Die Enklave Daba

Ein bisschen komme ich mir vor wie im Headquater einer Forschungseinrichtung … neben uns ein großer Geländewagen, ein Zelt in Tarnfarbe, jede Menge Equipment in Kisten und Taschen, ein Gaskocher, zwei Menschen an einem kleinen Klapptisch hämmern in ihre Computer, ein Kabelsalat über ihren Köpfen bis zur Autobatterie, ein Spannungswandler, eine provisorische Lichtinstallation für den nahenden Abend, und der einzige Akazienstrauch an diesem wunderschönen menschenleeren Strand schützt sie vor der immer noch erbarmungslos glühenden Sonne. Ja, eine dieser Personen bin ich und es fällt mir tatsächlich nicht ganz einfach, mich bei dieser Hitze zu konzentrieren.

 Nach einer sehr angenehmen Nacht hier am Strand beschlossen wir noch eine weitere Nacht hier zu verbringen. Christian hat gestern seine ersten wahren Wüsten-offroad-Erfahrungen gemacht und alles ist glatt gegangen. Ich lass ihn das dann aber lieber selber erzählen ….** 

Tagsüber stand ein Ausflug in die Berge am Programm, entlang des Wadi Bih. Die Wadis, das sind die eigentlichen Lebensadern dieses Landes. All das Öl könnte den Omanis nichts helfen, hätten sie kein Wasser, der einzig wahre sprudelnde Quell, der Überleben sichert. Die Wadis schneiden tiefe Täler inmitten der bizarren Bergwelt, Felswände ragen zu beiden Seiten steil empor. Und einmal im Jahr füllen sie sich mit Wasser, reißen zum Teil riesige Felsbrocken mit sich  und bringen doch das ersehnte Nass. Immer wieder stellen sie eine Gefahr für unvorsichtige Touristen dar, die in eben dieser Zeit ihr Auto mitten im Flussbett parken. Diese Gefahr droht uns heute nicht, wohl aber richtet sich unser Blick immer wieder mal besorgt nach oben, ob sich nicht einer der Felsbrocken nach unten bewegt. Es liegen ja doch einige auf der Straße und die müssen ja auch irgendwie dahin gekommen sein – vermutlich von oben. Insgesamt ist die Straße aber hervorragend präpariert. Vielerorts findet man Retentionsbecken, in denen das Wasser gesammelt wird, weil der extrem harte Boden nach der Trockenheit die Wassermassen gar nicht aufnehmen könnte. Nichts jedoch von diesem wertvollen aller Güter soll verloren gehen. Hier hat die omanische Regierung wirklich Großes geleistet und eine gut funktionierende Infrastruktur geschaffen. Und entlang eben dieses Wadi führt auch eine Straße quer durch das Land. Unglaublich, wie man hier Meter für Meter der Natur abgerungen hat, Gesteinsmassen aus dem Berg gesprengt hat, um diese Ost-West-Passage über die Berge zu ermöglichen. Immer wieder stellt sich uns die Frage, wozu eigentlich? Gibt es doch auch andere Querverbindungen etwas weiter südlich oder nördlich. Möglicherweise stammt all das aus Kriegszeiten, in denen sich die Kämpfer sicher bestens hierher zurückziehen hätten können. Wir werden noch versuchen, dies herauszufinden. Diese Gegend ist so lebensfeindlich und bizarr, so zumindest erscheint sie uns, dass wir auch keine Erklärung dafür finden, was Menschen dazu bewegt, sich hier anzusiedeln. Aber immer wieder passieren wir kleine Steinhäuser, einen Ziegenstall oder ein paar Felder. Wir befinden uns am Ende der Sommerzeit, der Regen wird erst in den nächsten Wochen einsetzen und so dominieren Grau und Braun diese Landschaft.

