricht rote Erde durch. Die Basutho betreiben sehr exzessiv Landwirtschaft, auch in dieser Höhe, was die ohnedies dünne Erdschicht auf den Hängen schwinden ließ und somit den Bäumen zu wenig Halt gewährt. Daher auch dieses eigenartige Bild einer beinahe baumlosen Landschaft. Eines der ökologischen Probleme, mit denen das Land zu kämpfen hat.  Die Landbevölkerung lebt fast ausschließlich in sogenannten Roundavals, steinerne, strohgedeckte Rundhütten, ausgestattet im Inneren einzig mit einer Feuerstelle und ein paar Matratzen für die Nacht. Im Winter, wenn dort ein Feuer entzündet wird, muss die Rauchgasbelastung fast unerträglich sein. Ein unglaublich karges Alltagsleben begegnet uns in jedem Dorf.

 

Die Menschen sind sehr zugänglich und freundlich, auch wenn man das im ersten Moment oft gar nicht vermuten möchte. Alle männlichen Basutho sind beinahe gleich gekleidet: eine dicke Decke um die Schultern geschlagen, die landestypische Mütze auf,  oft  vorne bis über das Kinn runtergezogen, sodass nur ein Augenschlitz freibleibt. Und wenn einem dann aus dem sehr schwarzen Gesicht zwei weiße Augen aus diesem Sehschlitz anschauen, macht das oft einen richtig gespenstigen Eindruck. Dazu tragen sie fast ausnahmslos Gummistiefel und einen meist verzierten Stock. Die Menschen in diesen Bergen sind stolz auf ihre Tradition, lassen sich gerne fotografieren, stellen sich vorher regelrecht in Pose und haben dann ihren Spaß daran, sich selbst am Foto wiederzuerkennen.   

Wir konnten mit einigen Menschen sprechen und bekommen den Eindruck, dass sich mit der neuen Regierung in diesem Land vieles zum Besseren gewandt hat, v.a. der Kriminalität konnte mehr Einhalt geboten werden. Zweifelsohne sind die Unterschiede zwischen Arm und Reich gigantisch, aber in welchem Land ist dies eigentlich nicht so.

 

Unsere Fahrt durch dieses Land ist von großen Gegensätzen gekennzeichnet. Alleine schon durch die Tatsache, dass wir z.T. auch auf einer wirklich guten Straße fahren, ja auf einer perfekten Asphaltstraße, die sich die Berghänge entlang windet, eine Kurve nach der anderen, viele Höhenmeter rauf und runter.Wir haben viele Chinesen gesehen die diese Straßen bauen- sie bringen alles in Land - eigene Arbeiter , ihre Kultur , Lastwägen , Baumaschinen - alles aus China. China macht dies bestimmt nicht ohne Gegenleistung und ohne Hintergrund . Es geht um Land und Bodenschätze.  Und auf eben dieser perfekten so westlich modernen Straße begegnen uns fortwährend die Basutho, hoch zu Roß in ihrer traditionellen Kleidung oder ärmlich gekleidet zu Fuß am Straßenrand. Irgendwie passt das gar nicht. Wir wissen nicht, ob sie glücklich sind über diese Straße, oder nicht. Fakt ist, sie wurde gebaut, um das gigantische water-energy-project möglich zu machen. Zwei riesige Staudämme, die wohl auch Wohlstand ins Land bringen sollen.

 

So gestaltet sich Fortschritt wohl immer - wirtschaftliche Interessen der Einen forcieren das Weiterkommen, ob es auch dem Wohlstand aller dient, ist damit nicht zwangsläufig sichergestellt. Die Kultur eines Landes, ja das Bild einer Gesellschaft verändert sich zweifelsohne damit. Im Moment ist es noch so eine Zwischenstation - noch existiert beides: das Alte und das Neue.

Wir sind immer wieder glücklich über die Gelegenheit, auch das "Alte", die langsam gewachsene Tradition noch erleben zu dürfen. Lesotho war in diesem Sinne absolut seine Reise wert!