Endlose Weite - der Erg Chegaga

Nachdem uns die Hälfte der Gruppe  verlassen hat um andere Wege zu gehen bzw. zu fahren setzten wir mit Gertraud und Werner unseren ursprünglich gefassten Plan fort und fahren in die endlosen Weiten des Erg Chegaga. Zuerst gestaltet sich die Sache etwas schwierig denn es gibt Sandsturm. Noch am Campingplatz in Zagora auf einmal laute Rufe „alles dicht machen – Sandsturm  kommt“,  eine Walze aus gelbem Etwas bewegt sich auf uns zu. Plötzlich ist der gegenüberliegende Berg nicht mehr zu sehen und Staub bläst uns in und um Augen und Ohren. Zum Glück dreht die Wolke bald ab und wenigstens die Sicht ist wieder hergestellt. Nach dem Staub folgt nun der Regen. Es zieht eine richtige Front durch und hinterlässt auf der Straße riesige Lacken und ziemlich frischen Wind am nächsten Morgen. Der Weg Richtung Chegaga ist erst einmal unspektakulär und 20 km vor M`hamid verlassen wir den Asphalt und fahren auf die Piste. Bald schon kommen die ersten Dünen in Sicht aber auch Staub und Sand. Der Wind nach der Front hat sich nicht gelegt und nur der Versuch das Fenster oder die Türe aufzumachen wird mit einer Sanddüne im Innenraum bestraft. Es nützt nichts – wir müssen zurück. Wir fahren querfeldein in Richtung eines Oueds und einiger Tamarisken um dort etwas Schutz zu finden. Wirklich große Steine und Bachdurchfahrten stellen sich uns in den Weg und ich fürchte ein wenig um die Reifen. Aber nichts geschieht – das Material hält was es verspricht. Wir erreichen einen Platzt mit dem Charme eines Steinbruches aber es gibt für heute nichts Besseres. Eingehüllt in Decken trinken wir wenigstens noch das eine- oder andere Kummerbier und legen uns dann bald ins Bett – morgen ist auch noch ein Tag. Und siehe da – der nächste Morgen weckt uns mit beinahe wolkenlosem Himmel und mit nur mehr mäßigem Wind. Die Staubwolke des Fech Fech ( eine riesige Lehmfläche von der feinstes weißes Pulver wegerodiert) hat sich etwas gesetzt und wir fahren los. Zuerst erreichen wir M`hamid – den Ausgangspunkt für die Durchquerung des Erg. Etwas trostlos liegt diese Oase da mit vielen Agenturen die das ultimative Abenteuer in der Wüste anbieten – nur die Touristen fehlen. Mit 3 Stück frischem Brot verlassen wir M`hamid und tauchen ein in die Weiten des Erg Chegaga. Das größte Dünenfeld Marokkos, das den Lac Irici – einen Zeitsee - umschließt, begrenzt von 2 Gebirgszügen und der algerischen Grenze zieht sich von Ost nach West. Die Fahrt geht über mehr oder weniger schlechte Pisten Richtung Westen, wieder treffen wir auf eine aufgewirbelte Fech Fech – Wolke die die Sicht beschränkt aber dann ist es endgültig vorbei. Es klart auf, der Wind legt sich,  das Wetter verwandelt sich in einen Postkartentraum und die umliegende Landschaft zu einer einzigen Faszination. Wir campieren auf einer riesigen Ebene unter dem Sternenhimmel – es ist sonst nichts zu sehen oder zu hören. Kein Handysignal, kein Streulicht, kein Geräusch – einfach nichts! Sonnenunter- und auch -aufgang am nächsten Tag verwandeln den Himmel in ein unglaubliches Meer aus unterschiedlichsten Farbtönen – ein einzigartiges Erlebnis. Nach 20 km erreichen wir die Dünen des Erg Chegaga. Sandberge türmen sich vor uns auf, dunkler als sonst denn sie sind nass – es hat auch hier geregnet. Blitzschnell hat sich die Natur aufgebäumt und die Gunst der Stunde genutzt. Überall bohren sich kleine Pflänzchen durch den Sand und aus etwas Entfernung betrachtet erscheint der Wüstensand an manchen Stellen grün. Wir beschließen spontan einen Tag hier zu bleiben. Dieses Wetter müssen wir nützen. Wolkenlos , ohne Wind, stahlblauer Himmel. Schade für die die nicht hier sind .Wir suchen einen geeigneten Platz in den Dünen und hier unterläuft mir ein Fehler: Beim hochfahren einer Düne verschalte ich mich, merke dass ich wahrscheinlich zu langsam bin, abbrechen schießt mir durch den Kopf aber ich tue es nicht und umgehend rächt sich dieser Fehler. Wir kommen die Düne nicht rauf und stecken – zu wenig Schwung. Mit aller Kraft und den letzten Nm Drehmoment kommen wir mit allen Sperren von der Düne wieder runter da passiert der nächste Fehler: Ich möchte für neuen Anlauf einige Meter zurückfahren, schaue aus dem Fenster nach hinten und gebe Gas. Und was passiert? Als das nötige Drehmoment aufgebaut ist bewegen wir uns dennoch keinen cm weiter – nur die Hinterräder drehen durch. So schnell kann ich gar nicht vom Gas und wir haben uns 30 cm eingegraben. Wenn es nicht waagrecht weitergeht dann geht’s unweigerlich nach unten. Was ist passiert? Ich habe schlicht und ergreifend vergessen den Allrad einzuschalten. 2 Anfängerfehler hintereinander. Was soll´s, jetzt stecken wir wirklich. Der nasse Sand umschließt uns wie eine Klammer. Werner bietet  uns an uns  herauszuziehen aber ich ärgere mich so über mich selbst, dass ich lieber die Schaufel raushole und grabe. Die Schmach sitzt zu tief, ich muss den eigenen Fehler wieder gutmachen. Es dauert nicht lange, ein wenig Schweiß und Anstrengung  und wir sind wieder frei. Nun also alles noch einmal mit dem richtigen Schwung und natürlich Allrad rein  und schon stehen wir auf einem Traumplatz. Mitten in den Dünen mit grandioser  Aussicht – mit nichts zu bezahlen so schön! Wir wandern durch die Dünen, genießen das unglaubliche Ambiente des Erg Chegaga und die fantastische Aussicht in das nicht enden wollende Sandmeer.