Am Lago di Atitlan

Ein weiterer  Fixpunkt auf unserer Reise durch Guatemala war Chichicastenango – so wie er  dies wohl für jeden Guatemalareisenden ist. Touristen hin, Kommerz her – „Chichi“ ist etwas Besonderes. Die Stadt lebt in zunehmendem Maße vom Handel mit Kunsthandwerk, und an manchen Markttagen kann das Zahlenverhältnis zwischen Einheimischen und Touristen angeblich  schon mal ausgeglichen sein. Wir allerdings erlebten es nicht so, wie wir uns auch in keiner Weise von Taschen- und sonstigen Dieben bedroht gefühlt haben , so wie wir auch auf dieser Reise überhaupt noch nicht das Gefühl hatten dass diese Länder von Touristen überschwemmt werden . Vielleicht trägt auch die negative Presse ihren Teil dazu bei , wie eben immer  Medien  Gefühle , Emotionen und Meinungen steuern . Bisher ist nichts davon wahr – wir fühlten uns noch in keiner Sekunde unsicher – bis auf das Reisen in guatemaltekischen Bussen .  Vielleicht strahlen wir  aber auch so viel Autorität aus dass sich niemand an uns herantraut, oder wir hatten auf unserer gesamten Reise bisher einfach Glück.

 

In Chichi kann man alles kaufen, was das Souveniersherz begehrt. Wir nennen seither zwei große Quezal-Masken unser Eigentum (das Haus mit einer dafür freien Wandfläche muss allerdings erst geschaffen werden…), zwei farbenprächtige Tisch-oder Wandläufer und ein bissl Schmuck (weil der ist ja nun wirklich nicht schwer!). Christians unbändige Liebe zu Hängematten wäre uns fast zum Verhängnis geworden – hieße dann nämlich fortan einen zusätzlichen Gepäckträger engagieren zu müssen….. Da bleib ich doch lieber bei meinem zierlichen Schmuck!

 

Zu Chichi gehören auch Maya-Riten  ….. wir haben einer beigewohnt. Wir sind uns bis heute nicht im Klaren, ob dieses Räucherspektakel vom Bürgermeister subventioniert wird, oder ob es den Aktivisten tatsächlich was bedeutet. Manches bleibt auf Reisen wohl  stets im Verborgenen.

 

Trotz all dem Rummel und z.T. auch bestimmt wohlhabenden Händlern darf man nicht übersehen dass es eine Vielzahl von Menschen gibt die sich mit Klein – und Kleinstunternehmen über die Runden bringen (müssen ) .  Und so sieht man dann am Ende eines Markttages wie diese ihre Habseligkeiten zusammenpacken und Waren , Marktstand und eventuelle Sitzgelegenheit gesamt am  arbeitsgebeugten Rücken wegschleppen um sie am nächsten Tag wieder irgendwo aufbauen und hoffen eine entsprechende Menge Orangensaft zu verkaufen oder entsprechend viele Schuhe putzen zu dürfen um ihre Familie zu ernähren. 

 

Auch diese Stadt liegt wieder relativ hoch in den Bergen, und somit war unsere Weiterfahrt Richtung Lago di Atitlan wieder ein rasanter Höllenritt die Serpentinenstraße talwärts. Es hat uns auch nicht wirklich verwundert, einen dieser Busse auf der verkehrten Straßenseite im Rinnstein liegend anzutreffen. Gottseidank ohne Personenschaden und natürlich froh, dass es nicht uns erwischt hat. So kamen wir also wieder mal ziemlich durchgerüttelt aber heil am Atitlansee an. Man stelle sich einen See in 1562 m Höhe und einer Ausdehnung von 130 km2  vor, umrahmt von drei majestätischen  Vulkanen, dem Atitlan , dem Toliman und dem San Pedro, ewiges frühlingshaftes Klima   – voilà -  das ist der Atitlàn-See. Nicht umsonst wird er als einer der schönsten Seen der Erde gepriesen .  Stundenweise vergönnt uns das Wetter einen Blick auf das azurblaue  Wasser, dann wieder beanspruchen Nebelbänke die Vulkanspitzen für sich. Tagsüber ist es angenehm frühsommerlich warm, sodass wir erstmals auch das kühle Nass genießen, am Nachmittag  führen die berüchtigten Fallwinde des Sees zu erhöhtem Wellengang und Christians Katamaranherz macht Luftsprünge. Weniger das Fotografenherz , der See mit seiner atemberaubenden Umgebung will und will sich nicht in seiner ansonsten kristallklaren Luft präsentieren und ist meist dunstig – diesig .   

Wir sind in diesen Tagen beide etwas angeschlagen und deshalb überaus dankbar für diese wunderschöne erholsame Umgebung. Wir haben uns am absolut schönsten Fleck an diesem See ein HÄUSCHEN DIREKT AM Wasser mit Blick  quasi von der Bettkante auf den See gemietet, genießen die Ruhe und versuchen auf diese Weise wieder zu unserer gesundheitlichen Höchstform aufzulaufen – wir  sind bereits wieder kurz davor – hust, schneuz, hust…..

 

Diese Ecke des Sees wird von zumeist europäischen selbsternannten Yogis , Gurus und sonstigen esoterisch an – oder auch einge(r) hauchten Selbstdarstellern heimgesucht . Und so sieht man dann also dreatlockgeschmückte  Rastafaris die auf die Erleuchtung warten unter Energiepyramiden ruhen oder ganze Scharen von „ hier Angekommenen „ bei Flöten- und Harfenklang dem Nichtstun frönen . Ich habe ja  schon einmal den Muezzin zitiert ,…. und so schallt auch hier des Abends der mittlerweile bierdunstintonierte meditative Gesang mehrerer pseudo Hare Krishnas , leider mikrofon- und lautsprecherverstärkt,   durch die laue Abendluft ….ja , ja,….da kann der Techniker nix damit anfangen…... eigentlich ist`s einfach nur ein harmloses Hippiedorf mit unzähligen Yoga-, Shiatsu- und Meditationshäusern – ein bisschen anders  (!) zugegeben.