Neuer Aufbruch ins Abenteuer

Holzberg – am Fluss Korana (südlich von Karlovac)

 

Fast zwei Jahre war Styros ziemlich auf Eis gelegt, nur zwei kurze Ausflüge waren ihm vergönnt. Erst jetzt wieder haben wir ihn für eine richtig große Reise fit gemacht. Bereits Wochen davor war Christians Schreibtisch mit Listen tapeziert, in dem Bemühen nur nichts zu vergessen. Nichts, das wir mitnehmen möchten und auch nichts, das noch einer technischen Überprüfung bedarf. Auch unser Haus bekam einen neuen Schliff, Fotovoltaik am Dach und neuen Wasseranschluss in der Erde. Seine Telefonate mit Behörden und Handwerkern schienen nicht enden wollend – seine Geduld hingegen schon. Am Ende hat seine Beharrlichkeit gesiegt. Es gab da also schon so einiges noch im Vorfeld zu tun. In meinem „schlauen Buch“ füllte sich ebenfalls Seite um Seite, natürlich bei weitem nicht so geordnet, wie auf Christians Listen. Immer wieder eröffnete ich ein Blatt, fügte dann auf einer neuen Seite Gleiches mit Gleichem zusammen und ordnete in einem weiteren Schritt Ähnliches aneinander. Glaubt mir, auch so kann ein System entstehen! Die Frage ist ja nur, wie der Kopf so tickt, oder? In einer Zeit, in der die Welt in Trümmern lag, Ende des 19.Jhd., proklamierte Francis Picabia das Zitat „Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann“. Womit bestätigt wäre, aus Chaos kann wieder Neues, vielleicht auch Ordnung, entstehen. Manchmal hab ich das mit der Ordnung ja nicht recht geglaubt. Immer dann, wenn Gedanken im Kopf wie in einem Teilchenbeschleuniger hin und her sausen, nur dass die Sache leider keine Energie produziert, sondern sie vielmehr verbraucht hat. Und dann Christian zu beobachten, wie er zwar oft genervt, aber trotzdem immer fokussiert und zielstrebig nach vorne geht, hat mir wahrlich nicht nur Mut gemacht. Aber so ticken wir zwei nun mal – völlig anders und doch wieder im Gleichschritt J.

Wenn ich in diesen Reisepausen zu Hause wieder mein System gefunden habe, ich mir alles mit Arbeit, Freunden und Familie so richtig gut eingeteilt habe, dann kann ich mich in dieser mir so vertrauten Gewohnheit auch so richtig wohl fühlen. Meine Agenda bezieht sich dann ganz auf Heim und Haus J und ein neuerlicher Aufbruch fühlt sich ein klein wenig wie Abschiednehmen an. Wieder ganz anders als für Christian, der innerlich schon bebt, da die heimatlich starre Erde unter seinen Füßen ihn schon zu verschlingen droht. Ihm wachsen dann Flügel, mir nur Federln, mit denen ein Abheben nicht sofort möglich ist. Aber wie schon gesagt, der Kopf ist rund, und auch mein Denken formiert sich neu – es braucht nur etwas länger. Vor allem braucht es diese lange Leine vom Kopf zum Herzen, die Freiheit gibt und Sicherheit schafft. Nun gut, so war also dieser Start in das neue – alte – Abenteuer, das zuvor Corona ein so jähes Ende beschert hatte. Trotz Erfahrung, trotz guter Planung, trotz großer Vorfreude fährt immer wieder ein bisschen Nervosität auf den ersten Kilometern mit – und für den echten Reiseflow braucht es wohl noch ein paar mehr.

Doch einen ersten Schritt ins spannende LKW-Reiseleben haben wir mit unserem Standplatz an der Korana in Kroatien bereits getan. Wir fühlen uns wohl, das Campingleben kann beginnen – für uns ist`s pures Glamping – keine Frage!

Als spannend stellen sich gleich zu Beginn auch noch ein paar andere Details heraus: Kaum sind wir auf unserem ersten Standplatz angekommen, bemerkt Christian, dass unsere Lichtmaschine unsere Batterien nicht lädt. Soll heißen, wir wären auf Solarstrom angewiesen! Das wären bei unserer Konfiguration keine guten Voraussetzungen für eine lange Reise. Also verbringt Christian die nächsten Stunden kopfüber in der Elektrikkiste unter der Sitzbank und siehe da, Strom kommt wieder an J. Für mich ja alles immer wieder wie ein Zaubertrick! Nicht ganz so erfolgreich war er, als es darum ging, unsere Nespresso-Maschine anzuwerfen. Oh Schreck, sie saugt kein Wasser an. Und leider ließ sich das Problem bis heute (Tag 5 der Reise!!!) nicht lösen. Wirklich gute Dinge brauchen offensichtlich mehr der Zuwendung und ich hoffe, dass meine Maschine diese bald bekommen wird! Wieder rasch erfolgreich war er, als das Motorrad nicht anspringen wollte! Die Batterie hatte sich durch ein defektes Netzgerät selbst entleert. Dieses Problem war aber dann auch wieder bald behoben. Man sieht es schon ganz deutlich, meine ich!!! Die Prioritäten sind klar! Aber ich weiß schon, ohne Strom macht meine Nespresso erst recht keinen Pieps und sie fährt auch nirgends mit uns hin – und ich bin auch schon ganz friedlich….. 

Wir fahren diesmal mit zwei Freunden, die ihre Jungfernfahrt in ihrem Steyr absolvieren. Ich will also gar nicht erst mutmaßen, wie lange Heinrichs und Ullis Listen sind – ich verspreche den beiden allerdings, die Listen werden zwar kürzer, verschwinden aber nie ganz! Wir sind den beiden rund zwei Wochen voraus, erwarten sie also zu Ostern in Griechenland. Zu viert ist das Eierpecken einfach lustiger. Wir warten und freuen uns auf EUCH!