Abu Dhabi

Wir beschließen, die letzten 4 Nächte in Abu Dhabi zu verbringen. Genug Wadis, genug Geröllpisten, wieder was Neues entdecken. Abu Dhabi empfängt uns mit schnurgeraden Autobahnen, beleuchteten Trassen über wüstenartigem Land. Dieses ist das größte der 7 Emirate und auch das reichste. Für die Bewohner der Emirate war es Allah selbst, der ihnen das schwarze Gold brachte und ihnen so zu Reichtum und Glück (?) verhalf. Die einheimische Bevölkerung lebt ein, zumindest finanziell, sorgenfreies Leben. Vor den ersten Erdölfunden 1958, also noch gar nicht so lange her, lebte ein Großteil noch ein Leben als Nomade mit seinen Ziegenherden oder von der Landwirtschaft. Heute hat sich das drastisch verändert – in allen Emiraten. Der sprunghafte Übergang vom Mittelalter zur reichen Ölnation war nur durch das Wissen sowie die Arbeitskraft der vielen Ausländer zu bewerkstelligen. Nirgendwo sonst auf der Welt ist ihr Bevölkerungsanteil so hoch – nämlich 80 %!

Das Stadtbild in Abu Dhabi ist ausnahmslos modern und protzig, alt Gewachsenes scheint es nicht mehr zu geben. Die Frauen sind zwar fast alle verschleiert, doch nach den unzähligen Boutiquen zu schließen sind sie unter ihrer Abaya topchic gekleidet. Männer tragen fast ausschließlich Dishdasha, den weißen Kaftan. Alles ist unglaublich weitläufig, nachts übertrieben beleuchtet und entbehrt jeglichem Maß. Auch einige namhafte Architekten/Innen haben sich hier ein Denkmal setzen dürfen und so sind der Gigantomanie bei den Bauvorhaben keine Grenzen gesetzt. Na, so lange das Öl noch sprudelt kein Problem. Durchaus ambitioniert versucht man jedoch auch in andere Wirtschaftszweige zu investieren um für die Zeit „nach dem Öl“ auch weiterhin in Sorglosigkeit leben zu können.

Alles, wofür wir vordergründig mal unser Geld verdienen müssen, für Wohnraum, Bildung oder die Gesundheitsversorgung sind hier frei. Auch hier bekommt jeder mit der Ehe Wohnraum vom Emir geschenkt. Aber auch ich würde hier nicht unter den Rost fallen, sondern fiele in die „Kategorie hilfsbedürftig“ – nämlich gemeinsam mit Witwen und Behinderten und eben jenen über 40jährigen, die noch unverheiratet sind. Leider unvermittelbar …. aber der Emir lässt auch mich nicht hängen! Juhuh!

Man kann nicht sagen, das die Emire die Geschicke ihrer Föderation schlecht lenken würden. Sie haben nun mal unglaublichen Reichtum, lassen aber auch ihr Volk daran teilhaben, was ihnen ungetrübte Sympathien einbringt. Von jedem dritten Auto prangt das Kontafei des Emirs. Und dennoch bleibt ein Eindruck für uns maßgeblich zurück: die Dekadenz hat hier ein Heimatland gefunden. Was im Oman noch sehr behutsam geschieht, diese Erneuerung und Modernisierung in allen Bereichen, ufert  in den Emiraten einfach aus, brandet über ein Normalmaß hinaus. Nun gut, wir haben`s gesehen und das war`s auch schon – ein weiteres Mal würden wir die VEA wohl nur für einen flugtechnischen stop-over besuchen.