Mit dem Bus durch Guatemala

Die beste Art  Guatemala richtig kennenzulernen, ist den Bus zu nehmen – und das haben wir in den letzten drei Tagen zur Genüge getan. Einmal brauchten wir  5 (!) Busse en suite um von einem Ort zu unserem nächsten Ziel zu kommen, am nächsten Tag schafften wir es mit drei. Wir kennen jetzt alle Facetten des Busreisens hier – und dies sind Erlebnisse der besonderen Art, die wir nicht so schnell vergessen werden.

 

Alte  amerikanische Schulbusse die schon bessere Zeiten und vor allem bessere Straßen erlebt haben und irgendwann ausrangiert worden sind ,  sind hier für noch ein paar hunderttausend Kilometer gefragte fahrbare Untersätze.

Rostig und unansehnlich werden sie hier vor dem Einsatz richtig aufgemöbelt und in Form gebracht , bunt lackiert , mit chromblitzenden Stoßstangen versehen  sind sie der Stolz jeden Fahrers . Jedes Busteam besteht aus 2 Personen , dem Fahrer und seinem Gehilfen . Der Fahrer fährt , der Gehilfe macht den Rest , heißt , er wäscht , tankt , brüllt  wie ein arabischer Muezzin permanent aus der offenen Bustür das Fahrtziel, um Fahrtgäste anzulocken , verstaut das Gepäck – ja , verstaut das Gepäck – das muss etwas näher erläutert werden . Nachdem offensichtlich auch hier die Devise  Zeit = Geld gilt,  wird gefahren auf Teufel komm raus . Wenn nun Gepäck am Dach zu verstauen ist – und es muss so ziemlich alles rauf was größer als eine kleine Tasche ist , denn in den Bus müssen Menschen die Quezales bringen  und kein Gepäck , so bleibt der Bus nur minimalste Zeit stehen , wenn überhaupt , der gute Junge turnt dann wie Tarzan  an der Leiter außen am Bus hoch , wirft das jeweilige Gepäck über die Dachreling und bindet es fest . Das alles mittlerweile in voller Fahrt . Wir raten dann bei solchen Aktionen immer bei welchem Fenster er dann wieder vom Dach hereinkommt.

Während so mancher Fahrt kamen wir uns vor wie in der Geisterbahn – zumal ich mir auch dort immer wieder mal die Augen zugehalten habe.  Am Rummel, wie auch hier bin ich manchmal froh, wenn der Höllenritt sein Ende nimmt.

 

Und so o füllt sich während der Fahrt einerseits der Bus , andererseits wird der Gepäckaufbau am Dach immer höher . Und dies geht so weiter bis irgendwann im Bus dann  wirklich kein Platz mehr ist . Voll ist wenn der Bus wirklich voll ist und ich meine damit auch wirklich voll . Für europäische Verhältnisse unvorstellbar. Und immer noch möchten Menschen mit . Dies funktioniert dann so, dass wenn noch weitere Menschen am Straßenrand warten um mitgenommen zu werden der Busfahrer nur mehr mit dem Daumen nach oben zeigt was soviel heißt wie : am Dach geht´s noch. Und so füllen sich auch die Logenplätze im oberen Geschoß langsam , na wenigstens die Aussicht und  Luft sind da oben besser .

 

Inzwischen ist unser Bus also prall gefüllt mit einer illustren Schar von Menschen , Männer mit Macheten die auf ihre Felder fahren , Frauen die mit ihren Waren zum Markt fahren oder eben solche die den Einkauf nach Hause bringen . Kinder , manchmal Hühner (aber nur kleine Küken !) , Weiße , Indios , und dazwischen eingekeilt wir drei Touristen .  Irgendwann mal hat Christian die Flucht ergriffen, als zwei Indiofrauen mit ihren Kindern sich auf seine ob der langen Beine bis dato eisern verteidigte Zweierbank gesellten – letztlich saßen dort dann zwei Frauen und fünf Kinder!

 

So geht es also los , und es geht richtig los . Der erste Gang knirscht und es  kracht gewaltig denn das Getriebe ist nicht synchronisiert , die weiteren 5 wirft der Fahrer im Akkordtempo ein und beim zehnten Gang angekommen glaubt man dass der Teufel hinter Bus und Fahrer her ist . Der Motor heult und schreit sich seine altersschwachen Pferdestärken aus dem Gussgehäuse , man möchte meinen dass die Kolben versuchen an die Zylinderköpfe zu trommeln  und  es ist erstaunlich welche Steigungen diese antiquierten Fahrzeuge schaffen.   Den Berg runter wird im Leerlauf gerollt um Schwung für den nächsten Anstieg zu sammeln , in den Kurven hat man jeweils das Gefühl dass die Fliehkraft die Haftreibung überlisten möchte – aber bisher ist es zum Glück gut gegangen – hoffen wir dass dies auch weiterhin so bleibt.