Lost in the pampa

Nachdem widrige Wetterbedingungen uns vorzeitig aus der Dschungelregion wieder abreisen ließen, machten wir uns neuerlich auf ins Hochland und erreichten das kleine Städtchen Comitán. Am Weg dorthin wurde sehr schnell klar, dass wir urbanes Flair verlassen und uns ins sehr ländliche und deutlich ärmere Gegend  begeben. An dieser Stelle sei dem Herausgeber des Loose Guidebooks  gesagt, dass Comitán entgegen seinen Aussagen  an nennenswertem kolonialen Flair außer einem ganz netten Zocalo aber schon wahrlich nichts zu bieten hat.

Aber was ist das ? Wieder haben wir Glück ! Heute ist Karneval ! Und somit sind wir plötzlich inmitten einer zuerst ernsten christlichen Prozession während der Unmengen von Blumen und Zweigen zur Dorfkirche gebracht werden um  diese alle am Eingang zu drapieren. Danach geht es aber erst so richtig los : Ein Faschingsumzug auf mexikanisch . Das ganze Dorf ist auf den Beinen es wird gesungen und getanzt und natürlich getrunken . Und so findet sich neben so mancher Dorfschönheit der Ein oder Andere der nicht mehr ganz alleine ist .

 Also wir natürlich, als die einzigen Touristen, mittendrin. Bei näherer Betrachtung des Spektakels hatten wir dann  den Eindruck uns am Dorffest von Hitzendorf oder am Maxlaunmarkt von Niederwölz zu befinden – und nicht dass dies unbedingt schlecht sein muss. Christian hat`s ohnedies richtig gut gefallen….. Unterschied war auch, dass es  hier keine Lebkuchenherzen und Blasmusik  gab, sondern undefinierbare Kringel in Chillipulver und eine Mirimbacombo , die dafür ziemlich blechern spielte.

Wie auch immer, es war uns sehr nach einem Bier zumute, aber es wollte uns in dieser Stadt einfach nicht gelingen, jenes käuflich zu erwerben – wir haben schlichtweg keines  gefunden. Und die Mexikaner haben uns ständig in die falsche Richtung geschickt (es kann nur daran gelegen sein).  Auf der anderen Seite gab es genügend  Ortsansässige, die ganz  eindeutig mit irgendeinem flüssigen Extrakt zu ihrem schwankenden Gang gekommen sein mussten  – diesen wollten wir dann aber doch erst gar nicht ausprobieren…... – Lost in the pampa!

 

Am nächsten Tag starteten wir neuerdings mit voller Energie (na ja?) und mit vollem Gepäck per Bus Richtung Lagos de Monte Bello. Wir sind mittlerweile in der Klasse „Chickenbus“ unterwegs. Die Fahrer brettern auf den schnurgeraden Straßen was das Fahrgestell hergibt, gebremst nur von den unzähligen Bodenschwellen, die eine abrupte  Geschwindigkeitsreduktion erfordern. Christian sitzt in Ermangelung der dafür nötigen Bandscheibendämpfung pfeilgerade in dem kleinen Bus, den Blick starr nach vorne gerichtet in Erwartung der nächsten Schwelle. Da die Lagos wieder deutlich tiefer liegen, erwartete uns leider ähnliches Wetter wie wir es bereits im Dschungel hatten – nur nicht so warm. Also neblig und dafür feucht. Es ist einfach eine Spur zu kalt, als dass die Sonne die aufgestaute kalte  Luft erwärmen könnte. Die Lagos sind demnach nicht azurblau (so wie im Loose beschrieben) sondern matt grün, und die Gegend erinnert uns ein bisschen an den Packer Stausee bei trübem Wetter. Es soll dennoch gesagt sein, der Nationalpark ist sehr schön, so manche Cabana  am Seeufer lässt vermuten, dass der morgendliche Blick über das Wasser ein Highlight sein könnte – aber nicht heute, nicht bei diesem Wetter.

Also entschließen wir uns kurzerhand nach einem Spaziergang wieder unser Gepäck zu schultern, steigen in den nächsten Chickenbus, Christian sitzt wieder pfeilgerade und ab geht`s, zurück in unser wunderbares Städtchen Comitán.

 

Aber diesmal wollten wir es besser haben! Christian macht sich auf, ein neues, besseres Guesthouse zu suchen und wird auch fündig! Beim letzten hatte er nämlich gemeint, er musste sich in der Nacht am Bettrand festkrallen  um nicht in die Mulde in der  Mitte zu rollen, in der ja ich schon lag…..

Wir finden ein großes Zimmer mit 3 Betten, 2 Tischen und 2 Sesseln, TV (spanisch) und Balkon.  Stress vorbei, sitzen mit 2 Cervezas am Balkon, haben Wifi und Christian versucht aus dem Web einen Tatort vom ARD runterzuladen. Das brauchen wir heute!