Entlang der Route´de Salate`

4          Entlang der Routé de Salaté

 

Soll man in Reiseberichten immer nur vom Schönen und Abenteuerlichen berichten? Um anderen lange Zähne zu machen und zu zeigen, wie toll man es hat? Nur leider ist es ja nicht immer und nur so. Wenngleich, abenteuerlich und außergewöhnlich ist auch Folgendes….

Fährt man am Balkan nach Süden, dann wird man von einer Sache ständig begleitet – von Schmutz! Was auf französisch ja geradezu melodiös und scharmant klingt – salaté – heißt trotzdem einfach nur DRECK! Die ob der frühen Jahreszeit jetzt häufig noch blattlosen Bäume sind „geziert“ von Plastikfetzen allerlei Couleurs. Der Straßenrand sieht abschnittsweise so aus, als ob der Müllkipper vergessen hätte, seine Ladeklappe während der Fahrt zu schließen. Und so mancher Graben ist aufgefüllt mit Unrat. Einfach nur scheußlich und unverständlich!!!! Und noch eines…. Ich weiß schon, es gibt nicht überall öffentliche Toiletten. Aber kann mir bitte jmd. erklären, weshalb am schönsten Plätzchen im Pinienwald unzählige „Scheißpapierln“ die Landschaft verschandeln müssen? Man kann dasselbe mitnehmen, vergraben oder verbrennen – alles wäre besser. Aber nein, viele verwenden noch mit großer Freude Feuchttücher, damit das Verrotten noch ein bisschen länger dauert! Daneben fehlen Fabriken Filteranlagen und viele Kläranlagen sind in erbärmlichem Zustand, so es sie denn überhaubt gibt – also stinkt es auch. Auch auffällig wird in diesen ärmeren Ländern (v.a. in Bosnien und Albanien) vielerorts ausschließlich mit Holz geheizt – weil eben nur das zur Genüge vorhanden ist - Feinstaub - man weiß es schon ...... Man kann das ja alles durchaus verstehen, wie anders sollte es denn sonst gehen. Umfassenden Umweltschutz leistet sich nur, wer reich ist – oder eben so komplett anders lebt, dass keine überflüssigen Ressourcen verbraucht werden – und dann ist es ja auch nicht nötig. Und da fallen mir nur noch indigene Naturvölker ein. Andersrum hab ich das auf dieser Welt noch nirgends sehen können. Alle Staaten, die unserem Reichtum nacheifern, machen vorerst mal unglaublich viel Dreck, ohne Rücksicht auf Klimaziele.  Wir wenigen mitteleuropäischen Staaten hingegen – und das muss halt auch mal gesagt sein – werden, um das Weltklima zu retten, „bis zum Exzess zwangsweise vergrünt“,  während der Rest der Welt nicht mal im Ansatz mithalten kann und viele auch gar nicht wollen.  Es scheint mir so, als ob  die für diese Sache verantwortlichen Politiker ( die zumeist für das Amt das sie ausüben keinerlei Ausbildung

mitbringen ) niemals ihr schönes 5* Hotel verlassen und mit offenen Augen durch die Gegend gehen. Wie kann es sonst auch sein, dass Umweltkonferenzen in Orten wie z.B Sharm El Sheik abgehalten werden, und niemand auch nur im Ansatz den unglaublichen Dreck und die totale Umweltzerstörung in den Medien zeigt, die man buchstäblich um jede Ecke findet ? Aber das ist wissenschaftlich evident, wenn man es denn sehen wollte. Also vielleicht wäre mehr Augenmaß sinnvoller und auch die größere Motivation für andere.

Abgesehen davon, ist die Balkanroute nach Süden eine sehr lohnende. Augen zu, vorbei am Dreck, den Blick nur auf die herrliche, oft wilde Natur gerichtet, in der Freicampen noch erlaubt ist, wo das Bedürfnis nach Freiheit noch ein klein wenig mehr gelebt werden darf. Urbane Gebiete entbehren hingegen oft jener charmanten Attribute, die uns in Italien oder auch GL so faszinieren. Aus der Auslage stechen mir dermaßen kitschige Brautkleider entgegen, die Ihresgleichen suchen. Vorbei an Gorenje Waschmaschinen, dazwischen Plastikblumen und riesige Teddybären, die ich sonst nur vom Jahrmarkt kenne. In den Cafés sitzen fast ausnahmslos ältere Männer, meist in dunklen Anzügen, vielleicht auch im Nadelstreif. Die junge männliche Generation sponsert dagegen fast ausschließlich die Hedgefonds von Adidas, Puma  & Co. Eine Mischung aus kommunistischen Altlasten und muslimischen Gepflogenheiten, ein bisschen laissez faire und der sicher große Wunsch, am Reichtum Mitteleuropas anzuschließen – doch das braucht noch viel Zeit, scheint mir. Die alten Mercedes-Karossen als Statussymbol sind allgegenwärtig, daher auch unzählige Lavazh (Autowaschstraßen) entlang der Route! Aber Achtung auf den Straßen, da tun sich immer wieder Löcher auf, dann wieder eine Bodenwelle, völlig unerwartet und ohne Ankündigung. Und wenn Christian nicht rechtzeitig in die Eisen steigt, schaukeln sich unsere 12 Tonnen jedes mal bedrohlich auf und es ächzt im Gebälk.

 

So bleiben mir auch diesmal von der Routé de Salaté nicht nur positive Eindrücke, dennoch viele gute! Jetzt aber ist die Freude groß, zu den Hellenen zu kommen – Hellas Greece!