Gedanken

Wir haben den Oman nun 4 Wochen bereist und er ist so wie er uns beschrieben wurde, wie wir aus Büchern gelesen haben und auch so wie wir ihn in unseren Köpfen zu Hause modelliert haben. Und trotzdem haben uns die Eindrücke , speziell am Anfang , erschlagen. Nach wie vor sind wir von Asien inspiriert , viele  Menschen , Gewusel , Farben , Vegetation prägen das Erlebte und manifestieren sich im Kopf. Immer ist man als Fremder am Land umringt von neugierigen Kindern und Erwachsenen. Hier ist es Anders – das haben wir auch gewusst – trotzdem war es schwierig sich zu justieren und zurechtzufinden . Die Menschen nehmen kaum Anteil an unserer Gegenwart, keine Kinder kommen aus Neugier und schon gar nicht um zu betteln . Auch habe ich für meinen Begriff  noch kein so lebensfeindliches Umfeld erlebt . Verlässt man die ausgetretenen Pfade nur um wenige 100 Meter ist man umgeben von Apokalypse. Staubtrocken , kein Tropfen Wasser  , die Berge und die Landschaft übermächtig in ihrem Grau , nur Stein und Fels . Und etwas ocker und auch braun wenn Stein zu Staub wird oder man in der Sandwüste ist . Und dann die Sonne , die unbarmherzig vom Himmel brennt . Der Mensch ist ständig auf der Flucht vor diesem Glutball – man muss Schatten finden ansonsten wird man auf Dauer diesen Kampf verlieren . Es gibt auf den Straßen kein Leben so wie in Asien. Man geht raus um etwas zu besorgen oder zu erledigen , der Rest des Lebens spielt sich im Haus , im Schatten ab .   Und es ist schon November – nicht vorstellbar wie es hier im Juli und August sein muss.  Man muss wahrscheinlich hier geboren sein um dieses Land und die damit verbundenen Lebensumstände auch im Kopf auf Dauer aushalten zu können. Das Auge ist dauernd auf der Suche nach einem Kontrast , einem Farbkleks im ewigen Braun und Grau . Die Luft flirrt und zumindest jetzt noch ist sie auch mit Feuchtigkeit durchsetzt sodass der Blick in die Ferne getrübt wirkt . Gut zu verstehen dass die die es sich leisten können der  verhassten Sonne entfliehen und Urlaub in Zell am See am Gletscher machen . Ihr sehnlichster Wunsch dabei : Regen , Regen , Regen oder Nebel . In welch gesegnetem Land wir doch leben .

Und doch gibt es ihn , den Regen , aber wenn dann schießt er im Übermaß vom Himmel und die ungezügelten Wassermengen suchen sich ihren Weg durch die engen Wadis und nehmen alles mit was sich ihnen in den Weg stellt.

Aber Sonne , Regen , Berge , Staub , Stein und Sand haben auch ihre schönen , faszinierenden Seiten wenn man sich darauf einlässt . Es hat ein wenig gedauert um sich einzufinden aber es bleiben davon Eindrücke die man nicht vergisst. Grüne Oasen mit Dattelpalmen im sonstigen Grau der Steine, Wasserläufe , förmlich kleine Seen laden zum schwimmen und sich abkühlen ein. Es ist ein wunderbares Geräusch wenn sich Wasser durch die verschlungenen Falaj ergießt und die durstigen Felder bewässert. Dazwischen Menschen in ihrer traditionellen Kleidung geprägt von Gastfreundschaft wenn man ihnen näher kommt.

Die Wüste – unendliche Weite und Sandberge die eine  unglaubliche Ruhe und Stille ausstrahlen  und einem faszinierenden Sternenhimmel darüber. Geschwungene Unendlichkeit soweit das Auge reicht. Tausende Kilometer Küstenlinie wo das Gebirge oder Sand auf das Meer treffen.  Ein Land an Kontrasten , Erfahrungen und Erlebnissen  so vielfältig wie ein Kaleidoskop aus Farben. Nach anfänglicher Unsicherheit habe ich  dieses Land  - den Oman – liebgewonnen und ebenso die Freiheit als Individualreisender die man hier leben kann, schätzen gelernt . Eine Erfahrung die ich nicht missen möchte und mir eine Wiederholung gut vorstellen kann .

                                                                                                    Christian   


Gestern sind wir wieder aus dem Oman ausgereist und hinter uns liegen vier spannende Wochen in einem großartigen Land. Ich denke, wir hätten die Reise nicht besser gestalten können. Die Variante mit Zelt, eigenem Auto und so oft wie möglich offroad unterwegs war die absolut richtige Wahl. Wir waren als Selbstversorger perfekt ausgerüstet und es hat uns Dank Christian`s Planung an nichts gefehlt. Dass die äußeren Umstände sich nicht immer ganz diesem grandiosen Plan unterwerfen wollten, das muss man einfach zur Kenntnis nehmen. Dies erhöht dafür wiederum den Abenteuerfaktor! So wird mir diese Land ganz bestimmt in sehr guter Erinnerung bleiben.

Der alte Oman mit seinen Lehmstädten, die mehr und mehr zerfallen und der Vergänglichkeit des müde gewordenen Baumaterials anheim fallen. Ein Land, dessen bizarre Geländeformationen die Naturgewalten vergangener Jahrmillionen widerspiegeln. Dieses Land mit seinen freundlichen aber fast ungewohnt zurückhaltenden Menschen, mit der immanent präsenten Zurückgezogenheit ins Private, einem Bereich, der Fremden verborgen bleibt. Die Kluft zwischen Omanis, denen es weitgehend gut geht, und der Parallelgesellschaft aus Indern und Pakistani, ist deutlich sichtbar. Auch das ist Oman, wohl nicht anders als sonst überall auf diesem Planeten – wer es sich zu richten vermag, der tut dies auch. 

Ja und dann die Wüste, wie eine gefräßige amorphe Masse breitet sie sich überall dort aus, wo das Wasser aus den Wadis keine Chance hat, ihr Einhalt zu gebieten. Wie bedeutungslos doch Vieles erscheint, ja man selbst es wird, wenn man in dieser Weite der Dünenlandschaft fern jeglicher Zivilisation eine Nacht verbringt – einfach grandios! Und wenn ich es nicht wiederholt mit eigenen Augen gesehen hätte, ich könnte es nicht glauben, dass die Berge dieses Landes derartige Wassermassen speichern und dann plötzlich in einem kraftvollen und mächtigen Ausstoß wieder freigeben können. Riesige Täler, eben noch trockene Schotterarme am Fuße tiefer Schluchten werden dann zu gefährlichen und doch lebensspendenden Adern in ausgedorrter Erde. Und so ist es auch möglich, dass aus dem Nichts in der Landschaft plötzlich sattes Grün auftaucht und Oasen entstehen lässt. Welch ein  widersprüchliches und faszinierendes Land.

                                                                                                           Elke