Der Dicke und ich

Unsere Beziehung ist noch sehr jung und wir hatten beschlossen uns mit Respekt gegenüberzutreten und uns langsam , ganz langsam aneinander anzunähern und uns aneinander zu gewöhnen . Wir hatten ja zu Beginn eine quasi Fernbeziehung als Styros im Winter per Tieflader ( eigentlich wollte ich ihn ja von seiner Geburtsstätte in Steyr selber abholen aber die Lust auf etwas Wärme im tiefen Winter hat dann quasi Kolumbien den Vortritt gelassen ) nach Saalfelden gebracht wurde um seiner Vollendung  entgegenzublicken und ich ihn erst im März das erste Mal zu Gesicht bekam.  Auch meine Legitimation unseren großen Freund  ( ich werd´ihn in weiterer Folge auch mal ab und zu „ den Dicken „ nennen …) über die Straßen zu bewegen ist noch nicht wirklich alt – geschweige denn die Erfahrung die  es wohl braucht …..

Egal , wer nicht wagt der nicht gewinnt . Und so steh´ich nun vor ihm , doppelt so hoch wie ich , 12 to schwer , in seinen Ausmaßen geradezu riesig – so kommt ´s mir zumindest vor.  Die ersten Herausforderungen sind bei uns zu Hause im Hof einen geeigneten Abstellplatz zu finden – also – eng ist´s hier schon . Und dann gleich einmal die Steinbergstraße runter – Montag morgens – mitten im Berufsverkehr . Der Schweiß steht mir auf der Stirn . Trotzdem – es klappt , kein Problem.  

Nach diesen ersten Annäherungsversuchen geht´s gleich einmal auf große Reise – eine Südosteuroparundfahrt. Erste Passstraßen, Schotterpisten , Serpentinen. Es fühlt sich abenteuerlich an wenn 12 Tonnen unbändig nach unten schieben. Ebenso wenn neben den Reifen nur mehr 10 cm Straße sind und sich dann ein Abgrund so ca. 14 Tage bergab auftut. Auch erste Erfahrungen im Sand mussten gleich einmal gemacht werden – wir können das ja . Natürlich , zum Luftablassen zu bequem  ist´s nach 100 Metern schon aus und wir haben uns festgefahren . Trotzdem – aufgegeben wird nur ein Brief und die Luft bleibt in den Reifen . Mit Untersetzung und allen Sperren geht´s dann so einigermaßen und wir graben uns frei . Na , das nächste Mal vielleicht doch etwas den Luftdruck senken – senkt auch den Adrenalinspiegel . So manche Überlegung wird angestellt – 5 to steht auf der Tafel – sollen wir es mit 12 to trotzdem versuchen ? Freundliche Mitmenschen versichern uns  : no problem , just go …. Und so fahren wir auf schmalem Grat 500 Meter über dem Seeufer und hoffen dass der Weg nicht noch schmäler wird und das Bankett hält . An 2 kleinen Brücken dann Rechenübungen – sind die 5 to pro Achse gemeint oder im Ganzen ? Die letzten noch verbliebenen Kenntnisse aus Maschinenbau und Statik in die Waagschale geworfen und Gas gegeben – denn wer bremst verliert ohnehin . Auch Absperrungen vor einem Pass mit Wintersperre können uns nicht wirklich bremsen – erst als dann doch die halbe Straße fehlt und der Rest noch unterspült ist siegt die Vernunft . Ich will unserem Dicken ja nicht schon zu Beginn sozusagen unmoralische Dinge zumuten .  Mittlerweile haben wir 4000 km auf den Stollenreifen und so nähern wir uns Tag für Tag ein Stück mehr an – der Dicke und ich .