Lac Irici

 

Die Wüste ist schon wirklich was Besonderes. Die meisten denken bei Wüste ja an hohe gelbgoldene Sanddünen – und das ist vielleicht auch der schönste und beeindruckendste Teil daran. Doch den größeren Teil bilden  Steinwüsten, weite Ebenen, Schotterfelder, festgefahrener Sand, Buschlandschaft, sandige Ebenen mit Tamariskensträuchern  und eben was  Wind und Wetter sonst noch von der Landschaft übrig gelassen haben. Und Vieles davon ist betörend schön, meist nicht wirklich einladend in dem Sinn, wie wir Mitteleuropäer dies gewohnt sind, aber zutiefst beeindruckend. So sprechen auch nicht alle Gegenden durch die wir fahren  meinen Sinn für Schönheit an – zu karg und lebensfeindlich erscheinen sie mir, zu sehr dem Wetter ausgesetzt. Wenn es zwischen den Zähnen knirscht, unmittelbar nachdem man den Kopf aus dem Fenster gestreckt hat oder sich beim Öffnen der Autotür eine kleine Sanddüne aufs Armaturenbrett ihren Weg bahnt, ja dann kann man sich schon nach einem Ortswechsel sehnen.

 

Aber wie gesagt, immer wieder durchqueren wir ganz wunderbare Passagen, so wie die Tiefebene das Lac Irici. Ein Zeitsee der – wie der Name sagt – von Zeit zu Zeit Wasser führt. Eine ca. 130 km² große Fläche, bestens zum Fahren geeignet – meistens halt. Wir haben Glück. Noch vor 3-4 Tagen standen hier 5 cm Wasser, es gab den stärksten Regen seit 3 Jahren – und dazwischen gab es kaum Regenfälle, das ersehnte Nass sei den Nomaden also mehr als vergönnt. Und kaum hat Wasser den Boden berührt, schon bahnt sich zartes Grün seinen Weg durch den sonst so kargen Boden. Man meint förmlich zusehen zu können wie ungeahnte Kräfte die Natur genährt haben. Wir sind immer wieder überrascht wie tatsächlich grün die Wüste sein kann.

 

Am Lac Irici allerdings hatten wir Glück, dass die großen Regenfälle schon wieder einige Tage zurück liegen. Wären wir nur zwei Tage früher dran gewesen, wäre eine Überquerung nicht möglich gewesen. Man möchte es vielleicht nicht glauben, aber schon wenige cm Wasser können für unseren Dicken eine derart matschige Unterfläche gestalten, aus der er mit seinen Riesentatzen von alleine nicht mehr rauskommt. Und dann plötzlich aus dem Nichts taucht in der Ferne dieser ausgedörrten Fläche ein Häuschen auf … das Cafe Titanic macht seinem Namen alle Ehre – hier war bis vor Kurzem Land unter. Noch ein paar weitere Optimisten haben ihre „Cafes„ ins Nichts gesetzt und warten auf die ebenso wenigen Verwegenen die diese Einöde durchqueren.

 

 

 

Wir kommen wir gut voran, halten uns aber penibel von den dunklen Stellen fern. Nach 2 – 3 Oued Durchfahrten die dann doch ziemlich verschlammt sind, ist es geschafft. Wir haben wieder sicheren Boden unter den Rädern und finden einen gut geeigneten Platz auf einer Reg Fläche im Angesicht eines Tafelberges. Wie Sandkuchen kleben die verbliebenen Steintürme an der Spitze und trotzen den Gewalten  Wind und Wetter. Unter ihnen bröselt das mürbe gewordene Gestein nur so weg. Wirklich bizarre Formen hat die Erosion hier hervorgebracht, eine Spitze sieht aus wie ein Tajin-Topf – jetzt ist es Gewissheit,  wir haben uns nicht verfahren. Die Landmarke vor Foum Zguid ist erreicht.  Die untergehende Sonne verwandelt den Himmel in ein Flammenmeer – eine wunderschöne Belohnung für einen anstrengenden Tag. 

 

Aber dennoch, die in Summe gut 550 km Piste die wir in den letzten 14 Tagen zurückgelegt haben ermüden schon auch etwas. So gönnen wir uns wieder eine Verschnaufpause in einem „nicht üblen“ Camp am Ausgang des Erg Chegaga.