Wir sind beeindruckt ob der Mächtigkeit aber dennoch sehnt sich unser Auge sehr bald nach tröstlichen Farben, jeder noch so kleine grüne Farbtupfer eines Strauches, der die Sommerhitze überlebt hat, zieht unsere Aufmerksamkeit sofort auf sich. Immer wieder frage ich mich, was dies wohl mit den Menschen macht, wenn das Farbspektrum dermaßen eingeschränkt ist – fehlen dann Schwingungen, die der Mensch eigentlich brauchen würde? Oder ist eben das die normale epigenetische Anpassung. Uns fehlt hier auf jeden Fall etwas. Vorerst sind wir aber mal wieder zurück in unserem Strandcamp … und unsere „Forschungsarbeit“ geht weiter. Es ist mittlerweile früher Abend geworden und die Omanis kommen langsam aus ihren Häusern und nutzen die Kühle dieser Stunden für einen Strandspaziergang. Oder aber sie fahren wie wild mit ihren großen und PSstarken Karossen die Dünenlandschaft auf und ab – direkt vor unserer „Haustüre“….

 Also gut : Unser Offroad Buch bringt uns zu einem angeblich sehr schönem Zeltplatz am Ende einer langgestreckten Bucht .

Man soll ganz ans Ende fahren , da gibt es ein wenig Schatten . Und Schatten ist nebst Wasser das Zweitwichtigste Element . Als wir jedoch am Strand ankommen tut sich eine große Sanddüne auf die zuerst überwunden werden will . Nicht zu steil – aber immerhin . Jetzt haben wir so gar keine Erfahrung mit Fahren im Sand , wie gesagt die Düne wirkt nicht sehr mächtig – etwas lang vielleicht – sehen wir mal . Ich gehe auf Nummer sicher und fahre mal ein Stück gerade bergauf – wenn es nicht geht kann man ja wieder zurückrollen . Es geht nicht – nach 10 oder 15 Metern stecken wir schon . Also zurückrollen . Geht aber auch nicht – das Auto steckt wie festgeschraubt . Also dann mit Retourgang . Das geht gerade so , mit durchdrehenden Rädern graben wir uns zurück bergab und erreichen gerade wieder festen Boden bevor wir bis zur Achse eingegraben sind . Also so geht es nicht . Versuchen wir es auf einem ebenen Stück . Wir

kommen zwar etwas weiter bis wir wieder stecken , dafür kommen wir jetzt zurück fast nicht mehr raus – wir wissen ja – es ist jetzt eben und nicht bergab . OK . Das war ein Versuch um auszuloten was geht . Natürlich sind wir nicht so naiv um uns nicht gut vorbereitet zu haben – es war einfach ein Versuch was mit normal aufgeblasenen Reifen so geht – es geht nichts !

Wir lassen Luft raus , ca. 45 – 60 Sekunden , dann haben die Reifen nur mehr ca. den halben Normaldruck ,

Untersetzungsgetriebe rein , auf 2. Gang fixiert und es geht los . Ohne Probleme überwinden wir nun die Düne , fahren an den Strand auf den harten Streifen so ca. 10 Meter von der Wasserlinie und erreichen schon bald das Ende des Strandes . Richtig , unser Buch hat recht , ein schönes Plätzchen an den Felsen mit einer – na was wohl – richtig – einer Akazie . Die sind nämlich sehr wichtig . Geben Schatten , man kann den Duschsack sowie die Lampe über dem Tisch daran aufhängen und auch noch allerhand Anderes was Ziegen , Esel und sonstiges Getier nicht erwischen sollen . Wobei man bei den Ziegen vorsichtig sein muss – die können gut klettern – man muss also Stämme ohne Äste suchen ansonsten klettern die Ziegen auch da hinauf und fressen so ziemlich alles was sie finden . Nun gut , wissen wir also auch wie das so im Sand ist . Wenn wir keine Tankstelle finden um die Reifen wieder aufzupumpen nehmen wir unseren kleinen mitgebrachten Kompressor – das ist aber mühsam und dauert lange . Es ist klar – kurze Passagen können wir überwinden – für längere muss man wenigstens mit 2 Autos unterwegs sein – alles andere wäre grob fahrlässig . Wir haben 2 Wüstendurchquerungen vor uns , die Wahiba Sands und die Rub al Khali , für beide müssen wir auf unserem Weg ein zweites Fahrzeug Finden ansonsten müssen wir uns mit Stichstraßen zufrieden geben und rundherum fahren .