Kalkutta

Die einstmals britische Metropole erreichen wir bei aufgehender Sonne mit dem Nachtzug aus Varanasi . Zugfahren ist in Indien ein angenehmes Mittel sich in angemessener Zeit über große Strecken zu bewegen . Einerseits ist es deutlich sicherer als der chaotische Straßenverkehr , andererseits spart man Zeit da man in der Nacht unterwegs ist , weiters lernt man die Indische Volksseele wieder ein Stück näher kennen.  So ist unser Schlafabteil in der 3. Klasse – eigentlich für 8 Personen ausgelegt – übervoll mit Familie , Kind und Kegel . Da wird diskutiert , gelacht , gegessen , ein bisschen gekocht .  Zuerst wissen wir nicht so recht wo wir uns und unser Gepäck abstellen sollen , bald aber wird Platz gemacht und auch für das Gepäck findet sich ein Eckchen , bis gegen 21 00 Uhr sind dann die überzähligen Reisenden in anderen Waggons untergekommen und wir können uns auf unseren „ Betten „ ausstrecken und Kolkata entgegenrumpeln.

 

Auch wenn ich schon oft in Indien war ist es immer wieder faszinierend hier zu sein . Wenn man auf die Straße geht und in die eine Richtung sieht, steht da eine meditativ kauende Kuh im dichtesten Straßenverkehr , auf der anderen Seite drängen sich Frauen in schillernden Saris zwischen Rikschas und   Enfield Motorrädern hindurch. Ein Junge hastet mit einem Tablett gefüllter Chai -  Gläser vorbei und ein Wahrsager deutet auf eine Tafel mit astrologischen Symbolen . Plötzlich ertönt der Ruf zum Gebet von der Moschee um die Ecke wie eine Sirene . Wenn man all dieses sieht , hört , empfindet – dann weiß man, dass man angekommen ist – in Indien .

 

Wir treffen meinen alten ehemaligen Arbeitskollegen Abul und verbringen ein paar nette Stunden mit ihm und Gesprächen über Erlebtes und die Vergangenheit .  Schließlich bin ich mit ihm an die 15 Jahre durch Indien gereist und es gab so einige Anekdoten zu diskutieren .

 

Kolkata ist nicht wirklich eine eigene Reise wert aber es liegt auf unserem Weg , dient eigentlich mehr als Ausgangspunkt für Darjeeling und Sikkim . Aber  auch hier kann man wie so überall interessante Dinge finden und Geschichten erleben . So hatten wir wegen bereits längerer Abstinenz schon deutlich Lust auf ein kaltes Bier ( Varanasi ist eine total „ trockene „ und vegetarische Stadt ) und tatsächlich haben wir schon bald einen Wine shop gefunden . Rein ins nächste Straßenlokal und vorsichtig gefragt ob wir zu unserem Essen wohl ein Bier trinken könnten . Nach anfänglichem Zögern gab uns der Wirt das OK wenn wir das Bier auf den Boden unter den Tisch stellen würden . Also zurück zum Wine shop , 2 kalte Flaschen Bier gekauft welche feinsäuberlich in Zeitungspapier gewickelt wurden um sie damit „unkenntlich“ zu machen. Es ist nur lustig dass man immer wieder  Leute mit gesenktem Kopf  und eingewickelten Flaschen durch die Straßen eilen sieht. Als wir mit unserem Einkauf dann im Lokal ankamen hatte den Wirt der Mut verlassen und nix war es mit dem Bier – zumindest nicht zum Essen . Trotz Anstrengung war es dann nicht möglich ein Lokal zu finden wo Essen UND Trinken möglich waren und bevor  das gute Bier warm wurde sind wir zurück in unser Guesthouse  und haben es dann eben da getrunken . Andere Länder andere Sitten …..!!

 

Hier gibt es auch die letzte Bastion der barfußlaufenden Rikschafahrer  die mit purer Muskelkraft im Laufschritt 2 Personen durch die Straßen ziehen .

 

Kolkata ist keine Touristenmetropole und so gibt es außer einigen 5* Hotels  keine wirkliche Backpackerszene und so ist es auch entsprechend schwierig für uns annehmbare und einigermaßen angenehme Orte und Lokale zu finden . Wir besuchen einige Sehenswürdigkeiten wie das Viktoria Memorial , den Blumenmarkt , das Indische Museum und machen auch einen Besuch im Mother Teresa Motherhouse wo die Novizinnen ausgebildet werden und auch Mutter Teresa bestattet ist . Ein berührender Besuch wenn man sich vergegenwärtigt dass ein Mensch sein ganzes Leben in den Dienst Anderer gestellt hat und all seine eigenen Bedürfnisse hintangestellt hat . Wer von uns wäre wohl in der Lage und bereit nur einen Bruchteil davon zu investieren ?

Noch heute gibt es weltweit 750 Stätten des Ordens „ Missionarinnen der Nächstenliebe „

 

Nach 4 ziemlich anstrengenden Tagen freuen wir uns nun auf das uns sehr vertraute Bangkok.